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Beliebt bei Nektarvögeln. Schlangen-Lampionglocke „Agapetes serpens“.

© M. Burkart

Die begehrten Blüten der Schlangen-Lampionglocke: Hübscheste Heidelbeere im Himalaya

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Die Mehrzahl der Pflanzen der Welt ist von Bodenpilzen abhängig, und diese Pilze hängen auch von den Pflanzen ab. Pilzfäden umgeben die Wurzeln und dringen in sie ein; sie helfen Pflanzen bei der Aufnahme von Nährstoffen und erhalten von ihr Produkte der Photosynthese.

Einen besonderen Typ dieser Symbiose zeigen die Heidekrautgewächse, zu denen auch Rhododendron und Azaleen sowie Heidelbeeren und ihre Verwandten gehören. Sie wachsen vor allem in kalten und gemäßigten Breiten sowie in tropischen Bergländern auf sauren Humusböden. Die Pflanzen fördern mit ihren Pilzpartnern sogar die Sauerhumusbildung aktiv, was viele nicht angepasste Arten verdrängt. Die hohen Niederschläge tropischer Bergländer wirken im Boden in dieselbe Richtung.

Aus den regenreichen Höhenlagen des Himalaya zwischen 1000 und 2000 Metern stammt die Schlangen-Lampionglocke (Agapetes serpens). Das Heidekrautgewächs ist eng mit den Heidelbeeren verwandt. Der deutsche Name bezieht sich auf die apart gestreiften roten Blüten, die an chinesische Laternen erinnern, während Agapetes „heißgeliebt“ bedeutet; die Schlange erklärt sich aus den langgestreckten Trieben. Von diesen Trieben hängen die roten Glocken herab – heißgeliebt von Nektarvögeln, den altweltlichen Gegenstücken zu den neuweltlichen Kolibris. Nektarvögel sind allerdings weniger stark an Blüten angepasst; sie beherrschen den Schwirrflug der Kolibris kaum und setzen sich lieber beim Essen.

Nun bieten die vielen Arten der Lampionglocken, im Unterschied zu typischen Nektarvogel-Blumen, keinen Sitzplatz an. Sie wären also eher ein Fall für Kolibris, die es jedoch in Asien nicht gibt. Seit einiger Zeit ist allerdings bekannt, dass im Tertiär „Ur-Kolibris“ in Europa und Westasien vorkamen. In der Grube Messel bei Frankfurt am Main und auch im Kaukasus hat man solche Fossilien gefunden, und die Messeler Funde zeigen bereits Merkmale, die auf eine den heutigen Kolibris ähnliche Lebensweise deuten.

Die für Vögel attraktive leuchtend rote Blütenfarbe verwandelt sich jedoch durch eine einzige Mutation in Violett, das von Bienen viel besser gesehen werden kann als Rot. Die rund 30 Millionen Jahre, die seit dem Ableben der fossilen Kolibris vergangen sind, reichen für deutlich weitergehende Veränderungen. Offenbar setzen sich die Nektarvögel einfach auf den Baumstamm oder Ast, über den die Schlangen-Lampionglocke mit ihren langen Blütentrieben kriecht, oder sie versuchen doch einmal einen Schwirrflug.

Was den Blütenbesuch generell betrifft, so sind Vögel mit ihrem Federkleid an die feuchte Kühle der Berglagen viel besser angepasst als Insekten, wie jede Ente auf der winterkalten Havel demonstriert. Michael Burkart

Michael Burkart

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