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Verloren und doch gewonnen: Tim Raue vor seinem Kreuzberger Restaurant

© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich

Zwei Berliner Restaurants unter den „50 besten“: Starkoch Tim Raue überholt das „Nobelhart & Schmutzig“ – verliert aber trotzdem

Beim weltweiten Gastronomie-Ranking „World’s 50 Best Restaurants“ können sich zwei Berliner Lokale behaupten. Auf Platz 1 hat es ein Restaurant in Südamerika geschafft.

Es gibt kein umstritteneres Ranking in der Gastronomie als die weltweit erhobene Liste der World’s 50 Best Restaurants“. Am Dienstagabend ist im Rahmen einer Gala in Valencia die neue Ausgabe veröffentlicht worden – und für Berlin hat sich nicht allzu viel geändert. Denn die beiden Berliner Restaurants, die in der Liste seit Jahren vertreten sind, haben sich – mit Abstrichen – behaupten können.

Tim Raues Stammhaus in Kreuzberg fiel von Platz 31 auf Platz 40, das „Nobelhart & Schmutzig“ von Billy Wagner und Micha Schäfer gleich um die Ecke von 16 auf 45; es war im vergangenen Jahr noch für den steilsten Aufstieg in der Liste bejubelt worden. Beide haben also ihre Plätze getauscht; Tim Raue kann sich, sofern er möchte, wieder als besten deutschen Koch bezeichnen.

Die Bestenliste hat noch einen zweiten Teil mit den Plätzen 50-100, der bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Darin steht ein weiterer Berliner Betrieb, das Weddinger „Ernst“, als Neueinsteiger auf Platz 55. Nur noch ein weiteres deutsches Restaurant wird genannt: Das Münchener „Tantris“ schaffte es auf Platz 77. Höchstbewertetes Restaurant im deutschsprachigen Raum ist nach wie vor das Wiener „Steiereck“, diesmal auf Platz 18.

Der deutsche Drei-Sterne-Adel geht leer aus

Der komplette Drei-Sterne-Adel des deutschen Michelin oder, weitgehend identisch, die top-platzierten Köche des neuen Gault-Millau werden wie fast jedes Jahr überhaupt nicht erwähnt; Raue hat zwei, das „Nobelhart“ einen Stern. Daran entzünden sich immer wieder heftige Diskussionen, die in zwei Erkenntnisse münden: Die für Deutschland zuständigen Juroren pflegen jeweils ihre eigenen Vorlieben und können sich (mit den erwähnten Ausnahmen) nicht auf ein paar klare Favoriten einigen, die dann im internationalen Ranking durchschlagen würden.

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Und: Der deutschen Spitzenküche fehlt es an eigenständigen Konzepten, die auch im Ausland Aufsehen erregen könnten, ihre Küchenchefs sind zu klassisch-französisch ausgerichtet. Hinzu mag noch kommen, dass viele Länder, Skandinavien voran, viel Geld in die Unterstützung der Spitzengastronomie stecken, weil sie wissen, dass mehr Geld zurückkommt. Weltbekannte Köche haben längst vielen klassischen Sehenswürdigkeiten den Rang abgelaufen, in Kopenhagen liegt die Gastronomie als Attraktion gleich hinter der Meerjungfrau. Auch Valencia dürfte die 50-best-Gala großzügig unterstützt haben.

Ist Lima besser als Paris?

Davon abgesehen ist die Liste alles andere als objektiv: Sie hat einen übermäßigen Mittel- und Südamerika-Twist. So liegt nicht nur das „Central“ in Lima auf Platz 1, sondern die peruanische Hauptstadt führt mit insgesamt vier Nennungen auch die besten 50 an. Mexico City hat drei Restaurants, genau so viel wie Paris und London, dann folgen Bogotá, Tokio, New York, London, Dubai und Berlin mit je zwei.

Abgesehen davon, dass ein direkter Vergleich nur in Einzelfällen überhaupt möglich ist, gibt es wohl keinen weitgereisten Gourmet, der diese Rangfolge unterschreiben würde. Zu ergänzen ist allerdings, dass die Sieger der vergangenen Jahre auf einer ewigen Bestenliste gelandet sind und nicht mehr gewählt werden können, auch eine Art Verfälschung des Ergebnisses.

Hinter dem „Central“ folgen in diesem Jahr drei spanische Restaurants, „Disfrutar“ in Barcelona, „Diverxo“ in Madrid und „Asador Etxebarri“ im Baskenland. Den steilsten Aufstieg hat das Kopenhagener „Alchemist“ hingelegt: Die ehemalige Fabrikhalle, in der Küchenchef Rasmus Munk zu einer groß angelegten Multimedia-Schau rund 50 Häppchen reicht, kam auf Platz 5. Dies dürfte mit einem Preis von aktuell umgerechnet 1060 Euro pro Person (Getränke eingeschlossen) auch das teuerste Restaurant der Liste sein. Ausgebucht ist es dennoch immer drei Monate im Voraus.

Das schafft Tim Raue gegenwärtig ebenso wenig wie Billy Wagner vom „Nobelhart“. Trotzdem bestätigen sie: Nichts bringt annähernd so viele Gäste wie ein Platz unter den „50best“.

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