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Ab Freitag fährt der EC nach Warschau nicht mehr ab Hauptbahnhof

© Jörn Hasselmann

EC nach Polen und Regios fallen aus: Strecke von Berlin nach Frankfurt ab Freitag für vier Wochen gesperrt

Ab kommenden Freitag ist die Hauptstrecke nach Frankfurt (Oder) für vier Wochen dicht. Als Ersatz fahren nur Busse. Alternativen gibt es nicht.

Polen ist nur 80 Kilometer von Berlin entfernt, doch der Bahnverkehr in das Nachbarland ist ab kommenden Freitag weitestgehend eingestellt. Die Deutsche Bahn sperrt bis 21. April den Abschnitt von Erkner nach Fürstenwalde komplett. Der Regionalexpress RE1 nach Frankfurt (Oder) entfällt zwischen Erkner und Fürstenwalde. Als Ersatz fahren Busse, die Fahrzeiten verdoppeln sich. In den vier Wochen soll die Brücke über die Autobahn A10 saniert werden.

Fahrten nach Polen werden besonders unattraktiv. Die Eurocity-Züge nach Posen, Warschau oder Breslau starten und enden an der Grenze in Frankfurt (Oder). Laut Fahrplanauskunft der Bahn soll der Ersatzbus vom Berliner Hauptbahnhof dorthin genau zwei Stunden benötigen, hinzu kommt eine Viertelstunde Umsteigezeit. Die Fahrzeit verlängert sich um etwa 80 Minuten.

Im Februar hatte die Bahn noch angekündigt, dass die Fernzüge über Cottbus umgeleitet werden sollen. Das wird nichts, wohl auch wegen der fehlenden Oberleitung über die Grenze. Wer nach Breslau will, bekommt in der elektronischen Fahrplanauskunft nur Verbindungen mit mindestens zwei Umstiegen und unattraktiv langen oder bei Verspätungen gefährlich kurzen Umsteigezeiten angezeigt. Auch der durchgehende EC nach Breslau startet erst in Frankfurt.

Alternativen gibt es nicht. Das hat zwei Gründe. Die beiden anderen Strecken von Berlin nach Polen, also nach Stettin und Küstrin, sind auch über 30 Jahre nach der Wende nicht ausgebaut worden. Und derzeit wird auf beiden immer noch eingleisigen Strecken gebaut, auch dort brauchen Reisende viel länger als normal.

Auf Ausweichstrecken wird ebenfalls gebaut

Gerade die „Ostbahn“ nach Küstrin könnte eine Alternative bieten für die jetzt schon überlastete Hauptstrecke nach Frankfurt. Doch der Neubau der Brücke über die Oder ist nicht wie geplant fertig geworden, durchgehende Züge soll es erst frühestens im Dezember 2023 geben. Eigentlich sollte die Brücke schon im Dezember 2022 fertig sein. Hier pendeln seit Dezember 2021 Busse zwischen Küstrin auf deutscher Seite und Kostzryn.

Genauso desaströs ist die Situation nach Stettin. Immerhin wird die Strecke seit zwei Jahren zweigleisig und für Tempo 160 ausgebaut und elektrifiziert. Die Einschränkungen bis zur angekündigten Fertigstellung 2025 sind aber immens. Seit März 2022 fahren kaum noch Züge, voraussichtlich bis Mai dieses Jahres. Eigentlich sollte der Betrieb nur für drei Monate weitgehend eingestellt werden. Doch als diese Zeit rum war, teilte die Bahn mit, ein Jahr länger zu brauchen. Nur so lasse sich die Fertigstellung 2025 noch halten. Derzeit fahren nur mittags und abends wenige Züge.

An diesem Wochenende entfallen selbst diese Züge, und zwar „infolge kurzfristiger Personalausfälle“, wie die DB auf Twitter ankündigte. Schon in den vergangenen Monaten gab es massenhaft Ausfälle auf dieser Linie wegen kranker oder fehlender Lokführer.

Verlegung des Bahnhofs Fangschleuse wird für weitere Sperrungen sorgen

Für die Ostbahn gibt es nicht einmal Pläne für Ausbau und Elektrifizierung. Der Bund weigert sich, dafür Geld zu geben. Zuletzt hatte der regionale Bahnchef Alexander Kaczmarek bei der Vorstellung im Februar noch einmal betont, dass die Ostbahn zur Entlastung der Frankfurter Strecke dringend benötigt werde. In den letzten Jahren sei die Zahl der jährlichen Zugfahrten dort von 45.000 auf 55.000 gestiegen.

Nun hat sich in Grünheide Tesla angesiedelt. Mehrere tausend Menschen wollen zur Arbeit, Güterzüge könnten Material zum Werk bringen und die fertigen Autos abholen. Da für Tesla demnächst der Bahnhof Fangschleuse verlegt werden soll, wird es auch in den kommenden Jahren immer wieder neue Sperrungen geben. Laut Bahn wird die 85 Kilometer lange Strecke seit 1997 modernisiert – das sind jetzt mehr als 25 Jahre. Die angestrebte Geschwindigkeit von 160 km/h kann immer noch nicht auf allen Abschnitten gefahren werden.

Nur ein Gleis hat die Ostbahn zwischen Berlin und Küstrin.

© Jörn Hasselmann (Archiv)

Das nächste Hindernis ist der Ausbau des Bahnhofs Köpenick um einen Regionalbahnsteig. Bislang hält dort nur die S-Bahn. An diesem Wochenende gab es erste Sperrungen für die S-Bahn. Am Mittwoch wollen Bahnvorstand Berthold Huber und die noch Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) den Startschuss für den Ausbau geben.

Eine gut ausgebaute Strecke Berlin-Küstrin könnte sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr eine gute Entlastung sein. Die Ostbahn ist nicht einmal Teil des Berlin-Brandenburger Schieneninvestitionsprogramm „i2030“.

Vor einem Jahr hatte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) angesichts der Weigerung des Bundes mitgeteilt, dass ein externes Planungsbüro beauftragt werde, einen Plan „für einen stufenweisen Ausbau“ der Strecke zu erstellen. Doch wann und wie die Strecke ausgebaut werden kann, ist völlig offen. Die Berliner SPD engagiert sich seit Jahren für einen Ausbau, hat sogar eine „Rekordfahrt“ organisiert, um zu zeigen, wie Züge beschleunigt werden können.

Polen ist da viel weiter. Dort soll die schon jetzt zweigleisige Ostbahn von Pila (Schneidemühl) bis Kostrzyn auf Tempo 160 beschleunigt und elektrifiziert werden.

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