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Tricia Tuttle (l) steht nach ihrer Vorstellung als neue Leiterin der Berlinale im Gropius Bau neben Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Staatsministerin für Kultur und Medien.

© dpa/Sebastian Gollnow

Große Überraschung: Tricia Tuttle wird neue Berlinale-Chefin

Die US-Amerikanerin Tricia Tuttle soll der Berlinale zu neuem Glanz verhelfen. Die frühere Chefin des London Film Festivals wechselt an die Spitze der Filmfestspiele.

Die Überraschung war groß, keiner hatte den Namen auf dem Schirm: Tricia Tuttle wird künftig die Berliner Filmfestspiele leiten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth stellte die frühere Chefin des London Film Festivals BFI am Dienstag in Berlin als neue Berlinale-Chefin vor. Die US-Amerikanerin soll das Festival im April 2024 übernehmen, ihre erste Ausgabe, den Jubiläums-Jahrgang der 75. Berlinale, wird sie 2025 leiten.

Bei einer Pressekonferenz im Berliner Gropius Bau stellt Roth die 53-Jährige kurz vor: Sie bringe 25 Jahre Festivalerfahrung mit, unter Tuttle habe das vom British Film Institute ausgerichtete Londoner Filmfestival nicht nur mehr Publikum, sondern international auch an Profil und Bedeutung gewonnen. „Sie hat den Herausforderungen der Digitalisierung kreative Strategien entgegengesetzt und das Festival bunter, vielfältiger und zugänglicher gemacht“, erklärt die Grünen-Politikerin zudem in einer Pressemitteilung.

Tuttle selbst sagte bei der Pressekonferenz, es sei ein großes Privileg, das Festival künftig leiten zu können. Die Berlinale hat sie seit den späten 90ern regelmäßig besucht, sie hat beste Erinnerungen an das glamouröse, ebenso politische wie provokante und vielfältige Filmfest. Die Berlinale sei ein Ausdruck der Stadt: Ähnlich wie London sei Berlin eine „verspielte, widerborstige, den Künsten leidenschaftlich zugeneigte und diverse Stadt“. Sie freue sich darauf, nach Berlin zu ziehen. Das großartige kulturelle Erbe des Festivals, auf dem Werke von Siodmak, Lumet, Ang Lee oder Paul Thomas Anderson uraufgeührt wurden, wolle sie fortsetzen. Aufregende Zeiten seien es gerade auch für den deutschsprachigen Film.

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Tuttle kennt das Festival, kommt auch zur nächsten Ausgabe im Februar

Ein Jahrzehnt lang stand Tuttle, die einen Master in Film Studies hat und sich in Berlin als „gierigen Filmfan“ bezeichnete, dem London Film Festival vor, zunächst in stellvertretender Funktion, dann als Leiterin. Sie bringt also langjährige Erfahrung in der Organisation eines großen, kulturell anspruchsvollen, internationalen Publikumsfestivals mit, ein Riesenpfund für die Berliner Filmfestspiele.

Vor der Pressekonferenz hatte sich der Aufsichtsrat der für die Berlinale und ihre Personalien zuständigen Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) unter Vorsitz von Claudia Roth mit der Empfehlung der Findungskommission befasst. Das sechsköpfige Gremium gehörten neben Roth und dem Berliner Senatskanzlei-Chef Florian Graf der Regisseur und Oscar-Preisträger Edward Berger („Im Westen nichts Neues“), die Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie Anne Leppin, die Schauspielerin Sara Fazilat oder der Produzent Roman Paul.

Roth hatte vor einigen Monaten angekündigt, die Berlinale solle künftig nur noch von einer Person geleitet werden als Nachfolge für die Doppelspitze aus Carlo Chatrian (52) und Mariette Rissenbeek (67), die ihr Amt in der Nachfolge Dieter Kosslicks 2019 antraten und als Erstes die Jubiläums-Ausgabe der 70. Berlinale leiteten. Erstmals in der Berlinale-Geschichte war das Festival von einem Leitungsduo geführt worden. Damit ist nun wieder Schluss. Geschäftsführerin Rissenbeek hatte bereits Ende März angekündigt, ihren Vertrag nach der Berlinale 2024 nicht zu verlängern. Chatrian als künstlerischer Leiter gab nach Roths Bekanntgabe einer künftigen Generalintendanz eine persönliche Erklärung ab, dass er ebenfalls zum April 2024 geht. Es hatte offenbar Unstimmigkeiten zwischen den beiden gegeben. Roths Umgang mit der Berlinale-Leitung hatte zu internationalen Protesten geführt.

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Die Kulturstaatsministerin zeigte sich am Dienstag zuversichtlich, dass die Berlinale unter Leitung von Tricia Tuttle weiterhin mit den großen Festivals von Cannes, Venedig und Toronto in einer Liga spielen wird.

Wird die designierte neue Chefin an der nächsten Berlinale teilnehmen, die vom 15. bis zum 25. Februar 2024 stattfindet? Sie wird da sein, sagt Tuttle im Gropius Bau, aber sie wird unsichtbar bleiben, im Schatten. Die 74. Festivalausgabe ist die letzte unter Leitung von Rissenbeek und Chatrian. Roth würdigt noch einmal deren Verdienste: „Beide haben Großes geleistet, sie haben die Berlinale durch besonders schwierige Zeiten geführt“. Es klingt ein wenig halbherzig. (mit dpa)

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