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Der Rapper Bushido (l) posiert mit Arafat Abou-Chaker.

© dpa/Jörg Carstensen (2), Imago (2), Montage: TSP

Update

Rapper streitet um sieben Häuser: Bushido und Clanchef widersprechen sich bei erneutem Prozess

Erneut stehen Bushido und sein ehemaliger Geschäftspartner vor Gericht. Am Mittwoch ging es um die Frage, was mit Geldern aus einem gemeinsamen Wohnungsgeschäft geschah.

Von Wilhelm Pischke, dpa

| Update:

Nicht mal den Eingang in den Gerichtssaal teilten sich Bushido und sein ehemaliger Geschäftspartner am Mittwoch im Oberlandesgericht in Brandenburg an der Havel. Während Arafat Abou-Chaker mit seinen drei Anwälten durch den Haupteingang den Gerichtssaal betrat, kam der Rapper durch die Hintertür. Kein Wort zueinander, kaum Blickkontakt.

So weit wie die beiden ehemaligen guten Freunde sich mittlerweile voneinander entfernt zu haben scheinen, so weit lagen auch ihre vorgetragenen Darstellungen beim Zivilprozess an diesem Tag auseinander. Der Prozess soll klären, wie viel Bushido für die Übernahme eines gesamten Wohnkomplexes in Rüdersdorf seinem ehemaligen Freund und Teilhaber zu zahlen hat. Am Mittwoch ging es um die Frage, was mit Hunderttausenden Euro aus einem gemeinsamen Wohnungsgeschäft im brandenburgischen Rüdersdorf geschah.

Laut dem Vorsitzenden Richter sollen an den ehemaligen Geschäftspartner Bushidos rund 575.000 Euro an Sicherheiten für den Kauf der sieben Häuser zurückgeflossen sein. Diese seien somit aus dem Gesellschaftsvermögen ausschließlich an ihn ausgezahlt und verwendet worden. Arafat Abou-Chaker widerspricht dieser Darstellung. Er habe das Geld zu großen Teilen im Interesse Bushidos – mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi – ausgegeben, sagte er am Mittwoch. „Ich wollte ihn unterstützen, wie es die ganze Zeit der Fall war.“

Ehemalige Freunde widersprechen sich vor Gericht

Konkret habe Bushido in der Zeit um 2012 Steuerschulden gehabt. Sogar sein Konto sei gepfändet worden. Deswegen hätten die beiden gemeinsam beschlossen, das Geld aus den Sicherheiten auf das Konto vom Geschäftspartner zu überweisen, so schildert es Arafat Abou-Chaker. Anschließend habe er Bushido 150.000 Euro abgehoben, ihm davon 142.000 auf sein Sparkassenkonto transferiert und ihm 8000 Euro übergeben. Zudem habe er mit Teilen des Geldes die Anzahlung für Bushidos Haus und laufende Kosten Bushidos wie Stromrechnungen beglichen. Alles in Absprache mit Ferchichi, betonte der Geschäftsmann.

Der Rapper schilderte dem Gericht einen ganz anderen Ablauf: Nach dem erfolgreichen Kauf der Häuser habe er nie etwas davon erfahren, dass die gemeinsamen Sicherungseinlagen an seinen ehemaligen Geschäftspartner zurückgezahlt worden seien. Entsprechend habe es keine Absprachen gegeben, dass der Rapper Rückzahlungen über die Sicherheiten zu leisten hatte. Es gab auch keinen Anlass, so Bushido. Er hatte zum damaligen Zeitpunkt als Künstler Einnahmen von mehreren Millionen. Damit seien die privaten Ansprüche seines ehemals besten Freundes beglichen worden.

Die beiden Männer waren jahrelang eng miteinander verbunden. Arafat war Trauzeuge auf Bushidos Hochzeit. Sie kauften sich gemeinsam ein Grundstück bei Berlin, um dort mit den Familien zusammenzuziehen. Wirtschaftlich ließ sich Bushido von ihm als Manager vertreten. Gemeinsame Bauprojekte wurden nach Angaben Bushidos aus Bargeld-Beständen bezahlt, die er für Live-Auftritte und Werbe-Einnahmen bekam. Mindestens 1,3 Millionen Euro waren in der Bargeld-Kasse, erzählte der Rapper am Mittwoch. „Das war die Spitze des Eisberges.“

Prozess um sieben Häuser nur einer von vielen Schauplätzen

Beide Seiten wollen sich nun nach einem Bruch geschäftlich trennen. In dem Prozess in Brandenburg geht es um sieben Häuser, die beide Männer gemeinsam erworben hatten. Die Frage ist nun, wer die Häuser behalten darf und welche Summe derjenige dem anderen auszahlen muss. Ein erneutes Angebot zum Vergleich lehnte der Rapper am Mittwoch mit einem klaren „Nein“ ab. Der Senat des OLG hatte im Mai vorgeschlagen, dass Bushido den Wohnkomplex übernimmt und seinem Ex-Partner dafür 1,1 Millionen Euro als Abfindung zahlt. Das hatte Arafat Abou-Chaker abgelehnt.

Für den 25. Oktober ist ein Verkündungstermin angesetzt. Dann soll entschieden werden, wann ein Urteil verkündet wird oder ob es zu weiteren Zeugenaussagen kommt.

Die Trennung des Rappers von seinem langjährigen Weggefährten beschäftigt seit Jahren die Berliner Justiz. Vor dem Landgericht begann am 17. August 2020 ein Strafprozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner mitangeklagten Brüder. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue vor.

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