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Der Direktor der Berliner Forsten, Gunnar Heyne und die Berliner Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) unterhalten sich über die Waldbrandprävention.

© Lara Hankeln

Brandsensoren und neue Bäume: So will Berlin seine Wälder schützen

In Berlin sollen die Wälder mit hochmodernen Brandsenoren besser vor Feuer geschützt werden. Umweltsenatorin Schreiner informierte sich bei den Forsten über Präventionsmaßnahmen.

Von Lara Hankeln

Berlins Wälder sind in einem schlechten Zustand: Nur noch vier Prozent der Bäume wurden im neusten Waldzustandsbericht der Umweltverwaltung als komplett intakt befunden. Lange Hitzeperioden, ausfallende Niederschläge und der Befall von Schädlingen machen dem Wald zu schaffen. Zudem erhöhe die durch die Klimaveränderungen extremer werdende Dürre das Waldbrandrisiko. In Berlin wurde nun der erste hochmoderne Waldbranderkennungssensor installiert.

An einem Funkmast auf dem Müggelberg angebracht, überblickt der neue Sensor mit vier Kameras das umliegende Waldgebiet. Das Erkennungssystem füllt damit die Lücke in der Überwachung der Waldgebiete, die bisher im Berliner Südosten klaffte. „Die Müggelberge sind wie eine Wand und der dahinter befindliche Wald bisher ein Graubereich in der Früherkennung“, erklärt Gunnar Heyne, Direktor der Berliner Forsten. Zwei weitere solcher hochmodernen Sensoren sollen innerhalb eines Jahres im Grunewald und im Tegler Forst einsatzbereit sein.

105 Sensoren im Land Brandenburg, deren visueller Radius Teile Berlins mit abdeckt, dienten bisher zur Waldbrandfrüherkennung. Auch die Bevölkerung melde immer wieder Brände. „Da kann jeder Einzelne mithelfen“, appelliert Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU), die als Teil ihrer Sommertour das Forstamt Köpenick besuchte.

Auf 150 Metern Höhe wurde der Waldbrandsensor zur Überwachung des Köpenicker Forst angebracht.
Auf 150 Metern Höhe wurde der Waldbrandsensor zur Überwachung des Köpenicker Forst angebracht.

© Lara Hankeln

Der Vorteil der automatisierten Früherkennung sei vor allem die geografische Genauigkeit und die Geschwindigkeit, mit der eine Brandentwicklung an die Waldbrandzentrale gemeldet wird. „Das System erkennt Veränderungen, die würde ein menschliches Auge übersehen“, sagt Heyne. Der Sensor nimmt in einem 360-Grad-Radius kontinuierlich visuelle Informationen in Graustufen auf. Durch den Vergleich von zwei nacheinander aufgenommen Bildern lassen sich Veränderungen feststellen.

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Wird eine Rauchentwicklung erfasst wird, erhält ein menschlicher Operator in der Waldbrandzentrale eine Warnung. Dieser überprüft das Bild und leitet bei tatsächlicher Brandgefahr eine Meldung an die Leitstelle der Berliner Feuerwehr weiter. Durch eine sogenannte Kreuzpeilung können genaue Brand-Koordinaten erfasst werden. Dabei laufen Informationen von zwei, noch besser drei Sensoren zusammen und übermitteln die Daten.

Das System erkennt Veränderungen, die würde ein menschliches Auge übersehen.

 Gunnar Heyne, Direktor der Berliner Forsten

20.000 Euro kostet so ein moderner Sensor. „Billig ist es nicht“, sagt Heyne. „Aber der Förster ist teurer.“ 150 Mitarbeiter wären nötig, um eine ähnliche Detektionsrate zu erreichen. Zusätzlich seien rund 5000 Euro für die Installation sowie jährlich etwa 7000 Euro für die Wartungs- und Betriebskosten nötigt.

Ältere Modelle, die seit den 2000er Jahren eingesetzt werden, hätten häufiger Fehlmeldungen abgesetzt, beispielsweise durch aufgewirbelten Staub durch Traktoren. Jetzt kämen nur noch sehr wenige Meldungen, sagt Heyne. Die meisten seien dann auch wirklich eine Rauchwolke. Die neuste technische Entwicklung ist ein Infrarot-Sensor. Dieser erkenne durch die Wärmeveränderung auch nachts Brände. Das System soll zukünftig ebenfalls genutzt werden.

Mehr Laubbäume helfen bei Waldbrandprävention

Aber es gibt auch eine natürliche Lösung: der Laub-Mischwald. Er ist weit weniger brandanfällig als die dominierenden Kiefernwälder. Diese brennen schneller, da die Bäume viel Harz enthalten. Zudem sind die abgefallenen, trockenen Nadeln auf dem Waldboden leicht entzündlich.

Die Kiefernwälder wurden bereits vor einigen hundert Jahren gepflanzt. Sie sollten zum einen die Bodenerosion verhindern, aber auch als schneller Holzlieferant dienen. „Es standen wirtschaftliche Gründe im Vordergrund“ erklärt Dirk Riestenpatt, stellvertretender Leiter des Referats Forstbetrieb.

Dirk Riestenpatt vom Referat Forstbetrieb erklärt die verschiedenen Bodenschichten und die Brandgefahr des der Kiefernadeln.
Dirk Riestenpatt vom Referat Forstbetrieb erklärt die verschiedenen Bodenschichten und die Brandgefahr des der Kiefernadeln.

© Lara Hankeln

Im Zuge des 2012 gestarteten Mischwaldprogramms werden heimische Laubbäume wie Eichen, Linden, Hainbuchen und Ulmen gepflanzt. Nach wissenschaftlichen Prognosen können diese Sorten den Klimaveränderungen in den nächsten Jahren am besten standhalten. Die Laubblätter sind im Gegensatz zu Nadeln außerdem besser organisch abbaubar. Dadurch verringert sich auch die Brandgefahr.

Jedes Jahr sollen so 100 Hektar neuer Mischwald entstehen. Es würde rund 100 Jahre dauern, bis der Waldumbau der Berliner Wälder abgeschlossen wäre. „Es ist ein langer Zeithorizont, wenn man in politischen Kategorien denkt“, sagt Riestenpatt. „Aber ein großer Aspekt der Forstarbeit ist Geduld.“

Doch auch der Umbau hat seine Tücken. Beispielsweise ist die invasive Traubenkirsche, die Förster vor gut 200 Jahren aus Nordamerika eingeführt haben, konkurrenzfähiger. Sie verdrängt die einheimischen Bäume. Auch der Wildverbiss, also das Abbeißen der jungen Setzlinge durch Rehe, verlangsamt das Wachstum des Mischwaldes. Damit der Wald widerstandsfähiger gegen den Klimawandel werden könne, müssten in Berlin also auch deutlich mehr Rehe geschossen werden.

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