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Homepage: Digitales Lehren lernen

Die Universität Potsdam untersucht die Verwendung der neuen Medien an Schulen. Dabei gibt es noch rechtliche Hürden

Tablet, Computer und Internet haben auch Einzug in den Schulunterricht genommen. An der Universität Potsdam koordiniert die Referentin für Medienbildung und mediengestützte Qualifizierung, Ilka Goetz, angehende Lehrer, die in ihrer Ausbildung Neues über die digitalen Welten lernen. „Sicherlich, wer heute auf Lehramt studiert, der ist mit Computer und Internet aufgewachsen. Aber das heißt nicht, dass die Lehramtsstudenten auch unmittelbar fachdidaktisch für den Einsatz der Medien qualifiziert sind“, sagt Goetz. Denn auch die Vermittlung der Medienkompetenz will studiert sein. Deshalb gibt es an der Universität Potsdam Seminarangebote für Lehramtsstudenten, in denen sie sich gezielt zum Einsatz von Tablet und PC im Unterricht schlaumachen können. Verschiedene Forschungsprojekte der Universität untersuchen, wann und wie Kinder im Unterricht sinnvoll mit digitalen Medien arbeiten können.

Ulrich Kortenkamp und Heiko Etzold, zwei Fachdidaktiker von der Uni Potsdam, bereiten den Einsatz von Tablets in der Rosa-Luxemburg-Schule in Potsdam vor. Damit setzen sie ein Projekt fort, das sie schon an der Montessori-Grundschule in Leipzig erprobt haben und das einige neue Erkenntnisse gebracht hat, die sie nun umsetzen. „Zuerst dachten wir, digitales Lernen und die Vermittlung von frühen Kenntnissen über Informatik ist am besten im Mathematik-Unterricht untergebracht. Aber das stimmt gar nicht, Informatik lässt sich in allen Fächern unterbringen“, hat Kortenkamp erkannt. Wenn es etwa darum gehe, zu beschreiben, wie ein Computerprogramm funktioniere, gehöre dies eher in den Deutsch-Unterricht. Bei einem Seminar demonstrieren die beiden Didaktiker, wie der Übergang von der physischen in die virtuelle Welt auch in der Mengenlehre vollzogen werden kann. Auf einer Tafel und dann auf dem Tablet verschieben sie Punkte, Mengen und bunte Würfel. Das Zahlenverständnis der Schüler soll trainiert werden. „Irgendwann werden die Würfel und Mengen zu groß, dann ist es einfacher, mit dem Tablet weiterzumachen“, so Etzold.

Die virtuelle Welt birgt allerdings auch Schwierigkeiten, nicht zuletzt rechtliche. Denn Daten, mit denen die Schüler auf dem Tablet hantieren, sollten sinnvollerweise für die nächste Unterrichtsstunde oder das nächste Semester gespeichert werden. Das allerdings sei unter datenrechtlichen Gesichtspunkten schwierig. Es müsste ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, in dem Lehrer und Schüler zuverlässig arbeiten und Daten speichern können, fordern die Wissenschaftler. „Das ist aber nur auf Bundesebene möglich. Eine Schule oder ein Bundesland kann da wenig ausrichten“, konstatiert Etzold. Ein weiteres tatsächliches Problem sei, dass Daten auf einem Speicher abgelegt würden und dann wohl zwangsläufig auch die NSA mitlese. Wenn ein heute schwacher Schüler sich später für einen hoch qualifizierten Job bewerben würde, wäre er womöglich mit seinen schon zu Schulzeiten nicht glänzenden Noten konfrontiert, mutmaßen die Pädagogen. Dies sei zwar gegenwärtig durch Datenschutzrichtlinien eigentlich ausgeschlossen, aber die eigene Datenkontrolle sei wohl nie lückenlos.

Abseits dieser Schwierigkeiten sind Tablets und digitale Medien allerdings aus dem Unterricht kaum noch wegzudenken. Es muss aber eine entsprechende Ausstattung gewährleistet sein. „Da gibt es Unterstützung. Wenn sich eine Familie kein Tablet leisten kann, dieses aber im Unterricht gefragt ist, können Beihilfen oder Geräte beantragt werden“, erklärt die Potsdamer Pädagogin Nina Brendel. Ungefähr an 18 Prozent der Brandenburger Schulen würden Tablets bereits eingesetzt, so Brendel. Wenn Schüler bereits in der Grundschule auf ein Tablet zugreifen würden, so stärke dies unmittelbar ihre Lernmotivation. Dieser Motivationseffekt würde zwar im weiteren Verlauf des Schuljahres abnehmen, aber nie ganz verschwinden.

Abseits dessen ermöglicht das Medium allerdings auch neue pädagogische Konzepte. Beispielsweise beim Erlernen des Lesens. Auf dem Tablet könne ein Text vorgelesen werden und der Schüler könne diesen Text auch auf dem Bildschirm verfolgen, so Brendel. Dabei könne die Lesegeschwindigkeit gemessen und gesteigert werden, indem das Tempo des Vorlesens variiert werde. Da sich das Medium auf den einzelnen Schüler einstellen lasse, wäre so auch bei größeren Klassen eine individuelle Abstimmung auf den jeweiligen Fortschritt des Schülers möglich.

Entsprechende Versuche darüber, wie das Erlernen des Schreibens vom Tablet unterstützt werden kann, hat Sabrina Gerth von der Universität Potsdam durchgeführt. Sie hat herausgefunden, dass der geringere Oberflächenwiderstand des Tablets eine stärkere Konzentration beim Schreiben erfordert als das Schreiben auf Papier. Allerdings sei es auch beim Computer sinnvoll, nicht mit dem Finger, sondern mit einem Stift zu schreiben und so eine größere Präzision beim Schreiben zu erreichen. Ausgangspunkt sollte aber dennoch das geschriebene Papier sein, denn mit dem lasse sich die Motorik zunächst besser schulen.

Richard Rabensaat

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