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Spekulationsraum. Eine metallene Spirale soll als Konzept einer Zeitstruktur symbolisieren, dass die Zukunft ungewiss ist.

© Andreas Klaer

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Medienwissenschaftsstudenten inszenieren Ausstellungen im gläsernen Labor des Syntopischen Salons

Wie gewiss ist es eigentlich, dass Prognosen, die über zukünftige Entwicklungen und Zustände abgegeben werden, auch eintreffen? Welchem Zeitmodell könnten solche Aussagen unterliegen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Studenten Stephan Orendi und Johannes Bennke. Sie eröffneten diesen Mittwoch mit ihrer Installation das zweite Projekt der Ausstellungsreihe „Extra-/Terrestrial Data Mining“ am Uni-Campus Neues Palais.

„Black Box | Möglichkeitsraum“ haben die zwei Studenten ihre theoretisch anspruchsvolle Auseinandersetzung genannt. Die Zweiteilung im Titel findet sich auch als Gestaltungsprinzip wieder. Der gläserne Kubus ist unterteilt in eine begehbare, aber von außen nicht einsehbare „Black Box“, die den Raum der Wissenschaft wiedergeben soll. Darin befindet sich ein Faxgerät, das nicht dechiffrierbare Informationen aus aus dem Jahr 2410 sendet. Außerdem hängt ein Audiogerät mit drei Tracks an der schwarzen Wand. Wiedergegeben werden Tonschnipsel, die sich mit drei vermeintlich unterschiedlichen Feldern des Klimadiskurses beschäftigen.

Die andere Hälfte des Kubus’ besteht aus einem von außen einsehbaren, aber nicht begehbaren Möglichkeitsraum, der sowohl visualisierte Messergebnisse von unterschiedlichen meteorologischen und astrologischen Prognoseverfahren zeigt als auch eine metallene Spirale. Beide Hälften sind durch ein winziges Loch miteinander verbunden, durch das aus der Black Box in den transparenten Möglichkeitsraum gesehen werden kann. Dieses Loch sei das eigentlich Mediale, das einen Hinweis darauf gebe, dass die Vorstellung und Erforschung der Zukunft ein Gegenspiel zwischen Fakt und Fiktion sei, erklärt Johannes Bennke. Letztlich geht es den Studenten um die Frage, in welchem Verhältnis die Zukunft, die einmal sein wird, mit der Zukunft, wie wir sie entwerfen, stehen werde. „Die Prognose ist die Produktion eines Sehens in die Zukunft hinein“, sagt Stephan Orendi. Durch diesen Blick sei der Möglichkeitsraum bedingt. Gleichzeitig werde dadurch auch artikuliert, dass dies nur eine Möglichkeit des Sehens ist. Was letztendlich wirklich eintreten wird, sei nicht gewiss. Die metallene Spirale soll ebendiese Idee als Konzept für eine Zeitstruktur symbolisieren.

Die Idee für „Black Box | Möglichkeitsraum“ ist im Zuge eines Seminars des Masterstudiengangs entstanden, in dem sich die Studierenden mit Formen digitaler Datenerhebung, Visualisierungen und Sounds in der Klimaforschung und Astronomie sowohl wissenschaftlich auseinandergesetzt haben als auch die Ergebnisse in Form dieser Ausstellungsreihe künstlerisch umgesetzt haben. Ziel dieser Auseinandersetzung sei es, die vermeintlich exakten Prozesse der naturwissenschaftlichen Wissensproduktion genauer anzusehen. „Denn gerade in Betrachtung der ästhetischen Gestaltungsprozesse zwischen Datenverarbeitung und Visualisierungen der Daten wird klar, dass die Bilder, die wir von fernen Planeten und Zukunftsszenarien haben, selbst nicht notwendig eindeutig seien, sondern gewissermaßen zufällig“, erklärt Christine Hanke von der Universität Potsdam, die neben Professor Anne Quirynen von der FH Potsdam das Seminar leitete.

Das Ergebnis ist nicht nur eine intellektuelle Auseinandersetzung mit den Konstruktionsbedingungen der Dinge, sondern ebenso diese Ausstellungsreihe, die insgesamt sieben unterschiedliche Projekte umfasst, die in diesem Wintersemester am Neuen Palais zu sehen sein werden. Anna Grieben

Das Projekt „Black Box | Möglichkeitsraum“ ist noch bis zum 09.11. zu sehen

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