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Visuelle Sucht. Ausschließlich um Filme und Filmstoffe geht es an den vier Festivaltagen im April. Beim sogenannten Pitch stellen Nachwuchsfilmer ihren Kollegen und Vertretern der Filmbranche ihre Drehbuch-Storys in Kurzform vor.

© Sandra Ratkovic/Sehsüchte

Größtes Studentenfilmfestival Europas: Nach den Sternen greifen

Das 45. Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Potsdamer Filmuniversität steht unter dem Motto „S.P.A.C.E“

Potsdam - Insgesamt 115 Filme aus 28 Ländern wird das 45. Internationale Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Filmuniversität Babelsberg im April seinen Besuchern in diesem Jahr zeigen. Das größte europäische Festival seiner Art geht somit mit 15 Filmen mehr an den Start als im Vorjahr. Das Festival findet vom 20. bis zum 24. April an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ und auf dem Studiogelände in Babelsberg statt. Es wird von Studierenden der Filmuni komplett in Eigenregie organisiert, in 13 Sektionen werden 16 verschiedene Preise an Nachwuchsfilmer vergeben. Einen Rekord gab es bereits vor dem Start des Festivals: Knapp 3500 Beiträge aus aller Welt waren eingereicht worden, das waren laut Veranstalter gut 2000 mehr als in den Vorjahren. Ein Grund für die Bewerbungsflut war sicherlich, dass die Filme diesmal online eingereicht werden konnten. „Das ist natürlich leichter“, erklärte Leonie Below vom Organisations-Team.

34 Filme aus Deutschland, die restlichen 81 aus der ganzen Welt

Von den mehr als 100 für das Programm ausgewählten Filmen sind 34 aus Deutschland, die restlichen 81 kommen aus der ganzen Welt, unter anderem aus Indien, Russland und China. Besonders stark vertreten sind wie in den Vorjahren auch Filme aus Israel. Thematisch kreisen viele der Nachwuchsfilme um die Flüchtlingsthematik und das Thema Krieg. Das Politische hatte bereits im Vorjahr im Mittelpunkt vieler Filme gestanden. Während 2015 hauptsächlich junge Menschen und Kinder Thema der Beiträge waren, gibt es diesmal relativ viele Familiendramen. Was nicht ungewöhnlich ist, setzten sich junge Filmemacher in ihren ersten Werken doch oft erst einmal mit ihrer eigenen Kindheit und Jugend auseinander. Auch der dritte Trend zu Filmen, die sich mit Mensch und Natur auseinandersetzen, bewegte den Nachwuchs bereits in den Vorjahren.

In diesem Jahr gibt es einen Schwerpunkt Berlin-Brandenburg

In diesem Jahr wollen sich die Festivalmacher stärker der Region annehmen: Dafür wird es einen Schwerpunkt Berlin-Brandenburg geben, darunter auch vier Filme von Studierenden der Potsdamer Filmuniversität. Unter anderem wird der diesjährige Berlinale-Beitrag „Pallasseum“ zu sehen sein, eine spielerische Bestandsaufnahme des futuristischen Gebäudekomplexes Pallasseum in Berlin-Schöneberg von Regisseur Manuel Inacker. Der Film ist eine Vision eines unaufgeregten Nebeneinanders urbaner Lebenswelten.

Die Programmgruppe hatte in diesem Jahr aus den mehr als 3000 Filmen ein viertägiges Programm zusammenzustellen. Keine einfache Aufgabe. Erste Sichtungen begannen bereits im Dezember, ab Februar sichteten die neun Studierenden dann täglich neun Stunden lang. „Das war schon ein sehr langer Prozess“, sagt Below. Seit einigen Tagen nun steht das Programm mit den 115 Filmen.

Das Motto des Festivals ist in diesem Jahr „S.P.A.C.E “. Die einzelnen Filmblöcke wurden nach Planeten, Monden und Asteroiden benannt. „Damit wollen wir zeigen, was ,Sehsüchte’ ist: Ein Raum der Begegnung für Filmemacher und -liebhaber, ein kreativer Kosmos, der frischen Ideen keine Grenzen setzt“, sagt Leonie Below. „Es ist ein Ort, an dem man sich in spannenden Filmen verliert und das Kino nur kurz verlässt, um neues Popcorn zu besorgen.“ Hinzu kommt der „neue Stern am Sehsüchtehimmel“, wie Below sagt: 2016 wird erstmals ein Genrepreis verliehen. Eine eigene Sektion widmet sich Filmen, die sich mit einem spezifischen Genre befassen. Dafür wollen die Festivalmacher mehr Raum schaffen. „Ob Science-Fiction, Western oder Action, in diesem Jahr konnten Genrefilme aller Art in der neuen Kategorie eingereicht werden“, erklärt Below.

Hollywood-Kameramann Clemens Becker und Kika-Star Checker Tobi

Bei den Jurys haben sich die Studierenden eine Betonung des studentischen Charakters des Festivals vorgenommen. „Weil wir ein junges Festival für und von Studierenden sind, haben wir Hochschulabsolventen gesucht, die bereits auf einem guten Weg sind“, erklärt die Studentin der Medienwissenschaften. So habe man zum Beispiel den Kameramann Klemens Becker gewinnen können, der von der Babelsberger Hochschule kommt und mittlerweile in Hollywood dreht. Ebenfalls in Babelsberg studiert hat Tobias Krell, der die Eröffnungsfeier des Festivals im Kinosaal des fx. Centers Babelsberg moderieren wird und vor allem jüngeren Fernsehzuschauern und ihren Eltern als „Checker Tobi“ des Kinderkanals bekannt sein dürfte. In Jurys vertreten sein werden auch die Schauspielerin Alissa Jung („In aller Freundschaft“) und die Nachwuchsregisseurin Theresa von Eltz, die im vergangenen Jahr mit ihrem Coming-of-Age-Drama „4 Könige“ für Aufsehen gesorgt hat.

Das ganze Programm auch für die Öffentlichkeit

Das „Sehsüchte“ versteht sich auch als Publikumsfestival. So werden 22 Kinder- und Jugendfilme für den Nachwuchs gezeigt, die Eröffnungsfeier am 20. April wird wie auch die Preisverleihung am 24. April öffentlich sein. Am 23. April steigt die große „Sehsüchte“-Party im Lindenpark, mit dabei die bärtige Indie-Band Syndrome aus Berlin. Besonders interessant sicherlich auch die Veranstaltung „Dramaturgie live“, bei der Grimme-Preisträgerin Annette Hess (Autorin der Serie „Weißensee“) über ihre Arbeit als Drehbuchautorin spricht. Den politischen Aspekt greift dann zum Festival ein politisches Forum auf, in dem über Rassismus in der deutschen Filmindustrie diskutiert werden soll.

Das Studentenfilmfestival erwartet wie im Vorjahr wieder rund 7000 Besucher an den vier Festivaltagen. Seit Mitte der 1990er-Jahre gilt es als größtes Studentenfilmfestival Europas. Das Festival startete bereits 1972 als „FDJ-Studentenfilmtage“, wurde nach der Wende kurz eingestellt und 1995 als „Sehsüchte“ neu erfunden. Schwierig dürfte in diesem Jahr für das Filmfest die Unterbrechung der S-Bahn-Linie zwischen Potsdam, Griebnitzsee und Wannsee werden. Denn damit wird das Festivalgelände nur vom Bahnhof Medienstadt beziehungsweise mit Ersatzbussen zu erreichen sein. Aber auch dafür werden die umtriebigen Studierenden sicherlich eine Lösung finden.

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