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Hollywoodstar auf der Berlinle: Der Clooney-Faktor

George Clooney war am Wochenende mit seinen in Babelsberg gedrehten „Monuments Men“ auf der Berlinale – und unterhielt das Publikum blendend.

Eine Eisenbahn-Tanz-Improvisation für die Fotografen, ein lustiges Pfeifkonzert für die Journalisten, großzügig bemessene Autogramm- und Fotorunden für die Fans am Roten Teppich: George Clooney weiß, wie er die Berlinale-Besucher glücklich macht. Die internationale Premiere seines Streifens „Monuments Men“ am Samstagabend war ein Höhepunkt des diesjährigen Filmfestivals – und wie schon beim gefeierten Eröffnungsfilm „The Grand Budapest Hotel“ war es Studio Babelsberg, das dem Berliner Filmfestival geballte Star-Präsenz bescherte. Mit dem Film selbst hat das im Fall der „Monuments Men“ weniger zu tun als mit seinem Hauptdarsteller, Regisseur, Drehbuchschreiber und Produzenten in Personalunion: George Clooney.

Der Clooney-Faktor war bereits im Juni 2013 vor dem Studio Babelsberg zu beobachten: Tausende standen damals Schlange für eine Komparsenrolle im Nazibeutekunst-Drama neben dem Hollywood-Frauenschwarm. Ähnliche Effekte hatte der 52-Jährige nun auch für die Berlinale: Schon die Pressekonferenz im Grand Ballroom des Hyatt-Hotels am Potsdamer Platz musste wegen Überfüllung geschlossen werden – ein Novum –, der rote Teppich vor dem Berlinale-Palast am Abend schließlich war von Hunderten kreischenden Fans umlagert.

Auf dem Teppich hatte Clooney Spaß mit seinen Kumpels – das war jedenfalls der Eindruck, den der Hollywood-Star und seine „Monuments Men“-Schauspiel-Kollegen Bill Murray, Matt Damon, John Goodmann, Jean Dujardin, Dimitri Leonidas, Bob Balaban und Hugh Bonneville spielend vermittelten. Dabei sein wollten diesmal nicht nur die deutschen Film-Kollegen, sondern auch Politik-Prominenz wie Vizekanzler Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier oder Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (alle SPD). Selbst Abba-Sänger Benny Anderson ließ sich die Clooney-Show nicht entgehen.

Auch einer der echten Monuments Men posierte in Berlin für die Fotografen: Harry Ettlinger, geboren in Karlsruhe und 1938 in die USA emigriert. Von dort ist er zu der Spezialeinheit, deren bislang wenig bekannte Geschichte Clooney erzählt, gestoßen. Die Monuments Men waren eine Gruppe von Kunstsachverständigen aus den USA, Großbritannien und Frankreich um den Kunsthistoriker Frank Stokes – im Film George Clooney – die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges versuchten, die von den Nazis geraubte Kunstschätze vor der geplanten Zerstörung zu bewahren – in rund fünf Millionen Fällen waren sie damit erfolgreich.

Clooneys 120-Minuten-Film – in den Kinos startet er am 20. Februar – erzählt einige davon. Eine strengere Hand bei der Auswahl hätte allerdings gut getan. So ist es nicht immer leicht, bei den verschiedenen Handlungsfäden, bei denen die Beteiligten jeweils auf Reisen durch halb Europa unterwegs sind, den Überblick zu behalten. Entsprechend niedrig ist auch das emotionale Engagement, das der Zuschauer selbst für den Tod einiger Hauptfiguren aufbringen kann.

Gedreht wurde das Ganze hauptsächlich in Deutschland: Berlin geht locker als Paris durch, die vom Krieg zerstörten Städte in Italien oder Deutschland ließen die Handwerker von Studio Babelsberg hauptsächlich in einem ehemaligen Zementwerk in Rüdersdorf südöstlich von Berlin entstehen, wie Location Scout Markus Bensch vom Studio Babelsberg den PNN erzählte. Auch der ehemaligen Lungenheilstätte am Grabowsee bei Oranienburg verschaffte Clooney Hollywood-Ehren. Kaum wiederzuerkennen ist das Kasernengelände Krampnitz: Hier ließ Clooney ein Militär-Zeltlager im Wald aufbauen – vom morbiden Charme der verfallenden Kasernengebäude keine Spur.

Auf Schloss Neuschwanstein war der Hollywood-Star dagegen gar nicht – obwohl es im Film anders aussieht: Weil das weltbekannte Märchenschloss von Bayernkönig Ludwig II. eines der Haupt-Kunstverstecke der Nazis war, statten die Monuments Men ihm einen Besuch ab. Tatsächlich wären Dreharbeiten in dem von Touristen überrannten Bauwerk praktisch unmöglich gewesen, erzählte Location Scout Markus Bensch. Er hat sich das Schloss zur Vorbereitung vor Ort angesehen – gemeinsam mit Computertrick-Spezialisten, die dann dafür sorgten, dass im fertigen Film der richtige Hintergrund zu dem im Studio nachgebauten Schlosshof zu sehen ist. Die Drehorte für die Minen, die ebenfalls als Kunstverstecke dienten, fand Bensch im Harz, zum Beispiel im zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Rammelsberg.

Clooney jedenfalls war von Deutschland angetan, wie er auf der Pressekonferenz versicherte – auch wenn es während der Dreharbeiten im kalten Winter weniger warm als während der Drehortsuche im Sommer gewesen sei: „Die Menschen hier sind sehr warmherzig.“ Danke, George. Das wollten wir hören.

HINTERGRUND

Mit insgesamt 26 geförderten Filmen ist das Medienboard Berlin-Brandenburg, die gemeinsame Filmförderung beider Länder, auf der diesjährigen Berlinale vertreten – ein neuer Rekord, wie Medienboard-Filmförderchefin Kirsten Niehuus im Vorfeld sagte: „Immer mehr Filme werden im Studio und an Originalschauplätzen in Brandenburg gedreht.“ Der Filmstandort habe sich national und international als Spitzenmarke etabliert, bilanzierte Niehuus.

Allein das Studio Babelsberg steuerte in diesem Jahr drei Wettbewerbsfilme bei: Mit der Weltpremiere von Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“ war das Festival am Donnerstag eröffnet worden. Nach George Clooneys „Monuments Men“ wird für den Freitag noch die Premiere der deutsch-französischen Märchenadaption „Die Schöne und das Biest“ erwartet – mit Léa Seydoux und Vincent Cassel in den Hauptrollen. Mit dem Film habe Studio Babelsberg gezeigt, dass es auch bei Märchenfilmen auf internationalem Niveau mithalten könne und nicht nur auf historische Stoffe beschränkt sei, sagte Carl L. Woebcken, Vorstandschef vom Studio Babelsberg. Nach vier schwierigen Jahren in der Filmbranche gehe es auch in Babelsberg aufwärts – noch im Frühjahr wird unter anderem der Dreh mit Hollywood-Star Keanu Reeves erwartet.

Im Berlinale-Wettbewerb ist diesmal auch die Ufa mit Sitz in Babelsberg: Sie ist Produzentin von „Kreuzweg“ von Dietrich Brüggemann, seinerseits Absolvent der Babelsberger Filmhochschule. Das Drama um die 14-jährige Maria, die zwischen dem streng religiösen Elternhaus und typischen Teenager-Problemen an der Schule hin- und hergerissen ist, feierte am Sonntag Premiere. (jaha/dpa)

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