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Kneipengänger. Das Redaktionsteam in der Berliner Kneipe „Zur Quelle“.

© privat

Homepage: Kraft und Dummheit

Potsdamer Studierende haben die Zeitschrift „Zur Quelle“ gegründet, die ihren Namen von einer Altberliner Kneipe ableitet

„Zur Quelle“, das ist eine typische Altberliner Eckkneipe nahe der Turmstraße. Im verrauchten Gastraum sitzen noch echte Originale und aus der Jukebox sind die Flippers zu hören. „Das ist einfach die schönste Kneipe der Stadt“, sagt Robert Hofmann. So schön, dass der Student der Universität Potsdam sogar sein neu gegründetes Studierenden-Magazin nach ihr benannt hat. Schnell sammelten sich Gleichgesinnte um ihn und bei einem Umtrunk in der gastronomischen „Quelle“ wurde die publizistische Idee geboren. Hofmann teilt sich die Chefredaktion mit zwei weiteren Personen. David Bäuerle, der neben ihm am Tisch in der „Quelle“ sitzt, und Ronja Kolls. Die meisten Redakteure studieren Germanistik. Bis auf zwei Berliner Studierende kommen sie alle von der Uni Potsdam. „Einen Naturwissenschaftler haben wir aber auch“, sagt Bäuerle stolz. Dass es neben Kultur und Politik auch mal um den Weltraum geht, ist ihm zu verdanken.

Das Projekt ist jung. Erst zwei Ausgaben der „Quelle“ sind bislang erschienen. Nicht nur die Anzahl der Redakteure hat sich seit der ersten Ausgabe verdoppelt, die Auflage hat sich sogar fast vervierfacht. 4750 Exemplare zählte die letzte Ausgabe. Für die ersten beiden Drucke brauchte das Team der „Quelle“ noch Unterstützung, die es beim Asta und dem Studentenwerk fand. Hofmann will allerdings schon bald versuchen, durch Werbung und Anzeigen finanziell unabhängig zu werden. Der Asta hätte ihnen bei der ersten Ausgabe zum Beispiel ans Herz gelegt, in der Zeitschrift das generische Femininum zu verwenden. „Zuerst fanden wir nicht, dass das die ästhetischste Lösung ist“, so Hofmann. Nach heftigen Auseinandersetzungen wurde der Vorschlag jedoch angenommen. Das generische Femininum war zwar kein Muss und soll auch in der finanziellen Unabhängigkeit beibehalten werden. Hofmann ist es dennoch wichtig, auf eigenen finanziellen Beinen zu stehen.

Das Layout der „Quelle“ erinnert entfernt an die Zeitschrift „Neon“ und ist ein echter Blickfang. Von Magazinen wie diesem wollen Hofmann und seine Redaktion sich jedoch klar abgrenzen. „Wir liefern echte Inhalte. Besser gesagt: Wir liefern überhaupt Inhalte“, so Hofmann schmunzelnd. Verantwortlich für das kreative Design der Zeitung ist Christoph Gross. Er ist Hobbylayouter und konnte sich in der „Quelle“ mal wieder so richtig austoben, wie Hofmann sagt. Das Cover ist im Gegensatz zum bunten Inhalt erstaunlich schlicht gehalten. Auf hellblauem Hintergrund ist ganz einfach ein Rind zu sehen, das seinen Betrachter fixiert. Die Idee entstand zwar eher kurzfristig und aus der Not, hat sich aber durchgesetzt. Auch auf der nächsten „Quelle“ wird ein Tier zu sehen sein. Chefredakteur Hofmann kann dem Ganzen im Nachhinein sogar noch einen tieferen Sinn abgewinnen: „Das Tier steht für Kraft und Dummheit zugleich. Das hat sich die ,Quelle’ ja auch irgendwie auf die Fahnen geschrieben.“

Über Titel und Rind ist der Satz „Von und für Zaubernde“ zu lesen. Ein leicht pathetisches Motto, das man nicht zu ernst nehmen darf, genauso wie die Äußerungen seiner Urheber. „Wir sind einfach so genial, dass unser Schreiben Zauberei gleicht“, sagt Hofmann. Dass das Magazin und der Spruch das Publikum als Zaubernde bezeichneten, hätte einen ähnlich einfachen Grund: „Wir wollen unsere Leser ja nicht diskriminieren, indem wir uns über sie stellen“, sagt Bäuerle. Die beiden jungen Männer sehen sich an und grinsen. Diese spezielle Art von Humor ist bezeichnend für die „Quelle“ und bleibt dem Leser nicht lange verborgen. In den Kategorien Studium, Politik&Gesellschaft und Kultur findet sich so manch eine amüsante Spitze. Das gefällt nicht jedem, es brachte der Redaktion auch schon Kritik ein. Positiv sei jedoch das Urteil des Präsidenten der Uni Potsdam, Oliver Günther, ausgefallen. „Wirklich hochwertig“, habe er gesagt, als er am Stand der „Quelle“ vorbeiging.

Tatsächlich überzeugt die Zeitschrift „Zur Quelle“. Die Texte sind auf hohem Niveau geschrieben, auch wenn das ein oder andere Mal Formulierungen über ihr Ziel hinausschießen oder ein Satz aufgrund seines kreativen Anspruchs zum Zweck seiner selbst wird. Mit seiner ausgefallenen Themenvielfalt verknüpft das Magazin die Welt der Studierenden mit der außeruniversitären und kommt damit über die Hochschule Potsdam hinaus. Diesen Fokus setzte die Redaktion bewusst, da wie sie selbst viele Potsdamer Studierende in Berlin leben und somit nicht nur über Potsdamer Themen informiert sein wollen. Ein weiterer Anspruch der jungen Redakteure ist, eine breite Schicht anzusprechen. Der Leser soll unterhalten und informiert werden, auch universitätsübergreifend. Dazu haben die Macher auch Berlin im Blick: An der Berliner Freien Universität, an der ein Redakteur der „Quelle“ studiert, wurden bereits 100 Exemplare der ersten Ausgabe verteilt. Clara Neubert

Die „Quelle“ im Internet:

http://zurquelle.cwsurf.de

Clara Neubert

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