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Brandenburgs Jugendliche sind laut Studie so unpolitisch wie nie. Das „Bock auf Zukunft“-Festival zeigte, dass dies nicht auf alle zutrifft.

© Andreas Klaer

„Bock auf Zukunft“: Junges Politik-Festival im Brandenburger Landtag

400 junge Menschen sind am Samstag zum „Bock auf Zukunft”-Festival im Brandenburger Landtag zusammen gekommen. Das große Thema war Klimagerechtigkeit.

Die Jugend sei politikverdrossen, heißt es ja häufig. Zuletzt sorgte eine Studie für Aufsehen, in der es hieß, dass nur für 33,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Brandenburg eine politische Teilhabe ein wichtiges Lebensziel sei. Bloß 12,2 Prozent können sich vorstellen, bei einer politischen Bewegung mitzumachen. Dass viele junge Menschen durchaus politisch interessiert sind, zeigte am Samstag das „Bock auf Zukunft“-Festival im Brandenburger Landtag.

Etwa 400 junge Menschen, die meisten zwischen 20 und 30, sind zu dem Festival gekommen, das vom Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg organisiert worden ist. An Infoständen von unterschiedlichen Initiativen und in zahlreichen Workshops gab es die Gelegenheit, sich mit Fragen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Klimapolitik zu informieren.

Viele junge Menschen sind an diesem Tag aus dem Brandenburger Umland angereist. Aaron Lein, der sich beim Jugendforum engagiert, kommt zum Beispiel aus Bahnsdorf, einem 300-Einwohner-Dorf in der Niederlausitz. Eine Region, in der man schnell anfange, sich für Politik zu interessieren. „Kohleausstieg, Strukturwandel – wir bekommen das alles direkt mit“, sagte Lein. Trotz des beschlossenen Ausstiegs aus der Kohlestromversorgung bis 2028 wird in der Region weiter die einst als „schwarzes Gold“ betitelte Ressource geschürft. Klimaaktivisten und -aktivistinnen protestieren dagegen.

In rund 15 Workshops gab es die Gelegenheit, sich mit verschiedenen, meist klimapolitischen Themen auseinanderzusetzen. In einem dieser Workshops ging es beispielsweise um den Begriff der Klimagerechtigkeit. Die Workshopleiterin fragte die Teilnehmenden, ob sie den Begriff erklären könnten. „Es geht es darum, dass die Folgen des Klimawandels Menschen unterschiedlich betrifft“, sagte ein Teilnehmer. Die Leiterin erinnerte an ein trauriges Beispiel aus Deutschland: Während der Flutkatastrophe im Ahrtal konnten Menschen mit Behinderung nicht rechtzeitig aus ihrer Wohneinrichtung gerettet werden und ertranken.

Eine Kernforderung der Festivals: Junge Menschen mehr an Politik teilhaben lassen.

© Andreas Klaer

„Es geht auch um die Frage nach den Verursachern“, sagte eine Teilnehmerin. So sei der globale Norden für einen Großteil der Emissionen verantwortlich. Länder im globalen Süden bekämen die Folgen allerdings rascher und heftiger zu spüren. „Solche Unterschiede gibt es aber auch zwischen den Generationen“, ergänzte jemand anderes.

 Ich hab Greta Thunberg gesehen, wie sie auf der Straße sitzt und habe mich gefragt: Warum sitze ich da nicht?

Milena, Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg

„Wir sind nunmal die Generation, die all das angehen muss“, sagte die 22-jährige Milena, die sich beim Forum Nachhaltigkeit engagiert. Sie ist aus einer Kleinstadt bei Hamburg für ihr Studium nach Potsdam gezogen. Potsdam, so nimmt sie es wahr, sei in Sachen politisches Engagement für junge Leute so etwas wie eine grüne Insel. Schwieriger sei die Situation auf dem Land. Milena will über die sichere Insel Potsdam hinaus blicken: „Ich bin ja hier in Brandenburg, um mich auch mit dem Land und den Leuten zu beschäftigen“, sagte sie.

Blick in die Zukunft mit gemischten Gefühlen

Auch für Milena ist das große Thema dieser Tage die Klimakatastrophe. „Das Thema gab es in unserer Generation von Anfang an“, sagte die 22-jährige. Der Moment, in dem sie sich politisiert hatte, waren die ersten Proteste von Fridays for Future in Schweden. „Ich hab Greta Thunberg gesehen, wie sie auf der Straße sitzt und habe mich gefragt: Warum sitze ich da nicht?“, sagt Milena.

In die Zukunft blickt sie mit gemischten Gefühlen: „Wenn ich fertig mit dem Studium bin, haben wir die 1,5 Grad schon gerissen“, sagte sie. „Klimapolitik ist zu langsam. Politiker und Politikerinnen zählen zwar gerne auf, was sie alles schon gemacht haben – aber im Endeffekt ist nicht viel erreicht“, sagte sie. Das mache ihr Angst.

Milena ist kein Mitglied in einer Partei, es gebe nun einmal keine, wo sie voll dahinterstehe. „Aber es braucht beides, politische Bewegungen und Parteiarbeit“, sagte sie. Politische Bewegungen müssten Druck aufbauen, „aber die politische Umsetzung muss in den Parteien stattfinden“.

Wenn das Festival, so wie in diesem Jahr, wieder Förderung erhält, soll es im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Vielleicht schaffen es die Organisatoren dann auch, eine kleine Schwäche des Festivals in diesem Jahr auszugleichen. Nämlich auch diejenigen zu erreichen, die sich noch nicht für Politik interessieren. Die allermeisten Teilnehmenden in diesem Jahr waren bereits in verschiedenen Gruppen organisiert.

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