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Der vorläufige Abschlussbericht des Saarländischen Rundfunks (SR) zum Fall Dieter Wedel kritisiert Machtkonzentration und fehlendes Handeln der Verantwortlichen.

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Vorwürfe gegen Dieter Wedel: SR legt vorläufigen Abschlussbericht vor

Neues vom SR in Sachen Wedel – und vom WDR. Mehrere Frauen hätten dort vertrauliche Gespräche mit einer Personalrätin geführt. In der Folge sei aber derjenige abgemahnt worden, der Kollege, der den Hinweis gegeben habe.

Der vorläufige Abschlussbericht des Saarländischen Rundfunks (SR) zum Fall Dieter Wedel kritisiert Machtkonzentration und fehlendes Handeln der Verantwortlichen. „Insgesamt sind die damaligen Funktionsträger bei Telefilm Saar und SR an heutigen Maßstäben gemessen der besonderen Verantwortung, die nach der Erhebung der Vorwürfe angebracht gewesen wären, nicht gerecht geworden“, erklärte der Leiter der Taskforce, Justiziar Bernd Radeck, am Donnerstag in Saarbrücken. Es sei allerdings nicht Aufgabe der Untersuchung gewesen zu klären, ob die von den zwei Schauspielerinnen erhobenen Vorwürfe zutreffen.

Im Januar hatte „Die Zeit“ über Anschuldigungen mehrerer Darstellerinnen berichtet, die dem heute 75 Jahre alten Regisseur Wedel Übergriffe am Rande von Dreharbeiten vorwerfen. Sie reichen von Machtmissbrauch bis hin zu sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Die mutmaßlichen Fälle liegen mehrere Jahrzehnte zurück. Wedel bestreitet die Darstellungen. Die „Zeit“ stützte ihre Berichte unter anderem auf Akten aus dem SR-Archiv zur Serie „Bretter, die die Welt bedeuten“ in den 1980er Jahren.

Radeck erklärte, es sei Aufgabe der internen Untersuchung gewesen, das Verhalten der damaligen Verantwortlichen bei der Produktionsfirma und beim SR aufzuklären. Den Ergebnissen zufolge waren der Geschäftsleitung der Telefilm Saar und damit mindestens dem SR-Programmdirektor im Dezember 1980 die Vorwürfe einer Darstellerin gegen Wedel bekannt. „Wir wissen auch, dass in der Folge seitens der Verantwortlichen nicht konsequent gehandelt worden ist", erklärte die Taskforce.

"Den Betroffenen wurde kein nachhaltiger Schutz gewährt.“ Spätestens im Herbst 1981 hätten auch der Intendant und die übrigen Mitarbeiter der damaligen Geschäftsleitung von den Anschuldigungen erfahren. Die SR-Taskforce bezeichnet ihren Bericht als vorläufig, da nicht ausgeschlossen werden könne, „dass es weitere aussagekräftige Unterlagen gibt, die aber derzeit nicht bekannt sind“.

Es habe beim WDR eine Ombudsperson gegeben, an die sich Betroffene wenden konnten

Neben dem SR hatten auch die Produktionsfirma Bavaria Film, weitere öffentlich-rechtliche Sender und Sat1 Untersuchungen angestrebt. Bavaria Film erklärte zuletzt, dass keine Belege für mögliche sexuelle Übergriffe gefunden wurden. Allerdings habe das Rechercheteam festgestellt, dass einige Verhaltensweisen des Regisseurs nach dem heute gültigen Verhaltenskodex nicht mehr tolerabel gewesen wären. ZDF und NDR hatten bereits im Februar mitgeteilt, keine Hinweise auf mögliche Übergriffe Wedels gefunden zu haben.

Indes gibt es weitere Diskussionen um Belästigungs-Vorwürfe gegenüber einem WDR-Mitarbeiter. Eine Sprecherin der Rundfunkanstalt bestätigte am Donnerstag, dass es 2010 Hinweise auf ein mögliches Fehlverhalten gegen einen weiteren Mitarbeiter gegeben habe. Diesen sei sehr sorgfältig nachgegangen worden. Der Sender habe „möglichen Betroffenen einen Weg der Beschwerde geschaffen“.

Es habe eine Ombudsperson gegeben, an die sich Betroffene wenden konnten. Diese hätten aber ausdrücklich darum gebeten, die Anonymität zu wahren. „Abschließend ergab die damalige Prüfung, dass die Vorwürfe nicht aufgeklärt werden konnten,“ sagte die WDR-Sprecherin. Zu weiteren Details äußere sich der Sender aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht.

Hinsichtlich der Vorwürfe aus dem Jahr 2010 seien die damals Verantwortlichen den betreffenden anonymen Hinweisen intensiv und sorgfältig nachgegangen, sagte eine WDR-Sprecherin dem Tagesspiegel am Donnerstag. So habe der WDR etwa möglichen Betroffenen über die üblichen Anlaufstellen hinaus einen Weg der Beschwerde geschaffen, indem eine Ombudsperson benannt wurde. "Alle möglichen Betroffenen wollten allerdings ausdrücklich anonym bleiben. Auch ließen sich etwaige Vorfälle nicht konkretisieren. Insofern ließen sich die Anschuldigungen weder entkräften noch belegen und konnten nicht abschließend aufgeklärt werden." 

Auf dieser Grundlage habe es, auch für die damalige direkte Vorgesetzte, keine Möglichkeit gegeben, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, so die WDR-Sprecherin weiter. Die Empfehlung der mit dem Vorgang betrauten Ombudsperson, die generelle Problematik in der Abteilung zu thematisieren und für solche Gefahren zu sensibilisieren, habe die Vorgesetzte zeitnah umgesetzt, beispielsweise in Konferenzen. "Bis heute gibt es dazu keinen neuen Sachstand."

„Correctiv“ und „Stern“ hatten am Mittwoch über diesen weiteren Fall berichtet. Vorwürfe gegen den Mann, der aus „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ bekannt sei, seien 2010 im Sender bekanntgeworden.
Mehrere Frauen hätten vertrauliche Gespräche mit einer Personalrätin geführt. In der Folge sei aber nicht etwa derjenige abgemahnt worden, gegen den die Vorwürfe erhoben wurden, sondern der Kollege, der den entscheidenden Hinweis gegeben habe, habe eine Ermahnung bekommen. Ihm sei verboten worden, von sexueller Belästigung in der Programmgruppe zu sprechen. Der WDR hat auf eine Tagesspiegel-Nachfrage diesbezüglich nicht geantwortet. (mit epd)

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