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Neue Strahlkraft. Eckehard Binas hat eine Vision, wie die FH in Zukunft aussehen könnte.

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Homepage: „Miteinander, nicht übereinander reden“

Eckehard Binas über seine Wahl zum neuen Präsidenten der Fachhochschule Potsdam, deren Zukunft und seine Rückkehr in einen Mythos

Herr Binas, hat Sie das eindeutige Votum, mit dem der Senat der FH Potsdam Sie zum neuen Präsidenten der Hochschule gewählt hat, überrascht?

Ja, ziemlich. Zwei Dinge haben mich überrascht. Einmal, dass ich gegen den bisherigen Rektor antreten musste. Ich war nicht davon ausgegangen, dass Herr Vielhaber sich ebenfalls beworben hat. Dann hat mich das Wahlergebnis selbst natürlich überrascht, auch wenn ich darauf gehofft hatte.

Wie erklären Sie sich den großen Zuspruch zu Ihrer Person?

Dafür gibt es sicherlich mehrere Ursachen. Zum einen kenne ich die Fachhochschule gut, da ich von 1993 bis 1999 hier bereits gearbeitet habe. Zum anderen habe ich während der Anhörung an der FH deutlich gemacht, dass ich im Hause die Kommunikation verbessern und Bereitschaft zur Mitwirkung wecken möchte. Es ist wichtig, den Mitgliedern der Hochschule das Gefühl zu geben, dass man gerne mit ihnen zusammenarbeitet. Hinzu kommt die fachliche Kompetenz und die Erfahrung der letzten 20 Jahre im Hochschulbereich. Als Freiberufler im Kulturbereich bin ich nach der sogenannten Wende ins akademische Leben zurückgekommen und kenne den Betrieb inzwischen aus der Perspektive verschiedener Hochschulen. Das hat wohl überzeugt. Es kam offensichtlich auch an, wie ich mir die Entwicklung der Hochschule vorstelle und wie das umgesetzt werden soll.

Wie sehen Sie die Zukunft der FH?

Zum einen muss man den gesetzlichen Auftrag der Hochschulen erfüllen. Zum anderen haben wir in Potsdam eine besondere Lage: Im Agglomerationsraum Berlin-Potsdam muss man die Entwicklung Berlins immer mit im Kopf haben. Potsdam liegt in einer Übergangszone zwischen ländlichem und städtischem Konzentrationsraum, hier gibt es besondere Herausforderungen. Hinzu kommt, dass die finanzielle Situation des Landes Brandenburg nicht die beste ist, was die Finanzierung der Hochschulen betrifft. Die Rahmenbedingungen sind also recht kompliziert.

Was bedeutet?

Dass man zum Beispiel darauf achten sollte, dass die FH einen eigenen Wert hat und nicht zum Überlaufbecken für die Studierendennachfrage aus Berlin wird. Die Hochschule hat ein eigenes Profil, eigene Stärken, sie ist jung und dynamisch, sie ist sehr gut aufgestellt - das muss man entsprechend darstellen und nutzen.

Streben Sie einen Bruch mit der Arbeit Ihres Vorgängers an?

Nein. So würde ich das nicht sehen. Es geht vielmehr darum, die Potenziale der FH stärker hervorzuheben. Das Zusammenwirken der Kompetenzen der unterschiedlichen Spezialgebiete, Dozenten und Mitarbeiter soll stärker genutzt werden. Also kein Bruch mit der Ausgangslage, vielmehr soll die sehr gute fachliche Situation besser genutzt werden. Ohne dass ich damit die Leistung meines Vorgängers in Abrede stellen möchte.

Was kann man besser machen?

Zum einen sollte die interne Kommunikationskultur befördert werden, es geht um das Zusammenwirken der einzelnen Struktureinheiten der Hochschule. Die Kooperation und Kommunikation der Professoren mit der Verwaltung und den Studenten muss aufgefrischt werden. Die Arbeitsfähigkeit einer Hochschule lebt und stirbt mit der Bereitschaft der Mitglieder, miteinander und nicht nur übereinander zu reden.

Was steht noch an?

Die Hochschule hat gewisse Chancen im internationalen Bereich. Was den Studentenaustausch betrifft, aber auch die Integration internationaler Fragestellungen, muss sich die FH weiter entwickeln. Es geht um die weitere Anschlussfähigkeit der Lehre. Zudem müssen Projekte mit internationalen Partnern aufgebaut werden. Internationalität ist also einer der Schwerpunkte.

Sie haben auch die Vision, einen inhaltlichen Überbau zu schaffen.

Man sollte eine Vision immer auch an den Inhalten festmachen, die man gemeinsam vorantreiben will. „Urbane Zukunft“ könnte an der Potsdamer FH so ein Schwerpunkt sein, die verschiedenen Fachbereiche – von Bauwesen und Architektur über Informationswissenschaft bis Design, Kulturarbeit und Sozialwesen – sollten dazu unter ein Dach kommen. Nicht nur baulich auf dem Campus an der Pappelallee, sondern auch fachlich sollte in Zukunft alles mehr unter einem Dach sein. Man kann sich versammeln, ohne seine eigene Spezialität aufzugeben. Das Thema Urbanität der Zukunft zum Beispiel reicht vom familiären Raum bis ins Bauliche, von Informationsströmen über Geschichte bis zum Infrastrukturkörper eines urbanen Raumes kann dazu alles gehören. So könnte die Fachhochschule über den Bestand von Fachdisziplinen hinaus wachsen.

