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Stark reduziert. Die Blüten des Christusdorn.

© MB

Homepage: Madagaskar auf dem Fensterbrett Der Christusdorn eignet sich gut für Zimmerkultur

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Der Christusdorn (Euphorbia milii) erhielt seinen deutschen Namen im 19. Jahrhundert, weil seine dornigen Sprosse an die Dornenkrone Jesu erinnern. Er ist ausschließlich in Madagaskar heimisch, und damit kann die Pflanze gar nicht als biblische Dornenkrone verwendet worden sein, denn Madagaskar wurde erst im Jahr 1500 von Portugiesen entdeckt und wahrscheinlich auch erst wenige Jahrhunderte vor Christi Geburt von Afrikanern besiedelt. Die Pflanze kam erstmalig im Jahr 1821 nach Europa, durch eine Sendung von Baron Pierre-Bernard Milius, den Gouverneur der Insel Réunion im Indischen Ozean, die damals noch Île Bourbon hieß und bis heute zum französischen Staatsgebiet gehört. Die Art wurde ihm zu Ehren benannt.

Der Christusdorn gehört zur Gattung Euphorbia (Wolfsmilch), mit über 2000 Arten eine der fünf artenreichsten Gattungen des Pflanzenreichs mit beinahe weltweiter Verbreitung. Euphorbien enthalten Milchsaft, der artspezifisch unterschiedlich giftig und ätzend ist und bei der Bezeichnung „Wolfsmilch“ Pate stand. Zur Gattung gehören viele kakteenähnliche Sukkulenten, einige wichtige Zierpflanzen wie der Weihnachtsstern, aber auch in Mitteleuropa heimische krautige Arten wie die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), deren grüngelbe Blütenstände an trockenen Wegrändern und in Trockenrasen mancherorts bereits jetzt in der Sonne leuchten.

Die Blüten sind bei allen Vertretern der Gattung Euphorbia sehr stark modifiziert und bestehen jeweils nur aus einem einzigen Staubblatt oder einem Fruchtknoten. Diese stark reduzierten Blüten stehen dann in gedrängten Blütenständen beisammen, und zwar stets eine weibliche mit zahlreichen männlichen Blüten, die wiederum von einem gemeinsamen Hüllbecher umgeben sind, an dessen Rand sich in der Regel noch gesonderte Nektardrüsen befinden. Beim Christusdorn befindet sich unter dem Hüllbecher zusätzlich ein Paar dekorativer, meist leuchtend rot gefärbter Hochblätter, denen die Funktion des Lockapparats zukommt. Wegen dieser dekorativen Hochblätter, der fast ganzjährigen Blütezeit, seiner bizarren Gestalt und seiner Robustheit ist der Christusdorn eine beliebte Zimmerpflanze.

Bereits aus Madagaskar ist die Art in zahlreichen Varietäten bekannt, die sich in Gestalt, Wuchshöhe, Verzweigungstyp und Blütenfarbe unterscheiden und die ebenso wie eine nah verwandte Art für die Züchtung von Kulturformen verwendet wurden, sodass es inzwischen Sorten mit weißen, gelben und rosaroten Blüten und unterschiedlichen Wuchsformen gibt. Die Pflanzen sind gut für die Zimmerkultur geeignet, vertragen sich aufgrund ihrer starken Bedornung allerdings manchmal schlecht mit den Fenstervorhängen. Michael Burkart

Michael Burkart

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