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Minzg. Glechoma hederacea.

© MB

Homepage: Kräuterkunde mit Fuchs und Gundermann Die Soldatenpetersilie ist Heil- und Gewürzkraut

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

„ mehr dann fünffhundert figuren von den frischen und lebendigen kreütern“, schreibt Leonhart Fuchs 1543 im Vorwort, „ dermassen abgemalet unnd kontrafeyt seind / das sie nit wol artlicher un besser / nach aller ihrer gestalt / hetten mögen abgebildet werden.“ Das „New Kreüterbuch“ war ein Meilenstein der Botanik, damals noch gar keine eigenständige Wissenschaft, sondern Teil der Arzneimittellehre innerhalb der Medizin, und Fuchs war Professor dieser Disziplin an der Universität Tübingen. Die etwa 500 ganzseitigen Holzschnitte waren tatsächlich hervorragend geeignet, die dargestellten Pflanzen zu erkennen. Nur ein Buch, von Otto Brunfels einige Jahre eher herausgebracht, hatte zuvor Ähnliches geleistet, enthielt aber nur halb so viele Pflanzen. Mit der Produktion der Abbildungen hatte Fuchs drei exzellente Fachleute betraut, einen Zeichner, einen, der die Zeichnungen auf die Holzstöcke übertrug, und einen Holzstecher, „den besten von ganz Straßburg“.

Die kriechenden Stängel „mit runden Ephew blettlin besetzt / die seind ettwas rauch / zu ringß umbher zerkerfft / kleiner aber und zarter dann die Ephew bletter / am geschmack zur bitterkeyt geneygt / riechen starck.“ So beschreibt Fuchs den Gundermann (Glechoma hederacea). Die Pflanze wird bis heute manchmal als Heilpflanze genutzt, häufiger aber als Salat- und Gewürzkraut. Ätherische Öle und Bitterstoffe prägen den Geschmack, der irgendwo zwischen Minze, Harz und Süßholz liegt. Die Art ist häufig und weit verbreitet und wächst hauptsächlich an nährstoffreichen, wenigstens zeitweise feuchten Stellen, „gemeiniglich in den gärten / hinder den zeünen / unnd gemewren allenthalben“, wie Fuchs es formuliert. Zeitweise trug sie den Namen „Soldatenpetersilie“, ein deutlicher Hinweis auf ihre Fähigkeit, auch karge Kost zu aromatisieren.

Das „New Kreüterbuch“ war ein großer Erfolg, es erlebte insgesamt 39 Auflagen in fünf Sprachen. Ein noch viel umfangreicheres Werk mit der dreifachen Menge an Pflanzen erschien allerdings nie, obwohl Fuchs zumindest den ersten Band bereits 1550 druckreif hatte. In der Ausbildung junger Botaniker wirkt er dagegen bis heute nach: Er war einer der ersten, der Exkursionen in die Natur abhielt und die Pflanzen mit ihren Merkmalen draußen demonstrierte – Lehrinhalte, die im Zuge der „Molekularisierung“ der Biologie an vielen Hochschulen heute wieder abgeschafft sind, in Potsdam aber nicht. Die hiesige Universität ist daher eine gute Adresse, sowohl für molekular interessierte Nachwuchsforscherinnen als auch für solche, die sich für Pflanzen als ganze Lebewesen interessieren, eine nach wie vor höchst lebendige Wissenschaft.

Leonhart Fuchs starb heute vor 451 Jahren, am 10. Mai 1566. Ihm zu Ehren erhielt die Fuchsie ihren Namen, und er gilt als einer der „Väter der Botanik“.Michael Burkart

Michael Burkart

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