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Großflächiger Waldbrand im Grunewald im August 2022.

© AFP/INA FASSBENDER

Nach Waldbrand im Berliner Grunewald: Gesperrte Bereiche sollen im Herbst wieder öffnen

Explosionen auf dem Sprengplatz Grunewald lösen vor einem Jahr einen schweren Waldbrand aus. Im Herbst soll die gesperrte Waldfläche wieder öffnen, aber die Ursachenforschung geht weiter.

Als den „größten und schwierigsten Einsatz“ der Berliner Feuerwehr seit dem Zweiten Weltkrieg beschrieb die Feuerwehrführung den wochenlang brennenden Grunewald im vergangenen Sommer. Ein Jahr später konnten die Behörden nun offenbar einen Teilerfolg hinsichtlich der Beräumung der Waldflächen erzielen, die an den Sprengplatz angrenzen, auf dem das Feuer ausgebrochen war.

Diese Flächen sind seit vergangenen August für jegliches Betreten gesperrt, Spaziergänger müssen sich Alternativrouten suchen, was bei vielen für Ärger sorgt. Mittlerweile seien 50 Prozent der angrenzenden Waldflächen von Kampfmitteln beräumt, eine Öffnung des Bereichs ist für diesen Herbst vorgesehen, teilte die Senatsinnenverwaltung am Mittwoch in einer umfangreichen Pressemitteilung mit.

Am 4. August 2022 war in einem gesicherten Aufbewahrungsraum auf dem Sprengplatz ein Brand ausgebrochen, es folgten zahlreiche Explosionen, die Berliner und Berlinerinnen im Süden der Stadt aus dem Schlaf schrecken ließen. Der Grund: Der Polizei dient der Sprengplatz als Lagerungsstätte von illegalem Feuerwerk, Bomben-Blindgängern, Granaten und Munition.

Erst nach vielen Tagen anstrengender Löscharbeiten vom Boden und aus der Luft und der Unterstützung aus anderen Bundesländern und von der Bundeswehr, gelang es der Berliner Feuerwehr den Brand einzudämmen. Roboter, Hubschrauber und ein Panzer wurden eingesetzt. Rund 27 Tage lang waren insgesamt 716 Feuerwehrleute in dem Waldstück im Einsatz – bis zum 31. August. Auf dem Gelände des Sprengplatzes wurden mehrere Gebäude und mehrere Fahrzeuge zerstört, darunter laut Innenverwaltung ein Kleinbagger.

Vollständiger Wiederaufbau soll noch Jahre dauern

Auch ein Jahr nach der Katastrophe ist immer noch unklar, inwieweit die bewaldete Fläche wirklich durch den Großbrand zu Schaden gekommen ist. „Eine abschließende Beurteilung der Schäden in den betroffenen Waldflächen konnte noch nicht erfolgen, da die Flächen vor Abschluss der Räumung nicht betreten werden können“, teilte die Innenverwaltung mit.

Währenddessen dauern die Instandsetzungsarbeiten auf dem Sprengplatz weiter an und sind teilweise „fortgeschritten“. Für den vollständigen Wiederaufbau kalkulieren die Behörden jedoch mit „mehreren Jahren“. Gleichzeitig wurde die Menge der auf dem Sprengplatz gelagerten Explosivstoffe „deutlich reduziert“, heißt es von der Senatsinnenverwaltung. Aktuell befänden sich 4,4 Tonnen Nettoexplosivmasse (NEM) auf dem Gelände. Vor dem Feuer seien es noch 12,9 Tonnen gewesen. Auch zukünftig sollen die gelagerten Mengen auf ein „notwendiges Minimum“ beschränkt werden.

Sprengplatz im Grunewald laut Spranger „alternativlos“

Schnell war im vergangenen August wegen des Feuers auch der Standort des Sprengplatzes inmitten des Grunewalds in den Fokus geraten. Viel zu gefährlich sei es, hochexplosive Materialien im Zentrum einer bewaldeten Fläche zu lagern, hieß es von Außenstehenden. Auch ein Jahr später bügelt Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) diese Kritik ab, „der Sprengplatz Grunewald wird bleiben“, sagt sie am Mittwoch. Die Lage weit weg von der nächsten Wohnbebauung sowie kurze Anfahrtswege seien ein bedeutender Vorteil. Bereits 2022 hatte Spranger den Standort im Grunewald als „alternativlos“ bezeichnet.

Allerdings sei ein neues und verbessertes Sicherheitskonzept vorgesehen, das beinhalte, dass sogenannte „offene Sprengungen“ im Grunewald nur noch im Ausnahmefall stattfinden sollen und gefährliche Stoffe auf dem Sprengplatz lediglich zwischengelagert werden. Hier setzt Berlin offenbar auf eine Fortsetzung der Kooperation mit dem Land Brandenburg.

So intensiv und umfangreich die Senatsinnenverwaltung am Mittwoch über die Situation auf dem Sprengplatz informiert, so wenig wird weiter zu den Ursachen des Großbrandes kommuniziert. Auch ein Jahr später ist völlig unklar, was das Feuer auf dem Polizei-Sprengplatz ausgelöst hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen Unbekannt und schließt vorsätzliche Brandstiftung bisher aus.

Der Berliner Staatsanwaltschaft soll inzwischen ein erstes Gutachten zur möglichen Lage des Brandherds vorliegen. Daraus hätten sich allerdings weitere Fragen ergeben. Erst wenn diese geklärt sind, soll ein zweites Gutachten zur Brandursache in Auftrag gegeben werden. Der voraussichtliche Termin: Anfang 2024. (mit dpa)

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