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Angela Winkler, Theater- und Filmschauspielerin, aufgenommen auf Schloss Neuhardenberg. Die Schauspielerin erhält in diesem Jahr den Götz George Preis

© dpa/Patrick Pleul

Alterslos, wie nicht von dieser Welt: Schauspielerin Angela Winkler bekommt den „Götz-George-Preis“

Ältere Schauspieler bekommen wenig Aufmerksamkeit. Deshalb gibt es seit sechs Jahren den „Götz-George-Preis“. In diesem Jahr geht er an Angela Winkler.

Eine Kolumne von Aline von Drateln

Zum letzten Mal werden wir am 25. November Thomas Gottschalk „Wetten, dass…?“ moderieren sehen. Und anschließend über das Ende der guten alten Fernsehunterhaltung lesen müssen. Über die großen Stars, die auf seinem Sofa Platz genommen haben. Die lieber sterben würden, als bei Dennis und Benni Wolter Platz zu nehmen. Falls sie es noch nicht getan haben.

Dabei konnte es damals auf der Couch auch ungemütlich werden: 1998 lieferte sich Götz George mit Gottschalk einen eleganten Schlagabtausch zur Frage, was im Fernsehen Aufmerksamkeit bekommt. Und was nicht.

Noch immer nicht genug Aufmerksamkeit bekommen auch ein Vierteljahrhundert später Schauspieler, die so alt sind wie Thomas Gottschalk. Schauspielerinnen sowieso nicht. Die Götz-George-Stiftung vergibt deshalb seit sechs Jahren den „Götz-George-Preis“ speziell an ältere Künstler.

Auch Jasmin Tabatabai ist mit dabei

Die Gäste, die sich dafür am Samstagabend einfanden, sind sogar noch eine halbe Stunde älter als geplant: Weil auf Berlins Straßen der Teufel los ist, beginnt die Ehrung verspätet. Bei der Platzwahl ruft Jasmin Tabatabai ihrem Andreas Pietschmann zu: „Lass´ mal ein bisschen nach vorne gehen, ich habe meine Brille nicht dabei.“

Und angesichts der vielen Fifty-Shades-of-Grey-Frisuren presst ein gestresster Promi-Fotograf hervor: „Es ist so schwierig, die auseinander zu halten!“

Faszinierend, wie Schauspielerinnen wie Deborah Kaufmann oder Eva Mattes hier plötzlich anders aussehen: unter Alten jung.

Angela Winkler gehört zu den Schauspielerinnen, bei der der durchschnittliche „Wetten, dass…?“-Zuschauer zwar das Gesicht kennt. Beim Namen aber nicht sicher ist, ob man ihn mit ck schreibt. Oder ob sie nicht doch Angelika heißt.

Eine halbe Stunde dauert der Einspielfilm, den Georges Ehefrau Marika traditionell extra für die Preisverleihung angefertigt hat, denn er ist ein Ritt durch die gesamtdeutsche Film- und Theatergeschichte: „Die Blechtrommel“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, „Hamlet“.

Laudator Klaus Pohl zitiert Peter Zadek, der stets bat: „Spielt mir nichts vor!“. Wie Götz George, so Pohl, spiele Angela Winkler niemals etwas vor. Sie ist. Alterslos. Wie nicht von dieser Welt. Als Dank singt sie ein Lied mit Thomas Quasthoff, neben dem sie nicht weniger ungewöhnlich wirkt.

Die 79-Jährige schaut, als würde sie Menschen zum allerersten Mal erblicken. Neugierig. Zart. Und spricht am Ende einen einzigen Satz, in dem bei ihr eine ganze Welt liegt: „Ich freue mich über den Götz-George-Preis, Danke.“

Federleicht steht sie eingerahmt von ihrer Familie. Die Fotografen dirigieren das Schlussbild. Angela Winkler fährt derweil entrückt mit den Fingern die Bögen der schönen Trophäe nach. Man kann den Blick nicht von ihr abwenden. Und für einen Moment darf man die Welt erleben wie sie: Als würde man zum allerersten Mal eine Schauspielerin sehen, die einen Preis in ihren Händen hält.

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