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Homepage: Feinstaub und Klimawandel

Die Firma Climate & Environment Consulting (CEC) ist eine Ausgründung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung

Klimaforschung wird nicht nur an Hochschulen und großen Forschungseinrichtungen betrieben. Oft sind auch kleine Labore und Beraterfirmen involviert. Ein Beispiel ist die Potsdamer Firma Climate & Environment Consulting (CEC). Sie ist so klein, dass nicht einmal der Pförtner des Potsdamer Telegrafenbergs sie kennt. Vier Mitarbeiter, zwei kleine Büros – das ist CEC, eine Ausgründung des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Gegründet wurde CEC im November 2005. Ihren Sitz hat die Firma zwischen den Büros der PIK-Forscher auf dem Telegrafenberg.

„Wir sind kein Ingenieurbüro. Wir betreiben Forschung“, sagt Arne Spekat, einer der Forscher des CEC. Im Bereich der Klimaforschung sind sie damit eine Ausnahme. Spekat: „Sonst findet die Forschung nur an Unis und Großinstituten statt.“ Das CEC ist anders. Es ist ein Privatunternehmen, dass den Unterhalt für seine Mitarbeiter erst einmal verdienen muss. Einmal im Jahr erscheint der Umweltforschungsplan. Geschäftsführer Frank Kreienkamp: „Dann können wir unsere Angebote abgeben.“ Für manche Projekte gehen bis zu 1000 Bewerbungen ein, bei anderen ist es leichter. Planungssicherheit über einen längeren Zeitraum bekommt man so nicht. Arne Spekat: „Ein Jahr im Vorlauf ist man aber schon sicher.“

Sorgen machen müssen sich die Mitarbeiter des CEC dennoch nicht. „Wir sind breit aufgestellt“, sagt Frank Kreienkamp. Ein Physiker, zwei Meteorologen und ein Hydrologe bilden das Team. Da ist man auf mehreren Felder Spezialist.

Kerngebiet ist die Klimaforschung. Hier hat das CEC beispielsweise Analysen für einzelne Bundesländer geliefert. Die sind mit den unzähligen Zahlenkolonnen überfordert, die ihnen die Forscher in der Regel bieten. „Wir vermitteln, was das im Detail bedeutet“, erklärt Kreienkamp. Ganz so präzise, wie die Politiker das gerne hätten, kann allerdings auch das CEC die Zukunft nicht voraussagen. „Die Wetterinstitute sind kaum in der Lage, für einige Tage Voraussagen zu treffen. Wir sollen für 100 Jahre scharfe Aussagen machen“, wundert sich Spekat. „Es kann auch immer noch dazu kommen, dass die Ostsee komplett zufriert“, ergänzt sein Kollege Kreienkamp. Alles, was die Forscher bieten können, sind Spannbreiten und Wahrscheinlichkeiten. Auch das gilt es zu vermitteln.

Neben der Klima- und Klimafolgenforschung beschäftigt sich das Team mit Grundwasserfragen, Wasserhaushalt und Luftverschmutzung. Für das Umweltbundesamt wurde beispielsweise ein Prüfsystem für die Kontrolle der Luftgütedaten entwickelt. In einer aktuellen Studie untersucht das CEC die Herkunft von Feinstaub. „Das war auch für uns Neuland“, sagt Kreienkamp. Die Fragestellung: Entsteht der Feinstaub wirklich immer da, wo er auch gemessen wird, beispielsweise in der Potsdamer Innenstadt? Oder kommt er von weiter weg?

Sollten solche Forschungsaufträge mal ausbleiben, haben die CEC-Forscher noch ein Ass im Ärmel. Sie haben ein Modell zur Wettervorhersage programmiert. Der Clou: Das CEC-Modell braucht keinen Großrechner. Es arbeitet auf statistischer Basis und kommt mit einem normalen PC aus. So präzise wie die Vorhersagen der Wetterinstitute ist das nicht, soll es aber auch gar nicht. „Wir richten unser Augenmerk auf Schwellenländer, die kein Geld für die herkömmlichen Methoden haben“, so Kreienkamp. Auslöser des Projekts war ein Mitarbeiter, der ähnliches bereits zu DDR-Zeiten entwickelt hatte. Mittlerweile ist das Modell fertig und wartet auf den Praxistest. „Jetzt brauchen wir einen Freiwilligen, der das mal ausprobiert“, scherzt Spekat. Er ist gewiss: Gelingt der erste Praxisversuch, kommen automatisch weitere Aufträge. Spekat: „Die erste Million ist immer die schwerste.“ Sollte der Versuch gelingen, hätte das CEC ein weiteres Standbein hinzugewonnen. Und Spekat könnte seine Bekannten beruhigen. Die hatten bei seinem Wechsel in die Privatwirtschaft noch mit dem Kopf geschüttelt: „Bist Du verrückt?“ Mittlerweile fragt das niemand mehr. Kreienkamp: „Wir haben ein Gefühl dafür bekommen, was benötigt wird. Wir haben intensiven Kontakt mit den Anwendern unserer Forschung und sind nicht aus dem Elfenbeinturm.“ Bodo Baumert

Bodo Baumert

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