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Homepage: „Ein unfassbar wertvoller Schatz“ Christina Schollerer über den Online-Mooc der FH

Frau Schollerer, Ihr Online-Kurs zur Zukunft des Erzählens an der FH Potsdam war auf acht Wochen angelegt. Schalten viele Studenten da nicht irgendwann ab?

Frau Schollerer, Ihr Online-Kurs zur Zukunft des Erzählens an der FH Potsdam war auf acht Wochen angelegt. Schalten viele Studenten da nicht irgendwann ab?

Das ist eine Herausforderung, denn die Aufmerksamkeitsspanne im Internet ist tatsächlich sehr kurz. Es gilt also, das Medium genau zu kennen und beispielsweise ansprechende Grafiken, Humor und Spannungsbögen zu nutzen. Unser Mooc – das bedeutet Massive Open Online Course – besteht aus Videoclips, Quizfragen und Diskussionsforen. Die Filme sind jeweils nur ein paar Minuten lang – das wird angenommen. Eine 90-minütige, abgefilmte Vorlesung würde online nicht gesehen werden.

Sie haben über 91 600 Teilnehmer. Wie viele beteiligen sich aktiv?

Exakt lässt sich das nicht erfassen. Unsere 53 Videos wurden aber bislang fast zwei Millionen Mal angesehen, bei Facebook verfolgen 21 000 Menschen unsere Mitteilungen. Rund 3000 Teilnehmer erledigen auch die freiwilligen kreativen Aufgaben, drehen Videos und schreiben Texte. Das ist der Kern, der dem Seminar regelmäßig folgt. Seit wir vor zwei Wochen bekannt gaben, dass Absolvierende des Kurses ein Teilnahmezertifikat erhalten, gab es noch einmal einen kleinen Zuwachs.

Was ist der größte Unterschied zwischen einem Präsenzseminar und einem Mooc?

Die Produktionsweise und Wiederholbarkeit. Produziert wird nur einmal. Einen Online-Kurs kann ich mehrmals hintereinander schauen, wenn ich den Inhalt nicht sofort verstehe. Ich kann das Wissen aber auch in drei Jahren noch mit ein paar Klicks wieder auffrischen. Passe ich im Hörsaal mal nicht richtig auf, ist die Chance vertan und der Vortrag geht weiter. Außerdem ermöglicht uns die Produktionsweise, renommierte Gastdozenten aus der ganzen Welt vor der Kamera zu Wort kommen zu lassen, etwa die Kinderbuchautorin Cornelia Funke in Los Angeles. In einem kleinen, einmaligen Präsenzseminar wäre das utopisch.

Welche Auswirkungen hat das neue Format auf die Lehre?

Unser Ziel ist es, die Leute dazu zu animieren, selbst aktiv zu werden. Die Dozenten sind nicht mehr die Wächter des Wissens, sondern liefern Anregungen, die die fachliche Diskussion mit den Studenten aus aller Welt antreiben soll. Für mich als Wissenschaftlerin ist dieser Austausch ein unfassbar wertvoller Schatz.

In den USA sind Moocs bereits etabliert. Hat Deutschland Nachholbedarf?

Ja, aber die Gründe dafür sind zwiespältig: Einerseits haben viele Institute in den USA finanziell und personell größere Kapazitäten. Andererseits sind Moocs in Deutschland auch deshalb weniger nachgefragt, weil die Zugangshürden zur Bildung ohnehin geringer sind. Moocs stellen für mich aber nicht die Zukunft der Präsenzuniversität, sondern eine sehr gute Ergänzung zu dieser dar.

Ihr Kurs erreicht allein mehr als 25 Mal so viele Menschen wie alle Präsenzkurse der FH Potsdam zusammen. Sind Moocs für kleine Institute eine Chance, sich gegen namhafte Unis durchzusetzen?

Wir haben den Kurs nicht gemacht, um die Reichweite der Hochschule zu vergrößern und so groß wie Stanford zu werden. Es ist aber wichtig, dass die Wissensvermittlung nicht monopolisiert wird. Dazu können Moocs kleinerer Hochschulen beitragen.

Das Gespräch führte Christopher Weckwerth

Offiziell lief der Kurs bis 21. Dezember 2013. Einschreibungen sind aber weiter möglich, ein YouTubeChannel wurde eröffnet: https://www.youtube.com/user/officialStoryMOOC

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