Die Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg hatte jüngst in ihrem Abschlussbericht der Fachhochschule Potsdam ein gutes Zeugnis ausgestellt. Dennoch habe die Hochschule gemessen an ihrer Größe zu viele Fachbereiche. Werden Sie einen Umbau der FH vornehmen müssen?

Das muss ich mit einem eindeutigen „Jein“ beantworten. Die Idee von Konzentrationspotenzialen ist von außen betrachtet erst einmal sehr richtig. Dass beispielsweise die beiden Fachbereiche Architektur und Bauwesen enger miteinander kooperieren sollten, ist unbestritten. Dass sie aber fusionieren müssen, sollte noch einmal gründlich geprüft werden. Man sollte besser schauen, wo im Masterbereich Dinge gemeinsam gemacht werden können. Das Problem ist also erkannt, nun müssen die Potenziale ermittelt werden. Wenn dabei herauskommt, dass eine Fusion sinnvoll ist, werden wir das auch machen. Dazu bedarf es aber der Zustimmung und Bereitschaft der Mehrheit der Kollegen.

Sie kennen die Potsdamer FH recht gut.

Ich habe den Studiengang Kulturarbeit ab 1993 mit aufgebaut und habe dann bis 1999 am dortigen Modellstudiengang gearbeitet, bevor ich nach Görlitz berufen wurde. Seitdem hat sich viel entwickelt, die FH macht einen sehr guten Eindruck, sie ist sehr attraktiv und ich freue mich sehr auf die Arbeit dort. Hinzu kommt, dass ich den Gründungsmythos der Fachhochschule Potsdam noch kenne.

Was meinen Sie damit?

Nach den Wirren der Wende habe ich beruflich in der Hochschule wieder neu laufen gelernt. Ich hatte dort unter Gründungsrektor Helmut Knüppel eine neue Heimat gefunden, man konnte viel bewegen. Nun ist es für mich so etwas wie die Rückkehr in einen Mythos, den man in Büchern nachlesen und sich im Internet ansehen kann. Die FH ist längst brandenburgische Normalität. Die große Herausforderung besteht nun darin, eine neue Strahlkraft hineinzubringen. Die Verknüpfung von persönlichem Interesse und Auftrag ist für mich die stärkste Motivation, auch für mein neues Amt. Das bringe ich aus den Gründungstagen der FH mit, das will ich weitergeben. Das ist eine gute Grundlage der Zusammenarbeit.

Was bringen Sie als Kulturmanager dafür mit?

Vom Kulturmanagement bringe ich einen recht kritischen und detaillierten Blick in die wirtschaftlichen Prozesse in der Kultur und die kulturellen Prozesse in der Wirtschaft mit. Beide Seiten bedingen sich gegenseitig. Die Kultur- und Kreativwirtschaft lebt geradezu von dieser Symbiose. Und genau dieser Bereich ist einer der Schwerpunkte der Fachhochschule Potsdam. Ich denke, das kann ich mit meinem beruflichen Hintergrund stärken.

Sehen Sie ihrer Amtszeit an der FH Potsdam optimistisch entgegen?

Ja, natürlich. Ich weiß, dass es eine sehr anspruchsvolle Aufgabe ist. Aber ich bin optimistisch, weil es mir eine besondere Freude bereitet, neue Potenziale zu erspüren. Ich halte gerne nach Menschen Ausschau, die ein bisschen mehr machen wollen als das Normale, mehr als das, was von ihnen verlangt wird. Dieses aktivierende Innovationsmoment ist es, was ich suche. Die Entwicklung von Neuem und das Engagement reizen mich. Mit Begeisterung zu arbeiten, das liegt mir, das will ich einbringen.

Ihr Vorgänger Johannes Vielhaber hinterlässt ein gut bestelltes Haus.

Ja. Das ist etwas, was ich sehr respektiere. Das, was er erreicht hat, will ich fortsetzen, um die Hochschule mit diesen Leistungen und meinen eigenen Beiträgen voranzubringen.

Das Gespräch führte Jan Kixmüller

NEUER PRÄSIDENT

Eckehard Binas wurde am 11. Juli vom Senat der Fachhochschule Potsdam zum zukünftigen Präsidenten der FH gewählt. Seine Amtszeit beginnt 2013.

KULTURARBEITER

Binas, 1955 in Berlin geboren, hat an der Humboldt-Universität Berlin Kulturwissenschaften studiert und dort 1985 promoviert. Der Professor für Kulturphilosophie ist derzeit Dekan der Fakultät für Wirtschafts- und Sprachwissenschaften der Hochschule Zittau/Görlitz. Er war von 1993 bis 1999 an der FH Potsdam am Aufbau des Studiengangs Kulturarbeit beteiligt.

NACH POTSDAM

Eckehard Binas ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen und zwei Schulkindern. Für sein neues Amt als FH-Präsident beabsichtigt er, nach Potsdam zu ziehen. Kix

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