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Erst nach mehreren Stunden gelang es, das Tier (Symbolfoto) zu betäuben und wieder einzufangen.

© Imago/MAXPPP/Florian Launette & Mégane Chêne

Update

Aus Zirkus ausgebrochen: Löwe streunt in Italien stundenlang durch Stadt

Im Sommer hatte eine vermeintlich umherlaufende Löwin Brandenburg in Atem gehalten. Das Tier, das in Ladispoli gesichtet und gefilmt wurde, war echt. „Kimba“ konnte wieder eingefangen werden.

| Update:

In diesem Fall war es ernst: In der italienischen Hafenstadt Ladispoli hat am Samstag ein aus einem Zirkus ausgebrochener Löwe stundenlang für Aufregung gesorgt. Das Raubtier namens „Kimba“ streunte am Nachmittag durch die Straßen der 40.000-Einwohner-Stadt im Norden von Rom.

Bürgermeister Alessandro Grando mahnte die Bevölkerung zu „höchster Vorsicht“. Erst nach mehreren Stunden gelang es, das Tier (oben Symbolfoto) zu betäuben und wieder einzufangen.

Im Internet kursierten mehrere Videos, die zeigen, wie das Tier gemächlich durch die Straßen der Hafenstadt und über die Bürgersteige stolzierte. Die meisten Anwohner blieben sicherheitshalber in ihren Häusern und Wohnungen. Manche saßen vorübergehend auch in ihren Autos fest. Später wurde das Tier in einem Schilfgürtel in der Umgebung von Ladispoli gesichtet.

Ich hoffe, dass dieser Vorfall das Gewissen wachrüttelt und dass wir der Ausbeutung von Tieren in Zirkussen endlich ein Ende setzen können.

Alessandro Grando, Bürgermeister von Ladispoli

Unklar war auch am Sonntag noch, wie das mächtige Tier überhaupt in Freiheit kommen konnte. Dem Zirkus „Ronny Roller“, der gerade in Ladispoli Station macht, droht nun eine Anzeige wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht.

Zirkusdirektor Ronny Vassallo behauptete jedoch, Opfer von „Sabotage“ geworden zu sein. „Wir haben den Käfig geöffnet gefunden, und jemand sah drei Personen zu Fuß wegrennen.“ Dahinter sollen nach dieser Lesart militante Tierschützer stecken, die gegen die Haltung von Raubtieren in Zirkussen kämpfen.

Der Löwe war gegen 16 Uhr aus dem Käfig entkommen und dann entlang eines Kanals in die Innenstadt gelangt. Die Stadtverwaltung verhängte sofort eine Ausgangssperre. Alle Versuche von Zirkuspersonal, Polizei und Feuerwehr, den Löwen einzufangen, hatten jedoch über Stunden hinweg keinen Erfolg.

Zwischenzeitlich bewegte sich „Kimba“ außerhalb der Stadt durch Schilf, kehrte dann aber wieder ins Zentrum zurück. Zirkusdirektor Vassallo beschrieb ihn die ganze Zeit über als „brav“. Gegen 21.00 Uhr gelang es Tierärzten, den Löwen mit einer Spritze zu betäuben. Die Nacht verbrachte „Kimba“ dann wieder im Käfig.

Der Löwe werde nun dem Zirkus übergeben, schrieb Bürgermeister Grando auf Facebook. „Ich hoffe, dass dieser Vorfall das Gewissen wachrüttelt und dass wir der Ausbeutung von Tieren in Zirkussen endlich ein Ende setzen können“, fügte er hinzu. 

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Der Fall sorgte für neue Debatten über die Frage, ob solche Wildtiere heutzutage überhaupt noch in Zirkussen präsentiert werden sollen. Grando verwies darauf, dass Ladispoli 2017 schon einmal versucht habe, Zirkussen mit Tieren den Aufenthalt zu verbieten – was aber vor Gericht gescheitert sei.

In Italien gibt es schon seit längerer Zeit Streit darüber, ob Zirkusse – viele davon kleine Familienunternehmen – noch mit Raubtieren durchs Land touren dürfen. Kritiker werfen ihnen vor, die Tiere zu misshandeln. Nach Schätzungen sind in italienischen Zirkussen etwa 2000 Tiere im Einsatz.

Im Juli hatte eine vermeintliche Löwin, die angeblich in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) gesichtet worden war, rund 30 Stunden Hunderte Polizei- und andere Einsatzkräfte in Atem gehalten und eine großangelegte Suche in den Wäldern südlich von Berlin ausgelöst. Weltweit wurde über die angebliche Löwenjagd berichtet.

Letztlich hatten mehrere Wildtierexperten mithilfe von Fotos nachgewiesen, dass es sich nicht um eine Löwin handeln konnte, sondern um ein Wildschwein.

Bestätigt wurde dies auch durch die Analysen der eingereichten Kot- und Haarproben des Wildtieres, die am Ort der Sichtung in Kleinmachnow gefunden worden waren. (dpa, AFP, Tsp)

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