zum Hauptinhalt
Die Fassade des Neubaus an der Michendorfer Chaussee soll je nach Wetter unterschiedlich aussehen.

© Visualisierung: TRU Architekten Berlin

Wissenschaft in Potsdam: Wetterdienst-Neubau feierte Richtfest

Der Neubau soll eine besondere Fassade und eine öffentliche Kantine bekommen. Ein Geheimnis machen die Beteiligten derweil noch um andere Pläne für das Grundstück: Dort soll „etwas Spektakuläres“ entstehen.

Potsdam - Es gibt wohl nur wenige Baustellen in Potsdam mit einer eigenen Bushaltestelle. „Nächster Halt: Deutscher Wetterdienst.“ Hier, umgeben von Wald, entsteht derzeit der 37 Millionen Euro teure Neubau für den Dienst. „Das wird ein Quantensprung für diesen Standort“, sagte Ralf Poss vom Bundesinnenministerium beim Richtfest am gestrigen Donnerstagnachmittag an der Michendorfer Chaussee. Finanziert wird das Ensemble aus Bundesmitteln.

Gerhard Adrian ist Präsident des Deutschen Wetterdienstes.
Gerhard Adrian ist Präsident des Deutschen Wetterdienstes.

© PNN / Ottmar Winter

Drittgrößter DWD-Standort in Deutschland

„Wir stärken mit dem Neubau unseren Standort, nach Offenbach und Hamburg der drittgrößte des Deutschen Wetterdienstes bundesweit“, erklärte Gerhard Adrian, Präsident des Dienstes, kurz auch DWD. Es sei eine Außenstelle, von der aus neben der Hauptaufgabe Katastrophenvorsorge und Bevölkerungsschutz durch Wettervorhersagen und -warnungen auch die technische Wartung zahlreicher Wetterstationen erfolge. Zudem werde hier ein Backupzentrum für die IT untergebracht. „Der DWD lebt von internationalem Datenaustausch, wenn unser zentrales Rechenzentrum in Offenbach ausfällt, springt Potsdam ein“, so Adrian.

Nach gut einem halben Jahr Bauzeit ist der Rohbau fertig.
Nach gut einem halben Jahr Bauzeit ist der Rohbau fertig.

© PNN / Ottmar Winter

Knapp 200 Mitarbeiter werden hier arbeiten, voraussichtlich ab Frühling 2022. Bereits im kommenden Sommer soll der Gebäudekomplex aus sechs Teilen fertig sein. Aber gerade die Einrichtung der Technik erfordert Zeit. „Aber wir liegen sehr gut im Zeitrahmen“, betonte Norbert John, technischer Geschäftsführer des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen (BLB). „Bei den Kosten sieht es schwieriger aus“, gab er zu. Der Bauboom mit einer hohen Nachfrage bei den Firmen mache Prognosen derzeit schwierig. Sprich: Es könnte teurer werden.

Die Mitarbeiter sind derzeit in Stahnsdorf untergebracht

Derzeit sind die Mitarbeiter übergangsweise in Stahnsdorf untergebracht. Dort sind sie seit 2016 der Abriss des Altbaus begann – rund 20 Gebäude aus den 50er Jahren, lange Jahre Sitz des Meteorologischen Dienstes der DDR – und bis der Neubau an gleicher Stelle steht. Der nun nach gut einem halben Jahr abgeschlossene Rohbau zeigt einen von außen recht schlichten, kompakten Bau. Ein dreigeschossiges Bürogebäude, durch einen 70 Meter langen Gang – dem so genannten Wetterboulevard – verbunden mit einem niedrigen Rechenzentrum und einer Lagerhalle. Daneben ein Carport, ein Häuschen für ein Notstromaggregat und ein stählerner Turm, auf dem ein beweglicher Satellitenempfang stehen soll.

Von außen, so erläutert der Architekt des Komplexes, Henning von Wedemeyer, werde dieser mit behandeltem Metall versehen. „Diese Metallbekleidung wird die Naturtöne des Waldes aufnehmen. Durch Kantungen der Oberfläche wird die Fassade je nach Wetter die Erscheinung verändern“, erläutert er. Innen werden, so von Wedemeyer, in den zugänglichen Bereichen wie Foyer, Gängen oder der Kantine weiße Decken mit Sichtbeton und Holz kombiniert. Hier sind auch Führungen für Besuchergruppen vorgesehen. Breite Fensterfronten und große Lichtschächte von oben sorgen für einen hellen Eindruck.

Architekt Henning von Wedemeyer.
Architekt Henning von Wedemeyer.

© PNN / Ottmar Winter

Die Kantine soll öffentlich sein

Zudem ist im Wetterboulevard neben einem Bildschirm mit aktuellen Vorhersagen auch eine Ausstellung mit historischen Messgeräten und Informationen zum DWD und Meteorologie geplant. Die Kantine, die auch einen Sitzbereich draußen umfasst, soll öffentlich sein und auch von Besuchern genutzt werden. Eine begehbare Plattform für Besucher auf dem Turm, wie ursprünglich geplant, sei wegen Sicherheitsvorgaben sei laut dem Architekt doch nicht möglich.

Bei internen Bereichen wie der Lagerhalle mit Hochregalen, in denen Material für die Wartung von Messgeräten aufbewahrt werden, oder auch dem Rechenzentrum sollen schwarz gemalte Industriedecken mit offenen Rohren vorherrschen. „Durch verglaste Nischen und Fenster wird eine Verbindung zwischen beiden Bereichen entstehen“, erklärt von Wedemeyer.

Auf dem Grundstück soll zudem eine "spektakuläre" Überraschung entstehen

Ein Kunstwerk aus dem früheren, nun abgerissenen DDR-Bau, das Relief „Meteorologie im Wandel der Zeiten“, soll außen am Neubau angebracht werden. Für ein zweites Werk, ein Regenbogenmosaik, suchen Mitarbeiter noch einen neuen Standort in der Stadt. Stattdessen soll mit einem Kunstwettbewerb ein weiteres Werk geschaffen werden.

Auf dem Gelände im Wald bleibt rund um den Bau viel Platz. Von fast 11 000 Quadratmetern Grundstück wird nur etwa die Hälfte bebaut. Auf dem Rest werde „etwas Spektakuläres“ entstehen, so Poss vom Innenministerium. Aber noch seien die Pläne intern und nicht spruchreif, mehr könne er nicht verraten.

Zur Startseite