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Von Richard Rabensaat: Gefühl statt Spektakel

„Topper gibt nicht auf“: Der erste 3D-Film einer deutschen Filmhochschule überzeugt formal wie inhaltlich

Er will den Satz nicht mehr sagen und eigentlich will er auch nicht in dem Studentenfilm mitspielen. Der Slogan „Topper gibt nicht auf“, war das Markenzeichen des fiktiven Actionhelden Topper. Nun ist es der Titel des wohl ersten Real-3D-Films, der an einer deutschen Filmhochschule produziert wurde. Claude-Oliver Rudolph spielt den angegrauten Helden. Der soll seine Paraderolle noch einmal in einem kleinen Studentenprojekt vorführen und ist dabei ziemlich schlecht gelaunt. Als beim Dreh auch noch alles schief läuft und seine Filmpartnerin aus ihrer Abneigung ihm gegenüber keinen Hehl macht, steigt der kantige Actionheld mit grimmiger Miene in seinen Pickup. Da taucht Marlene, die Freundin des Regisseurs auf und Topper wird plötzlich ganz weich.

Félix Koch, Filmstudent an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), hat mit mehr als hundert Mitwirkenden einen Film realisiert, wie ihn das 3D-Kino gegenwärtig dringend braucht. Denn „Topper“ setzt nicht auf knallige Effekte, sondern erzählt eine gut konstruierte Geschichte mit überraschend stimmigen Charakteren und einer Crew, der man die Freude am Projekt auch bei der Premiere anmerkt. Koch bat am Dienstagabend alle, die bei den Dreharbeiten mitgewirkt hatten, auf die Bühne der feudalen Astor Filmlounge Berlin, ehemals Filmpalast. Ziemlich schnell, innerhalb von nur drei Monaten, hat die Crew das Projekt realisiert. Deshalb wollte der smarte Regisseur auch niemand vergessen, als er sich bei allen Mitwirkenden bedankte. Beim Namen des Designers für den Abspann, Nicolas Alexander De Leval Jezierski, stolperte er dann aber doch.

Möglich wurde das augenscheinlich aufwendige Filmprojekt durch eine breite Förderung und Unterstützung von Seiten des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und durch den Firmenzusammenschluss „Prime“, an dem unter anderem die HFF und zwei Fraunhofer Institute beteiligt sind. „Prime“ will die Möglichkeiten der 3D-Technik ausloten und fragt nach neuen Anwendungsmöglichkeiten. Diese können beim klassischen Spielfilm in Kino und Fernsehen, aber auch in Computerspielen oder Landschaftspanoramen, beispielsweise für die Pilotenausbildungen, liegen. „3D wird das zweidimensionale Kino nicht verdrängen und immer etwas Spektakeliges haben, aber die Perspektiven sind gut“, mutmaßt der junge Regisseur.

Beim mittlerweile gut 100 Jahre alten stereoskopischen Filmverfahren wird der Film mit zwei getrennten Kameras aufgenommen. Die schließlich getrennt reproduzierten Farben der Filmaufnahmen setzen sich erst im Kopf des Betrachters wieder zusammen, der hierfür aber eine 3D-Brille tragen muss. Das macht dem Filmgenuss etwas umständlich und führte schon in den 50er Jahren dazu, dass das Filmexperimente in 3D schnell wieder begraben wurde. Zudem reduziert das Aufnahmeverfahren die Lichtstärke des Films. Die Bilder erscheinen merklich dunkler als beim konventionellen Spielfilm. Ob die derzeitigen 3D-Filme im Kino mehr als ein kurzfristiger Hype sind, muss sich erst noch zeigen. Denn nachdem die erste Euphorie nach dem zu Recht hoch gelobten Kassenschlager „Avatar“ abgeflaut ist, haben die Filmverleihfirmen geschäftsträchtig den Kracher „Kampf der Titanen“ in 3D nachgeschoben. Der war zunächst zweidimensional geplant und wurde dann nachträglich umgemodelt. Der ohnehin grottenschlechte Mythenmix wird durch die mangelhaften 3D-Bilder vollends ungenießbar. Dass die Zukunft des Kinos im Spektakel liegt, kann mit gutem Grund bezweifelt werden und stimmte schon in den 50er Jahren nicht.

„Topper“ geht daher einen ganz anderen Weg. Félix Koch und sein Drehbuchautor Florian Hawemann schaffen es, in dem 25-minütigen Film trotz des knappen Zeitbudgets glaubwürdige Figuren zu entwickeln und dem überschaubaren Plot ein Maximum an Dramatik abzugewinnen. Wenn Marlene um das Projekt ihres Freundes ringt und der stoische Actionheld auftaut, ist das tatsächlich anrührend. Die Produktion nutzt dabei alle medialen Möglichkeiten. Zu sehen sein soll der Film zunächst auf DVD und auf Festivals. Die Website erzählt die vollständige Geschichte Toppers und vergisst nicht, die zwiespältigen Anfänge des fiktiven Schauspielers in den 70er Jahren zu erwähnen. Topper ist mittlerweile aber im hier und jetzt angekommen – und twittert sogar.

Mehr im Internet:

www.topper3.de

Richard Rabensaat

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