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Debatte an Universität Potsdam über Finanzierung: "Die Kürzungen haben tiefe Wunden gerissen"

In den vergangenen Jahren wurden den Hochschulen in Brandenburg die Mittel gekürzt. Nun will das Land 100 Millionen Euro mehr für Wissenschaft und Forschung ausgeben. Den Hochschulen sei damit aber nicht ausreichend geholfen, sagt Uni-Präsident Oliver Günther im PNN-Interview.

Herr Günther, der Brandenburger Landtag hat für 2015 und 2016 insgesamt fast 100 Millionen Euro mehr für Wissenschaft, Forschung und Kultur beschlossen. Ist damit den Hochschulen nun ausreichend geholfen?

Den Hochschulen ist damit in jedem Fall geholfen. Der Trend geht nun in die richtige Richtung, es ist endlich Schluss mit den realen Kürzungen, die die letzten Jahre auszeichneten. Von „ausreichend geholfen“ kann allerdings leider keine Rede sein, jedenfalls nicht, was die brandenburgischen Universitäten angeht. Die Kürzungen der letzten Jahre haben hier tiefe Wunden gerissen, die Personalausstattung quer durch alle Bereiche bleibt weit hinter den bundesweit üblichen Standards zurück. Es wird Jahre dauern, bis diese Fehlentwicklung korrigiert sein wird.

Wird es in Zukunft weniger Studierende an der Uni Potsdam geben?

Die Mittelkürzungen der letzten Jahre haben natürlich auch zu einer Reduzierung der Studienplatzkapazitäten geführt, das liegt in der Natur der Sache – weniger Landeszuwendung führt schon rein rechnerisch zu weniger Kapazität. Gleichwohl haben wir durch Notmaßnahmen – wie zum Beispiel die Einstellung von zeitlich befristeten Lehrkräften – die Anzahl der Studierenden bei ungefähr 20.000 halten können. Dies kann natürlich kein Dauerzustand sein. Mit den nun zugesagten Aufwüchsen bin ich allerdings zuversichtlich, dass wir die 20.000 im Wesentlichen halten können, ohne bei der geplanten stärkeren Forschungsorientierung der Universität Abstriche zu machen.

Werden Studienbereiche wegfallen?

Eine Einschränkung des Fächerspektrums ist nicht geplant, dies schiene uns bezüglich der strategischen Ausrichtung der Universität auch nicht sinnvoll. Brandenburg braucht eine fachlich breit aufgestellte Forschungsuniversität, und dieser Herausforderung stellen wir uns gerne.

In welchen Bereichen wird der Geldmangel an der Universität am deutlichsten sichtbar?

Die gravierendsten Auswirkungen sehen wir in der Verwaltung. Fast alle Bereiche sind im Vergleich zu anderen deutschen Universitäten vergleichbarer Größe unterdurchschnittlich ausgestattet. Insbesondere bei der Betreuung der Studierenden, bei Immatrikulationsangelegenheiten oder in den Prüfungsämtern wird das sehr deutlich. Aber auch bei der administrativen Betreuung unserer umfassenden Drittmittelprojekte, im Haushaltsdezernat, im Personaldezernat, bei der Bewirtschaftung der Gebäude – es fehlt Personal an allen Ecken und Enden. Die anhaltende Überlast führt auch zu höheren Krankenständen, was die Problematik weiter verschärft. Außerdem fehlt es natürlich an Lehrpersonal, was zu überfüllten Vorlesungen und Seminaren führt. Unser gut funktionierendes internes Qualitätsmanagement hat zwar geholfen, das Schlimmste zu verhindern, aber gleichwohl, das kann so nicht weitergehen. Deshalb sind wir für die zugesagten Aufwüchse dankbar, auch wenn dies nur ein erster Schritt sein kann.

Die Studierendenvertreter sehen Land und Hochschulen gemeinsam in der Verantwortung. Was könnte die Potsdamer Uni denn noch gegen die leeren Kassen tun?

Ich denke, es bleibt unverändert wichtig, der Bevölkerung und der Politik immer wieder zu kommunizieren, warum exzellente Hochschulen gut für das Land Brandenburg sind. Die wirtschaftlichen, sozialen, demografischen und kulturellen Effekte der Hochschulen bringen das Land maßgeblich voran. Deswegen sind Hochschulausgaben keine konsumtiven Ausgaben, sondern Investitionen in die Zukunft des Landes. Deshalb wäre es für Brandenburg gut, nicht auf dem bundesweit letzten Platz zu verharren, was den Anteil der Hochschulausgaben am Landeshaushalt angeht. Universitäten sind zwar nicht billig, aber preiswert.

Die Fragen stellte Jan Kixmüller

ZUR PERSON: Oliver Günther (53) ist Präsident der Universität Potsdam. Der Wirtschaftsinformatiker ist zudem stellvertretender Vorsitzender der Brandenburgischen Landesrektorenkonferenz.

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