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Wissenschaftsministerin Sabine Kunst sieht die Hochschulen beim demografischen Wandel in der Pflicht

Mit einem Donut hat die brandenburgische Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) Potsdam und die Brandenburger Regionen um Berlin verglichen. Dieser gut gefüllte Ring aus Wirtschaftunternehmen lege sich um die Hauptstadt. Um nun auch die wirtschaftlich schwache Peripherie Brandenburgs zu stärken, brauche man die Hochschulen, so die Ministerin. Denn qualifizierte Absolventen könnten als Arbeitskräfte und Gründer von morgen für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.

Welche Perspektiven und Bildungschancen sich für die Hochschulentwicklung aus dem demografischen Wandel ergeben, sollte auf einem Symposium der Friedrich-Ebert-Stiftung von Politikern und Wissenschaftlern diskutiert werden. Mit der neu formierten Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sei ein wichtiger Schritt unternommen worden, um dem demografischen Wandel wirksam entgegenzuwirken, sagte Ministerin Kunst. Zwar haben zwei Fakultäten der BTU Cottbus eine Verfassungsbeschwerde gegen die Fusion beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Dennoch ist die Ministerin der Ansicht, dass sie mit der Zusammenlegung nicht nur für Brandenburg, sondern auch für andere Bundesländer ein Beispiel geschaffen habe: „Wir geben damit modellhafte Antworten auf allgemeine Fragen.“

Rund 52 000 Studierende gibt es gegenwärtig in Brandenburg. Seit 20 Jahren steigen die Studentenzahlen im Bundesland. Der Bericht über die Hochschulentwicklungsplanung des Landes Brandenburg bis 2025 geht aus, dass sich auch in den kommenden Jahren etwa 8500 bis 9000 Studierende für das erste Hochschulsemester einschreiben. So würde sich die Studierendenzahl etwa auf der momentanen Höhe halten. Die Anfängerzahlen würden stabil bleiben, weil generell immer mehr Schulabgänger studieren würden. Auch würden sich verhältnismäßig viele Studenten aus Berlin und der unmittelbaren Umgebung sowie aus dem Ausland in Brandenburg einschreiben, stellt der Bericht fest.

Dennoch bildet Brandenburg das Schlusslicht der Bundesländer bei der personellen Ausstattung der Hochschulen. Dies könne sich möglicherweise langfristig ändern, hofft Kunst. Denn mit dem Hochschulpakt zwischen dem Bund und den Ländern sei eine gute Voraussetzung geschaffen worden, um Studienplätze und das Studienangebot in den neuen Ländern dauerhaft zu stabilisieren. Angesichts der absehbaren demografischen Ausdünnung und dem damit insbesondere in den neuen Bundesländern einhergehenden Fachkräftemangel sei es eine Aufgabe der Hochschule, neue Perspektiven zu eröffnen, erläutert Kunst. „Wir müssen die Hochschule auch für Leute öffnen, die aus einem Beruf oder einer Familie stammen, die ein Studium nicht unbedingt nahe legen würden“, so Kunst.

Damit rede sie einem Akademisierungswahn das Wort, findet allerdings ihr Kollege Karlheinz Töchterle, der Wissenschaftsminister Österreichs. Töchterle ist der Ansicht, dass es eine Korrelation zwischen einer Hochschulausbildung und der Beseitigung von Arbeitslosigkeit ohnehin nicht gebe. Brandenburg müsse eher Fachausbildungen stärken, als den Zustrom an die Universitäten zu erweitern. Auch Erik Marquardt vom freien Zusammenschluss der StudentInnenschaften e.V. weist darauf hin, dass die immer weitere Auslastung der Hochschulkapazitäten nicht nur rosige Blüten treibe. Die soziale Situation der Studenten habe sich insgesamt verschlechtert. Die Ausrichtung der Universitätslandschaft auf die Bedürfnisse der Wirtschaft erscheine ihm, als habe ein DAX-Unternehmen den Plan für die Hochschulen geschrieben. Notwendig sei aber eine Willkommenskultur der Hochschulen, die auch freies Forschen ermöglicht, wünscht sich der Studierendenvertreter. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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