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Eine junge Frau fasst sich an den Kopf. (Symbolbild, Long Covid)

© Oliver Killig/dpa

Libido-Verlust und Haarausfall: Die lange Liste der Long-Covid-Symptome

Eine große Studie aus Birmingham benennt neue Corona-Langzeitfolgen – insgesamt 62 Symptome. Auch bisher unbekannte Risikofaktoren wurden ermittelt.

Jede achte Person, die sich mit dem Coronavirus infiziert hat, leidet noch einige Wochen oder Monate nach der Infektion an Long-Covid-Symptomen. Das fanden niederländische Forscher im Rahmen einer großangelegten Studie heraus.

Bislang zählten vor allem Symptome wie Müdigkeit (Fatigue), Atembeschwerden und der typische Geruchs- und Geschmacksverlust zu den häufigsten Langzeitfolgen einer Corona-Infektion.

Eine neue Studie der „University of Birmingham“, die im Fachmagazin „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde, legt nun nahe, dass die Liste der bislang bekannten Long-Covid-Beschwerden weitaus länger und vielfältiger ausfällt, als bislang angenommen.

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Für die großangelegte Untersuchung von Long-Covid-Symptomen verglichen die britischen Forscher:innen die Daten von 486.149 Corona-Infizierten mit denen von 1.944.580 Personen, die bislang nicht an Corona erkrankt waren. Die erwachsenen Studienteilnehmer:innen waren zwischen Januar 2020 und April 2021 an der Sars-CoV-2-Infektion erkrankt.

Das überraschende Ergebnis: Zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen zählen vor allem Haarausfall, Ejakulationsstörungen und eine verminderte Libido. Hinlänglich bekannte Langzeitfolgen wie Kurzatmigkeit oder Müdigkeit traten bei den Studienteilnehmer:innen im direkten Vergleich eher weniger auf und landeten auf der Liste der am häufigsten auftretenden Langzeitfolgen eher im Mittelfeld.

[Lesen Sie auch: Heilversuch bei chronischem Fatigue-Syndrom: Jahrelang kranke Patientin sagt, es gehe ihr besser (T+)]

Welche neuen Long-Covid-Symptome konnten festgestellt werden?

  • Verlust des Geruchssinns / Anosmie (Wurde bei Corona-Infizierten 6,49 mal häufiger festgestellt, als bei Nicht-Infizierten.)
  • Haarausfall (3,99 mal häufiger)
  • Niesen (2,77 mal häufiger)
  • Ejakulationsschwierigkeiten (2,63 mal häufiger)
  • Verminderte Libido (2,36 mal häufiger)
  • Kurzatmigkeit (2,20 mal häufiger)
  • Müdigkeit / Fatigue (1,92 mal häufiger)
  • Schmerzen in der Brust / Pleuritis (1,86 mal häufiger)
  • Heiserkeit (1,78 mal häufiger)
  • Fieber (1,75 mal häufiger)

Eine weitere neue Erkenntnis: Long Covid kann offenbar mit mehr Symptomen in Verbindung gebracht werden als bislang angenommen. So heißt es in der Studie, dass die „Weltgesundheitsorganisation“ (WHO) unter der klinischen Falldefinition von Long Covid aktuell 33 Symptome listet.

Long Covid: Mehr Symptome als bislang angenommen

Im Rahmen der Studie identifizierten die britischen Forscher hingegen 62 Symptome, die bis zu zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion auftraten und Sars-CoV-2 „signifikant zugeordnet“ werden konnten.

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In einem Artikel der „University of Birmingham“ resümiert der Hauptautor der Studie, Professor Shamil Haroon: „Diese Untersuchung bestätigt, was die Patienten den Ärzten und politischen Entscheidungsträgern während der gesamten Pandemie bereits mitgeteilt haben, nämlich dass die Symptome von Long Covid extrem breit gefächert sind“.

Von den Ergebnissen erhoffe sich der Forscher Verbesserungen in der Diagnostik und Behandlung von Long Covid: „Die von uns identifizierten Symptome sollten Ärzten und Leitfadenentwicklern dabei helfen, die Beurteilung von Patienten mit Covid-19-Langzeitfolgen zu verbessern“. Darauf aufbauend ließen sich Überlegungen anstellen, „wie diese Symptombelastung am besten bewältigt werden kann.

Neue Risikogruppen für Long Covid

Die britische Studie untersuchte neben den konkreten Symptomen auch bestimmte Risikofaktoren, die zu Long Covid führen können.

