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Begehrt: Pro Studienplatz an der Uni Potsdam gibt es acht Bewerber.

© dpa

Studieren und wohnen in Potsdam: Für Studenten attraktiv trotz hoher Mieten?

In der Wissenschaftsetage diskutierten Universitätspräsident Oliver Günther, Oberbürgermeister Jann Jakobs und eine Studentin über die Vor- und Nachteile des Hochschulstandortes Potsdam. Und warum viele Potsdamer Studenten doch lieber in Berlin wohnen.

Von Matthias Matern

Potsdam - Was hat Potsdam Studenten zu bieten? Gibt es überhaupt so etwas wie studentisches Leben in der Stadt und wie ist es um bezahlbaren Wohnraum bestellt? Der Trend geht eindeutig aufwärts, aber es gibt noch Verbesserungsbedarf. Das zumindest war das Fazit von Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, bei einer Diskussionsrunde in der Wissenschaftsetage am Mittwochabend zur Frage „Was habe ich als Student in Potsdam verloren?“.

Moderiert von Inforadio-Wissenschaftsredakteur Harald Asel sprach Günther mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Gesine Dannenberg, Lehramtsstudentin an der Uni Potsdam und Linke-Politikerin in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, über die Vorzüge und Nachteile des Hochschulstandortes Potsdam im Vergleich zu Berlin.

Potsdam habe zu wenig für bezahlbaren Wohnraum getan

Dannenberg kritisierte vor allem, dass die Stadt in der Vergangenheit zu wenig dafür getan habe, für Studenten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Stattdessen werde mit der alten Fachhochschule auch noch ein Gebäude abgerissen, das für studentisches Leben stehe. Jakobs hielt dagegen, dass die Stadt ausschließlich planungsrechtlich auf die Stadtentwicklung Einfluss nehmen könne und dies auch nur auf städtischen Flächen. Und dies genau sei am Alten Markt der Fall. „Ich möchte gerne, dass Studenten in der Potsdamer Mitte wohnen“, sagte der Oberbürgermeister. Deshalb sei auch geplant, dass mit der Neubebauung auf dem Areal der alten Fachhochschule rund 300 Wohnungen entstehen, die auch für Studenten bezahlbar seien. Zudem seien auch in Golm weitere 400 Wohnungen vorgesehen. Jakobs räumte zwar ein, dass in Potsdam im Bereich des sozialen Wohnungsbaus lange nichts passiert sei, dies sei aber der Tatsache geschuldet gewesen, dass es lange Zeit seitens des Landes dafür keine Fördermittel gegeben habe. Dies sei jetzt anders.

Universitätspräsident Günther teilte diese Einschätzung: „In Potsdam ist beim studentischen Wohnen und bei der studentischen Lebensqualität noch viel Luft nach oben, aber es bewegt sich gerade sehr viel.“ Dabei würde auch die Mietpreisentwicklung in Berlin der Stadt in die Hände spielen. Dort sei der Wohnraum für Studenten ebenfalls mittlerweile sehr knapp. „Etwas unter 10 Euro pro Quadratmeter zu finden ist schwer.“ Mittlerweile würde etwa gut die Hälfte aller Studierenden seiner Universität in Potsdam wohnen. „Das ist so viel wie noch nie.“

Wie begehrt Potsdam als Hochschulstandort sei, lässt sich laut Günther auch an den Bewerberzahlen ablesen. „Wir haben pro Studienplatz acht.“ Die Frage nach bezahlbaren Mieten sei eben nur ein Faktor bei der Studienplatzwahl.

Zu wenig Studentenkneipen und Clubs

Als Nachteil des Standortes wurde aus dem Publikum auch der Mangel an Studentenkneipen und Clubs angesprochen. Auch deshalb würden viele Studierende lieber in Berlin wohnen, schilderte Wilfried Schubarth, selbst Dozent an der Universität Potsdam, aus eigener Erfahrung. „Die Studenten wünschen sich eben Partys“, so Schubarth.

Der Versuch, in Potsdam ein ähnliches Nachtleben zu organisieren wie in einigen wenigen Berliner Bezirken, sei hoffnungslos und aus seiner Sicht ohnehin nicht sinnvoll, sagte Jakobs. „Wir werden als eine Region wahrgenommen und müssen dabei unser eigenes Profil entwickeln“, sagte der Oberbürgermeister. Viel wichtiger sei es dabei, die Vorteile des nahen Berlins für sich zu nutzen. Das sah auch Günther so: „Gerade das nahe Zusammenstehen beider Städte macht die Attraktivität aus.“

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