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Cineast mit Geschmack: Vor Jahren erfand Dieter Kosslick ein Berlinale-Sonderformat zum Thema Kulinarik. Jetzt führt er es in Brandenburg weiter.

© IMAGO/Political-Moments

Comeback im Neuen Lichtspielhaus Beelitz: Ex-Berlinale-Chef Dieter Kosslick macht das Kino wieder schmackhaft

Vor Jahren erfand Dieter Kosslick für die Berlinale ein Sonderformat zum Thema Kulinarik. Dann ging das Geld aus. Jetzt führt der 75-Jährige die Reihe in Brandenburg weiter.

Mit einer Neuauflage des einstigen Berlinale-Formats „Kulinarisches Kino“ wird in dieser Woche das Neue Lichtspielhaus in Beelitz wiedereröffnet. Initiator und Bürgermeister Bernhard Knuth hat sich dafür Unterstützung von Dieter Kosslick geholt, der die Internationalen Filmfestspiele Berlin von 2001 bis 2019 als Direktor leitete. „Dieter Kosslick liebt guten Wein und gutes Essen“, erklärt Knuth. Auch sei der frühere Berlinale-Chef von der Idee, ein historisches Kino wieder zum Leben zu erwecken, begeistert gewesen. So sei die Entscheidung für eine Zusammenarbeit leicht gefallen.

Die einstigen Venus-Lichtspiele waren in den 1930er-Jahren aus dem umfunktionierten Saal des Gasthofes Zum deutschen Kaiser hervorgegangen. Nach 1945 wurde das Kino verstaatlicht, 1991 geschlossen, nachdem sich kein neuer Betreiber gefunden hatte.

Dort geht man nicht einfach nur ins Kino, sondern dazu immer auch schön essen.

Dieter Kosslick, Ex-Berlinale-Chef, über Frankreich und Italien

Mit dem „Kulinarischen Kino“ hatte Kosslick 2007 im Rahmen der Berlinale als Sonderformat eine Filmreihe zu Genuss und Geschmack sowie Ökologie und Agrikultur entwickelt. Nach einem Film mit dem Schwerpunkt Essen und Kulinarik wurde im Anschluss ein passendes Gourmetmenü serviert. 2019 wurde das „Kulinarische Kino“ laut Kosslick aufgrund von Sparmaßnahmen eingestellt.

Eine Entwicklung, die der 75-Jährige sehr bedauerte. Auf Schloss Neuhardenberg hat er seit einigen Jahren deshalb unter dem Namen „Kulinarik trifft Kino“ ein ähnliches Format etabliert. „Ich habe die Reihe geliebt, deshalb habe ich einfach weitergemacht“, erklärt Kosslick.

Ob Drama oder Trickfilm – am Ende wird gegessen

Nun also das Comeback in Beelitz. „Wir haben keinen Premierenstress, sondern zeigen entspannt einfach schöne Filme“, sagt Kosslick über das Konzept. Großes Kino gibt es trotzdem: „Wir starten direkt mit der preisgekrönten Meryl Streep.“ Neben „Julie und Julia“, in dem Streep 2009 die prominente US-amerikanische Köchin und Kochbuchautorin Julia Child spielte, werden vom 21. bis zum 24. September in sechs Vor- und Nachmittagsvorstellungen auch „Madame Mallory und der Duft von Curry“, „Kochen ist Chefsache“, „À la Carte“, „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ und „Ratatouille“ gezeigt.

Im Anschluss geht es für die Gäste für ein jeweils passendes mediterranes, französisches oder indisches Menü ins benachbarte Deutsche Haus. Abgeschaut habe er sich die Kombination aus Genussdestinationen wie Italien und Frankreich, verrät Kosslick. „Dort geht man nicht einfach nur ins Kino, sondern dazu immer auch schön essen.“ Im Mittelpunkt des Erlebnisses solle in Beelitz die jeweilige Länderküche stehen. Dazu werde es Gespräche rund um den Status Quo der deutschen Küche geben.

Er wünsche sich, dass Beelitz durch die Wiedereröffnung in Zukunft nicht nur als Spargel-, sondern auch als Kinostadt bekannt sei, sagt Bürgermeister Bernhard Knuth. Um junge Menschen für das Medium Film zu begeistern, soll das Neue Lichtspielhaus unterrichtsbegleitend auch Schulen als Bildungsstätte zur Verfügung gestellt werden. Mit wiederhergestellten Elementen wie der Fassade und Stuckdecken sei das Kino heute ein kleines Schmuckstück, auf das die Beelitzer stolz sein können, findet der Stadtchef. Gleichzeitig sei im historischen Gewand für das perfekte cineastische Erlebnis modernste Technik installiert worden.

Das Ergebnis der Sanierung hat es nicht nur Bernhard Knuth angetan. „Es ist unglaublich toll geworden“, schwärmt auch Dieter Kosslick. Nur der Name habe ihm früher noch ein bisschen besser gefallen: „Ich hätte es bei Venus gelassen – aber damit erreicht man wahrscheinlich die falsche Zielgruppe.“

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