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Homepage: Der Zufall bleibt Zufall Einstein irrte darin,

dass Gott nicht würfelt

dass Gott nicht würfelt Die Frage nach dem Zufall hatte zahlreiche Zuhörer, von Kindern bis Senioren, zur Sonntagsvorlesung auf dem Jahrmarkt der Wissenschaften im Lustgarten angezogen. Gibt es den Zufall oder geschieht alles mit Notwendigkeit? Bis ins 20. Jahrhundert hinein war in der Wissenschaft der Gedanke, dass etwas zufällig passiert, undenkbar. Denn, so sagte Albert Einstein: „Gott würfelt nicht.“ Die Prozesse der Welt foltgen demnach Gesetzmäßigkeiten, die es nur zu entdecken galt. Auf unterhaltsame Weise veranschaulichte Martin Wilkens, Professor für Quantenoptik an der Universität Potsdam, Einsteins Rolle in der Geschichte der Quantenmechanik, jener statistischen Theorie, die sich auf die Gesetze mikrophysikalischer Systeme bezieht. Sie sagt, dass man bei Messungen von Lichtquanten (Lichtwellen bestehen aus Quanten genannten Teilchen) nicht den Ausgang jeder einzelnen Messung vorhersagen kann, sondern nur relative Häufigkeiten bei vielfacher Messung. Was 1900 als Quantentheorie durch Max Planck begann, führte 1935 schließlich zu Einsteins grundlegender Kritik an der Quantenmechanik. In seiner Powerpointpräsentation ließ Martin Wilkens die zwei Väter der Quantenmechanik, Albert Einstein und Niels Bohr, in Sprechblasen debattieren: „Woher kommt der Zufall?“, fragte Einstein. „Aus der unkontrollierbaren Wechselwirkung mit dem Messgerät“, war die Meinung von Bohr. „Dann gibt es den Zufall nur wegen unserer Ignoranz in Bezug auf Details, die wir nicht kennen.“ Könnten wir den Dingen auf den Grund gehen, würde es keinen Zufall geben, so Einsteins Überzeugung. 1935 erfand Einstein in den USA, zusammen mit den Physikern Podolsky und Rosen, eine neue Messmethode für Lichtteilchen. Damit wurde zum einen die Unbestimmtheitstheorie von Werner Heisenberg widerlegt, der, wie Martin Wilkens amüsant zu vermitteln wusste, zu den „Knabenphysikern“ gehörte, die als junge Talente den Laden aufmischten. „Einstein hat sich mal wieder öffentlich zur Quantenmechanik geäußert... wie immer eine Katastrophe“, zitierte Martin Wilkens einen Brief Heisenbergs an Wolfgang Pauli. Zum anderen widersprach Einsteins Messerfindung grundlegend der Quantenmechanik, die er schlicht als unvollständig bezeichnete. Denn bei Einsteins Versuchsaufbau hatte sich ergeben, dass Teilchen durchaus einen bestimmten, also festgelegten, Ort haben. Das Problem war nur, dass dieser Ort sich erst nach der Messung als festgelegt herausstellte, aber nicht im Vorhinein bestimmt werden kann. Es müsse an den Teilchen Elemente der Realität geben, Größen, die Messergebnisse festlegten, folgerte Einstein. Ein fragwürdiger Schluss, meinte Martin Wilkens, der andererseits aber schon die richtige Erkenntnis beinhaltete: man kann nicht alles erklären. Eine Erkenntnis, gegen die sich Einstein allerdings bis zuletzt wehrte. Erst 1964, knapp dreißig Jahre später und neun Jahre nach Einsteins Tod, interessierte man sich wieder für dessen Messerfindung. Durch den Physiker John Stewart Bell wurden Experimente angeregt, die bestätigten, dass Teilchen keine noch zu findenden Größen besitzen, die Messungen vorhersagbar machen. Damit wurde Einsteins Theorie: „Gott würfelt nicht“ widerlegt. Es gibt ihn also doch, den Zufall. Dagmar Schnürer

Dagmar Schnürer

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