Tatsächlich zeigten die Ergebnisse, dass Frauen deutlich häufiger an Long-Covid-Symptomen leiden als Männer (1,52 mal häufiger). So bestätigt die Hauptautorin der Studie, Anuradhaa Subramanian, in einem Bericht der „University of Birmingham“, dass „Merkmale wie das biologische Geschlecht und die ethnische Zugehörigkeit“ bei der Frage nach den Risikofaktoren eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. In den Studienergebnissen heißt es entsprechend, dass bei „Schwarzen afro-karibischen ethnischen Gruppen“ ein „erhöhtes Risiko“ für Long-Covid-Symptome bestehe.

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Weitere Zusammenhänge wurden bei dem sozioökonomischen Status festgestellt. So steige das Risiko für Covid-Langzeitfolgen der Studie zufolge „mit zunehmender sozioökonomischer Benachteiligung“. Auch gesundheitliche Faktoren wie Übergewicht oder Rauchen stellten sich als Multiplikator für Long-Covid-Symptome heraus.

Eine aufgeschlüsselte Übersicht aller untersuchten Personengruppen und der Häufigkeit der Long-Covid-Symptome finden Sie hier.

[Lesen Sie auch: Corona-Pandemie: „Long Covid bedeutet für Kinder in aller Regel keine dauerhaften Folgen“ (T+)]

Long Covid: Die Suche nach der Ursache

Anuradhaa Subramanian erhofft sich von den identifizierten Risikofaktoren neue Erkenntnisse darüber, wie Long Covid entsteht: „Unsere Datenanalysen zu den Risikofaktoren sind von besonderem Interesse, weil sie uns Aufschluss darüber geben, was möglicherweise die Ursache für Long Covid ist oder zum Krankheitsbild beiträgt.“

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Dass vor allem Frauen von Long-Covid-Symptomen betroffen sind, könne der Stipendiatin zufolge zu einer Eingrenzung der Untersuchungsschwerpunkte beitragen: „Frauen haben zum Beispiel ein höheres Risiko für Autoimmunkrankheiten.“ Die Tatsache, dass Frauen häufiger an Long Covid erkranken, werfe bei den Forschern die Frage auf, „ob Autoimmunität oder andere Ursachen das erhöhte Risiko erklären könnten“.

Vorerkrankungen als neue Risikofaktoren?

Die britische Studie stellte auch einen Zusammenhang zwischen Vorerkrankungen und Long-Covid-Symptomen fest.

So waren Menschen, die vor ihrer Corona-Infektion bereits an der Lungenerkrankung COPD erkrankt waren, 1,55 mal häufiger von Covid-Langzeitfolgen betroffen als Menschen ohne Vorerkrankungen. Auch Beschwerden wie eine Prostatavergrößerung oder Erektionsstörungen stellten sich als Multiplikator für Long Covid heraus.

[Lesen Sie auch: Hoffnung im Kampf gegen die Fatigue: Ist die totale Erschöpfung nach Covid-19 bald besser behandelbar? (T+) ]

Überraschendes Ergebnis: Offenbar begünstigen auch psychische Erkrankungen Long Covid: Bei Studienteilnehmer:innen, die bereits vor ihrer Corona-Erkrankung an Angststörungen oder einer Depression litten, wurden nach der Infektion weitaus häufiger Corona-Langzeitfolgen festgestellt.

Welche Vorerkrankungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Long Covid?

  • Chronische Lungenerkrankung / COPD (Betroffene litten nach ihrer Corona-Infektion 1,55 mal häufiger an Long-Covid-Symptome als Vergleichspersonen ohne Vorerkrankung.)
  • Prostatavergrößerung / BPH (1,39 mal häufiger)
  • Angststörung (1,37 mal häufiger)
  • Erektionsstörung Erektile Dysfunktion (1,33 mal häufiger)
  • Depression (1,31 mal häufiger)
  • Migräne (1,26 mal häufiger)
  • Multiple Sklerose (1,26 mal häufiger)

Der Patientenbetreuerin Jennifer Camaradou zufolge würden Personen mit Vorerkrankungen die neue „Analyse zu den Risikofaktoren sicherlich zu schätzen wissen“. Darüber hinaus trage die Studie „entscheidend dazu bei, die Komplexität und Pathologie von Long Covid besser zu verstehen“, so die Co-Autorin der Studie.

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