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Menschen stellen vor der mexikanischen Botschaft Kerzen ab.

© Julius Geiler

„Wir brauchen sie jetzt zurück“: Versammlung für vermisste Maria vor Mexikos Botschaft in Berlin

Seit zwei Wochen gilt eine mexikanische Studentin in Berlin als vermisst. Seitdem suchen täglich hunderte Freiwillige nach ihr. Am Sonnabend sprachen sie sich gegenseitig Mut zu.

Es ist eine ungewöhnliche Veranstaltung, die am Samstagmittag vor der mexikanischen Botschaft in Berlin-Tiergarten stattfindet. Keine Demonstration, kein politischer Protest, eher eine stille, nachdenkliche Zusammenkunft. Etwa 150 Menschen haben sich vor der Vertretung des lateinamerikanischen Landes versammelt, um ihre Solidarität mit Familien und Freunden von Maria S. zu bekunden. Die 24-jährige mexikanische Studentin wird mittlerweile seit über zwei Wochen vermisst.

Am Samstag, dem 22. Juli, hatte Maria ihre Wohnung in Adlershof verlassen und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Die Polizei suchte bereits mit Hunden und Tauchern nach der Vermissten, dazu kommen mehr als 500 Freiwillige, die in den vergangenen zwei Wochen an meist mehrmals täglich stattfindenden gemeinsamen Such-Aktionen teilnahmen. Involviert ist vor allem die lateinamerikanische Community Berlins, die sich über den eigens eingerichteten Instagram-Account „find_maffy_berlin“ koordiniert. Maffy ist Marias Spitzname.

Der Fall hat vor allem in mexikanischen Medien viel Aufmerksamkeit bekommen. In mehreren Fernsehinterviews äußerten sich die Eltern von Maria zu den Suchmaßnahmen. Mittlerweile hat sich sogar Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador eingeschaltet, der in einer Pressekonferenz in seiner Heimat von „Fortschritten bei den Ermittlungen“ sprach.

Mehr als 120 Hinweise bei der Polizei

Bei der Berliner Polizei sind seit dem Verschwinden der jungen Studentin aus ihrer Adlershofer Wohnung mittlerweile 120 Hinweise eingegangen, die teilweise noch überprüft werden. Konkrete Hinweise, die zum Aufenthaltsort der Frau führen, gäbe es bisher allerdings nicht, bestätigte die Berliner Polizei dem Nachrichtenportal „t-online.“

Vor der mexikanischen Botschaft ist am Sonnabend vor allem Spanisch zu hören, viele Menschen aus der lateinamerikanischen Community in der Hauptstadt sind gekommen. Auf den Eingangsstufen ist ein Rednerpult aufgebaut, von dem Freunde der vermissten Studentin auf Spanisch und Englisch über den Stand der Suche berichten. Eingerahmt wird das Pult von zwei Bildschirmen, auf denen Videos und Fotos der 24-Jährigen in Dauerschleife gezeigt werden. Maria, wie sie Gitarre spielt, Maria im Urlaub, Maria mit ihren Eltern.

Solidarität und „Mut zusprechen“

Vor der Vertretung Mexikos geht es am Sonnabend vor allem um Solidarität und gegenseitiges „Mut zusprechen“. Mehrmals bedanken sich verschiedene Rednern intensiv bei den deutschen Behörden und der mexikanischen Botschaft für die Unterstützung. „Die deutsche Polizei tut alles, um Maria zu finden“, sagt eine Freundin der Vermissten. Gleichzeitig wird vor allem die Unterstützung der hunderten Freiwilligen hervorgehoben, die bei ihren Such-Aktionen mittlerweile über 1000 Kilometer zurückgelegt haben sollen. Überall im Stadtbild finden sich Flyer mit dem Foto der Mexikanerin. Auch in anderen Städten wie Hamburg wurden bereits Plakate angebracht.

Die Flyer mit Marias Foto werden auch am Sonnabend ausgeteilt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden oder eine individuelle Botschaft an Marias Eltern zu verfassen, die ebenfalls zur Botschaft gekommen sind, aber sich im Hintergrund halten. Besonders emotional wird es, als plötzlich der Ton der Videos angeht, die in Dauerschleife auf den beiden Bildschirmen laufen. Nun sieht man Maria nicht nur beim Gitarre spielen, sondern hört sie auch. Spätestens jetzt fließen bei zahlreichen Unterstützern vor der Botschaft die Tränen.

Zum Abschluss richtet nochmal eine von Marias Freunden ihre Worte an den Kreis der Helfer. „Maria ist eine sehr extrovertierte Person, sie liebt es zu reisen, andere Menschen kennenzulernen und Neues zu entdecken“, sagt sie. Ihre Eltern seien sehr, sehr stolz auf sie, aber „wir brauchen sie jetzt zurück.“ Direkt im Anschluss an die Veranstaltung beginnt eine erneute Suche nach der Mexikanerin, eine weitere ist am Samstagnachmittag am S-Bahnhof Grünau in Treptow-Köpenick geplant. Die Freunde und Unterstützer haben noch lange nicht aufgegeben.

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