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Julius H. Schoeps und die Jahre in Potsdam: Sein Weg als deutscher Jude

Potsdam - Der 1942 in Djursholm (Schweden) geborene Julius H. Schoeps kam 1991 nach Potsdam, um an der gerade neu gegründeten Universität Potsdam – in deren Gründungssenat er saß – die Professur für Neuere Geschichte (Schwerpunkt deutsch-jüdische Geschichte) zu übernehmen.

Potsdam - Der 1942 in Djursholm (Schweden) geborene Julius H. Schoeps kam 1991 nach Potsdam, um an der gerade neu gegründeten Universität Potsdam – in deren Gründungssenat er saß – die Professur für Neuere Geschichte (Schwerpunkt deutsch-jüdische Geschichte) zu übernehmen. 1992 gründete der Historiker und Politologe das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) an der Universität Potsdam, dessen geschäftsführender Direktor er bis 2014 war. Zurzeit leitet er die Geschäfte bis zur Regelung der Nachfolge kommissarisch. Zuvor war Schoeps Professor für Politische Wissenschaft und Gründungsdirektor des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität/Gesamthochschule Duisburg. Von 1993 bis 1997 war er nebenamtlich auch Gründungsdirektor des Jüdischen Museums der Stadt Wien.

Der Nachfahre des deutsch-jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn (1729–1786) und des Religionsreformers David Friedländer (1750–1834) ist bekannt für pointierte Einlassungen zu aktuellen politischen Debatten. Zuletzt meldete er sich zum Völkermord an den Armeniern zu Wort. Als einer der Ersten forderte er, dass die Bundesregierung die Massaker an den Armeniern als Genozid bezeichnet. Er verwies auch darauf, dass Deutschland sich seinen Verwicklungen in das damalige Geschehen heute angemessen stellen müsse.

Auch zu Fragen der Rückgabe von Raubkunst und der Provenienzforschung meldete Schoeps sich zu Wort. Seit 2003 kämpfte er als Sprecher der Erben des Bankiers Paul von Mendelssohn-Bartholdy um die Restitution verschiedener Kunstwerke aus dessen Besitz.

Schoeps, der zwischen 1980 und 2007 Gastprofessuren in Budapest, Tel Aviv, New York, Oxford und Seattle wahrgenommen hat, ist seit 1984 Vorsitzender der 1958 von seinem Vater Hans-Joachim Schoeps in Erlangen gegründeten Gesellschaft für Geistesgeschichte (GGG), die heute ihren Sitz in Potsdam hat. Seit 1995 ist er auch Gründungsdirektor der Moses Mendelssohn Akademie und des Berend Lehmann Museums für jüdische Geschichte und Kultur in Halberstadt. Zudem ist Schoeps Mitglied des Schriftstellerverbandes PEN-Zentrum Deutschland, Träger des Bundesverdienstkreuz erster Klasse sowie des Verdienstordens des Landes Brandenburg.

Schoeps zählt zu den profiliertesten deutschen Historikern im Bereich der jüngeren deutschen Geschichte sowie der NS- und Holocaust-Forschung. Zu seinem äußerst umfangreichen Werk zählen Publikationen wie „Deutsch-jüdische Symbiose oder die mißglückte Emanzipation“ (Bodenheim 2001), „Preußen. Geschichte eines Mythos“ (Berlin 2000), „Mein Weg als deutscher Jude“ (Zürich 2003) und „Theodor Herzl 1860–1904“ (Wien 1995).

Das interdisziplinär arbeitende Moses Mendelssohn Zentrum hat sich mittlerweile auch international viel Anerkennung erarbeitet, zum Beispiel mit Projekten zur deutsch-jüdischen Geschichte, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Das Institut wird durch das Land Brandenburg und Drittmittel finanziert. Schoeps war 2014 von der Leitung zurückgetreten, um die Aufgabe an eine jüngere Generation weiterzugeben. Nachdem er das Zentrum über 20 Jahre ehrenamtlich geleitet hat, soll nun eine feste Stelle geschaffen werden. Jan Kixmüller

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