zum Hauptinhalt
Abgeklopft. Ein Algorithmus bewertet den Stand der Koalitions-Sondierungen.

© dpa

Politik-Forscher der Universität Potsdam: Außenminister fast schon sicher

Die neue Bundesregierung steht noch nicht, doch schon jetzt können zwei Wissenschaftler der Universität Potsdam Prognosen abgeben, wer welches Ministeramt bekommt. Ein Algorithmus berechnet entsprechende Wahrscheinlichkeiten.

Potsdam - Erst die Inhalte, dann die Posten. Das betonen die Beteiligten der aktuellen Sondierungsgespräche einer möglichen Jamaika-Koalition auf Bundesebene allenthalben. Dennoch: Schon jetzt lassen sich Aussagen treffen, welcher Politiker wahrscheinlich künftig welches Bundesministerium leitet. Das zumindest versprechen zwei Wissenschaftler der Universität Potsdam mit ihrem neuen Projekt „Kabinettwatch“. Getragen wird das Vorhaben von der Professorin Julia Fleischer und Markus Seyfried vom Lehrstuhl „Politik und Regieren in Deutschland“. Statt wilder Spekulationen wollen die Forscher der Universität jeden Morgen eine tagesaktuelle, wissenschaftlich fundierte Vorhersage bieten. So zeigt auf der Webseite des Projektes beispielsweise ein Kabinett-Radar, wer gerade für ein Ministeramt gehandelt wird.

Für die Prognosen analysiert ein Algorithmus dauerhaft mehr als 20 überregionale deutsche Print- und Onlinemedien sowie Meldungen von drei Nachrichtenagenturen. Erfasst werden dabei sämtliche Nennungen von Politikern für Ministerämter und, sofern vorhanden, das im Artikel mit der Person verknüpfte Ressort. Das grob zusammengefasste Konzept lautet: Je größer die sich daraus ergebende mediale Aufmerksamkeit für eine „Paarung“ ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für den entsprechenden Minister.

Zwei weitere Komponenten ergänzen die Medien-Auswertung

Ergänzt wird diese automatisierte Häufigkeitserfassung durch zwei weitere Komponenten, aus denen sich letztlich die errechnete Wahrscheinlichkeit ergibt. Einerseits werden die individuellen Merkmale des Politikers miteinbezogen. Konkret geht es dabei um die berufliche Erfahrung in politischen Ämtern und Persönlichkeitsmerkmale wie das Geschlecht, den Bildungsabschluss und das Alter. Zum anderen fließen in die Prognose weitere Faktoren ein, die die beiden Wissenschaftler „Verhandlungsdynamik“ nennen. Dabei wird etwa berücksichtigt, wie viele gehandelte Politiker es für ein bestimmtes Ressort gibt oder wann die Person erstmals von den Medien mit dem Ministerium in Verbindung gebracht wurde.

Endgültig feststehen wird die Ministeriumsvergabe wohl erst zu Weihnachten – manch einer sagt sogar noch längere Koalitionsverhandlungen voraus. Umso spannender ist es, sich schon jetzt einen Überblick über die wahrscheinliche neue Bundesregierung zu verschaffen. Nahezu sicher ist „Kabinettwatch“ zufolge mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 Prozent, dass Grünen-Chef Cem Özdemir künftig Deutschlands Außenminister sein wird. Das Innenministerium würde demnach mit einer Wahrscheinlichkeit von 66,2 Prozent an den CSU-Politiker Joachim Herrmann fallen. Für Verteidigung ist in der neuen Bundesregierung – Überraschung! – weiterhin eine Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) am wahrscheinlichsten. Trotz ihres zuletzt zerrütteten Verhältnisses zur Truppe kommt sie auf 67,4 Prozent. Das begehrte Finanzministerium hingegen wird künftig zu großer Wahrscheinlichkeit von der FDP geführt. Unklar ist laut der Prognose einzig, ob Christian Lindner oder Wolfgang Kubicki das Haus leiten wird.René Garzke

Tagesaktuelle Zahlen zu Prognosen für die Ministerien unter: kabinettwatch.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false