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17.02.2023, Berlin: Schauspielerin Veronica Ferres (l) kommt zum FFF Bayern Empfang 2023 in die Bayerische Vetretung und wird von Judith Gerlach (r, CSU), Bayerische Staatsministerin für Digitales, begrüßt. Foto: Sören Stache/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Soeren Stache

Auf Empfang: Die lässigste Person des Berlinale-Abends war keine Berlinerin

Berlin ist Partyhauptstadt, Bayern zuverlässig. Beim Empfang der Filmförderung Bayern war die Zuordnung der Provenienz ganz leicht.

Eine Kolumne von Aline von Drateln

Wenn die Partyhauptstadt auf bayerische Zuverlässigkeit trifft, ist Spaß garantiert. Mit dieser Gleichung im Kopf ging ich zum Empfang der Filmförderung Bayern. Fast übersehen hätte ich den Eingang der „Bayerischen Vertretung“. Durch die schmale Behrenstrasse in Mitte brummte gerade ein Bus des Schienenersatzverkehrs und versperrte die Sicht auf den kleinen roten Teppich.

Drinnen sah es tatsächlich nach Bayern aus: Freundliche Garderobieren mit Steckfrisuren, die pelzbesetzte Mäntel entgegennahmen, eine imposante Marmortreppe, darauf die Schickeria aus Schönen, Reichen und Mächtigen. Selten alles in einer Person vereint, es ist ja immer noch Deutschland, wo gutes Styling immer noch als Zeichen von Inkompetenz gilt.

Veronika Ferres und die vermeintliche Heilpraktikerin

Wer hier München repräsentiert und wer Berlin, sieht man auf den ersten Blick. Wie bei dem ungleichen Pärchen, das gerade vor der Fotowand steht. Mit einer drallen Blonden das personifiziertes Bayern. Daneben ungeschminkter Querdenker-Look. Kurze Irritation meinerseits, als der fraugewordene SUV der deutschen Filmbranche, Veronica Ferres, darauf besteht, zusammen mit einer Heilpraktikerin für die Fotografen zu posieren. Bis ich meinen Irrtum bemerke und unter dem schienenersatzfarbenen Gewand die Berlinale-Leiterin Mariëtte Rissenbeek identifiziere.

Doch nicht alle hier machen einem die Zuordnung der Provenienz so leicht. Grenzen verschwimmen. Nicht nur zwischen Ossi und Wessi, auch zwischen Südi und Nordi. Beim Versuch, mit einer coolen Berliner Regisseurin über das totgespritzte Gesicht einer Münchener Charakter-Schauspielerin zu lästern, lerne ich schmerzhaft, dass Botox nicht mehr nur in München wohlwollend „Falten-Auszeit“ genannt wird.

War Talk of the Party: der Kellner, der aussieht wie Christian Lindner

© Aline von Drateln

Dass es für den dargereichten Kaffee hier keine Hafermilch gibt, lässt allerdings auch sie die Stirn runzeln. Ein ehemals sehr erfolgreicher und jetzt nur noch erfolgreicher Berliner Regisseur beschwert sich tatsächlich über die angebliche neue Diskriminierung alter, weißer Männer im Filmgeschäft. Mit dieser Haltung wird man in Bayern Frauenbeauftragter. Dachte ich.

Wohl niemand auf dieser Berliner Veranstaltung hätte gedacht, wer die lässigste Person des Empfangs ist: Für verblüffte Lacher sorgte die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach (auf dem Foto mit Veronika Ferres), als sie freimütig auf der Bühne erzählt, wie sie hier mal auf dem roten Teppich nicht erkannt und gebeten wurde, jetzt bitte für Jenny Elvers Platz zu machen. Aber dagegen habe sie jetzt ja Mittel: „Ich habe Jenny Elvers einfach nicht mehr eingeladen!“.

Neben dieser Berliner Schnauze mit süßem Senf gab es Weißwurst, Brezen und Knödel. Auf Wunsch alles auch vegan. Und einen Berliner Moment: Der Versuch, beim Kellner ein Helles zu bestellen, aber bitte kein Weizen, scheiterte. Er verstand nur Englisch.

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