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Vor dem Landtag in Potsdam wurde am Donnerstag für das neue Jagdgesetz demonstriert.

© Andreas Klaer

Demo für Jagdgesetz: Brandenburgs Umweltschützer fordern Umsetzung

50 Menschen protestierten am Donnerstag vor dem Landtag in Potsdam. Bereits zwei Entwürfe hat das Landwirtschaftsministerium vorgelegt – beide stoßen teils auf wenig Gegenliebe.

„Der Wald kann nicht warten – Jagdgesetz jetzt“ stand auf den Transparenten. Und: „Herr Woidke – für den Wald oder für die Jagdlobby?“ Rund 50 Vertreter von Naturschutzorganisationen, des Ökologischen Jagdvereins, des Waldbauernverbands und des Waldbesitzerverbands standen am Donnerstag vor dem Brandenburger Landtag, um für eine Reform des Brandenburger Jagdgesetzes zu demonstrieren.

Denn mittlerweile hat das von Axel Vogel (Grüne) geführte Brandenburger Landwirtschaftsministerium schon zwei Entwürfe des Gesetzes vorgelegt. Doch beide stoßen bei den Koalitionspartnern ebenso wie bei Landesjagdverband und Landesbauernverband nur auf wenig Gegenliebe: Sie fürchten eine allmähliche Abschaffung der Jagdgenossenschaften. Denn die Gesetzesentwürfe sollen das Recht der Waldeigentümer, selbst zu jagen und Jäger auszutauschen, stärken.

Brandenburg sollte ein Jagdgesetz bekommen, das diesen Namen verdient.

Eckhard Fuhr, stellvertretender Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins.

„Brandenburg sollte ein Jagdgesetz bekommen, das diesen Namen verdient“, sagte Eckhard Fuhr, stellvertretender Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins, während der Demonstration. Derzeit müssten noch eine halbe Million Hektar Brandenburger Wald in einen klimagerechten Mischwald umgebaut werden. Das gehe nur mit Naturverjüngung, also, indem sich Bäume selbst aussäen und nicht vom Wild gefressen werden.

Rund 50 Menschen nahmen an der Demonstration teil.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

„Die Leitidee muss sein: Die Grundeigentümer und Waldbesitzer müssen als eigentliche Inhaber des Jagdrechts in die Pflicht genommen werden“, so Fuhr. In Brandenburg könne man derzeit erst ab 150 Hektar Waldbesitz auf seinem eigenen Grund und Boden jagen. Solche Flächen hätten aber die wenigsten Waldbesitzer. Der Entwurf des Jagdgesetzes sehe demgegenüber vor, dass man schon ab drei Hektar Waldbesitz auf seiner Fläche jagen könne.

Hiekel (Grüne) und Senftleben (CDU) Seite an Seite

Auch Monique Müller, Mitglied im Vorstand des Waldbesitzerverbands, sprach sich gegenüber dieser Zeitung für ein neues Jagdrecht aus, das die Eigentumsrechte der Waldbesitzer schütze und die Wildschäden reguliere. Unterstützung erhielten die Demonstranten von zwei Landtagsabgeordneten: Isabell Hiekel (Grüne) und Ingo Senftleben (CDU) waren gekommen, um ihre Sympathie für ein neues Jagdrecht zum Ausdruck zu bringen. „Wir wissen ja, dass es dem Wald schlecht geht“, sagte Hiekel.

„Wir brauchen den Wald aber für den Klimaschutz, zur Erholung, als Rohstoffquelle und Wasserspeicher – und wir können es uns aber nicht leisten, dass wir uns die jungen Laubbäume auffressen lassen.“ Auch Senftleben sprach sich dafür aus, dass der Landtag möglichst bald über ein neues Jagdgesetz debattieren sollte. „Der Wald hat Stress“, sagte der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende.

In seiner Fraktion ist Senftleben freilich in einer Außenseiterposition. „Ich bin den CDU-geführten Ministerien dankbar, dass sie frühzeitig Bedenken gegen den aktuellen Entwurf des Jagdgesetzes angemeldet haben“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann. Vor allem die Pläne, die Zahl der Begehungsscheine zu erhöhen, würde zu „Wildwest im Wald“ führen. „Im Extremfall gibt es dann auf 75 Hektar Fläche 25 Jagdausübungsberechtigte, die mit einer Waffe im Wald herumlaufen“, sagte Redmann. „Da habe ich Sicherheitsbedenken – und dass wir zu viel Wild haben, lässt sich aus den jüngsten Streckenstatistiken auch nicht ablesen.“

Der Landesjagdverband warf dem Ökologischen Jagdverein am Donnerstag unterdessen „Realitätsverlust“ vor. „Wer Rehe und Hirsche als Feind des Waldes darstellt und nach deren Bekämpfung ruft, hat Ökologie nicht verstanden. Es braucht ganz andere Lösungen als die Vernichtung der Wildbestände“, sagt Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg. „Die Wildbestände in Brandenburg gingen seit über 10 Jahren deutlich zurück.“

Für eine Kompromissregelung setzt sich unterdessen die Landtagsfraktion von BVB/Freie Wähler ein. „Es muss darum gehen, dass Waldbesitzer und Jäger auf Augenhöhe miteinander vereinbaren, wie die Nutzung von Wald und Wild erfolgt“, sagte die Uckermärker Landtagsabgeordnete Christine Wernicke dieser Zeitung. „Das Gesetz sollte so formuliert werden, dass unterschiedliche Varianten möglich sind.“ Generell spricht sich ihre Fraktion für eine Beibehaltung der aktuellen Regelungen zur Jagdpacht, eine regelmäßige Erbringung eines Schießleistungsnachweises sowie eines Sehtests von Jägern, und eine Überprüfung der Schonzeiten des Wildes aus.

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