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Freiwillige suchen die Karte nach Orten ab, an denen sie noch nicht nach der Vermissten gesucht haben.

© Leonie Fischer

Wo ist Maria?: Wie Berlins lateinamerikanische Community nach einer vermissten Studentin sucht

Die 24-jährige Mexikanerin wurde zuletzt vor ihrem Studierendenwohnheim in Adlershof gesehen. Dort treffen sich Freiwillige, um nach ihr zu suchen. Noch fehlt jede Spur.

Mit Regenjacken, Quesadillas und über 300 Flyern ausgestattet treffen sich am Freitagmorgen Freiwillige im Berliner Ortsteil Adlershof, um nach Maria S. zu suchen. Sie sitzen auf einer Treppe vor dem Wohnheim, umarmen Neuankömmlinge. Die meisten von ihnen sprechen Spanisch, stammen aus Mexiko oder Kolumbien. Sie wollen die 24-jährige Studentin, die seit Samstagabend vermisst wird, finden. Bisher fehlt jede Spur von ihr, die Polizei ermittelt in alle Richtungen. 

Seit Tagen suchen über hundert Freiwillige nach Maria – in Parks, unter Brücken und sogar in Gebüschen. Systematisch laufen sie die Umgebung rund um das Wohnheim in Treptow-Köpenick ab, in dem die Mexikanerin zuletzt gesehen wurde. Heute fokussieren sich die Suchenden auf den Treptower Park und den Plänterwald. „Dort war sie immer gern“, sagt Antonia Angel. Die Kolumbianerin studiert seit diesem März mit Maria an der University of Europe for Applied Sciences. Angel organisiert die private Suche.

Am Abend vor dem Verschwinden seien S. und ihre Freund:innen im Club Lido gewesen. Gegen drei Uhr hätten sie sich verabschiedet. „Wir lagen uns in den Armen – Maffy hat sogar noch ein Foto von uns in ihre Instagram-Story gepostet“, sagt Angel. Maria habe einem Freund eine Sprachnachricht geschickt, in der sie von dem Abend schwärmte. Maffy, so nennen Marias Freund:innen sie.

Am nächsten Tag habe Maria die gemeinsamen Pläne, zum Christopher Street Day zu gehen, abgesagt. „Sie meinte, sie hätte zu viel zu tun“, sagt Angel. Seitdem habe sie nichts von ihrer Freundin gehört. Das ist nun gut eine Woche her. 

Die Eltern sind aus Mexiko eingeflogen

„Zeit ist sehr wichtig. Und sie läuft ab“, sagt Francisco S., der Vater der Vermissten. Der 60-Jährige und seine Frau Maria C. sind am Dienstag aus Mexiko eingeflogen, um bei der Suche nach ihrer Tochter zu helfen. „Es ist uns wichtig, hier zu sein.“ Sie seien dankbar für all die Unterstützung, die sie durch die Freiwilligen und die Polizei vor Ort erfahren würden.

Auch die mexikanische Botschaft ist involviert: Am Freitagnachmittag veröffentlichte sie eine Pressemitteilung im Namen der Familie und bat um weltweite Unterstützung bei der Suche.

Als S. für vermisst erklärt wurde, waren ihre Eltern noch in ihrer Heimatstadt Querétaro, sodass Freundinnen die Kommunikation vor Ort regelten. „Als wir bei der Polizei angerufen haben, sagten sie uns, sie würden kein Englisch sprechen“, erinnert sich Angel. „Sie wollten nicht mit uns kommunizieren.“ Seitens der Polizei kann der Vorfall nicht bestätigt werden. 

Hunde und Taucher suchen nach der Vermissten

Am Montagabend wurde die Vermisstenanzeige jedoch aufgenommen. Das Landeskriminalamt ermittle, sagt die Polizei. „Wir suchen mit Hunden und Tauchern, da jegliche Szenarien aktuell infrage kommen“. 

Maffy, wir haben unendliche Liebe für dich und wir werden niemals aufhören, dich zu suchen.

Antonia Angel, Freundin der Vermissten

Maria S. wird von ihrem Umkreis als begabte Musikerin und Künstlerin beschrieben. Am Freitag hätte ihr Virtual-Reality-Projekt ausgestellt werden sollen, in dem S. versucht habe abzubilden, wie Angst den Körper erst einnimmt und dann wieder verlässt. Die Ausstellung wurde abgesagt. 

„Maria ist eine sehr glückliche Person. Sie hat so viele Pläne für die Zukunft“, sagt Vater Francisco S.. Seine Augen glänzen, wenn er spricht. „Wenn Sie etwas wissen, melden Sie sich bitte bei der Polizei“, sagt die 61-jährige Mutter Maria C.. „Helfen Sie uns, nach unserer Tochter zu suchen.“

Am Platz vor dem Wohnheim kommen derweil immer mehr Freiwillige an, um die Suche zu unterstützen. Antonia Angel begrüßt sie einzeln und herzlich. Die meisten von ihnen gehören zur lateinamerikanischen Community, bisher seien kaum Deutsche zu den Suchaktionen erschienen.

„Wir freuen uns über jede Hilfe“, sagt die 26-Jährige. „Maffy, wir haben unendliche Liebe für dich und wir werden niemals aufhören, dich zu suchen“, sagt sie. „Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir sie finden werden. Gesund und wohlauf – ich spüre es.“ 

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