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Die Einsamkeit des Skispringers in der Nacht von Pyeongchang.

© dpa

AUGENringe: Spiele in der Nacht

Für die Fernsehzuschauer in Deutschland mag es angenehm sein, für die Olympioniken in Pyeongchang ist eine Zumutung: Entscheidungen um Mitternacht

Die Spiele in Pyeongchang sind schon jetzt eines der dunkelsten Kapitel in der Olympiageschichte. Wenn die Wettkämpfe in Südkorea beginnen, ist es für den Fernsehzuschauer in Deutschland finsterste Nacht. Und geht bei uns die Sonne auf, geht sie an den Wettkampfstätten schon fast wieder unter. Doch je später der Abend, desto mehr passiert bei Olympia 2018. Wohl nie zuvor bei Winterspielen gab es derart viele Entscheidungen unter künstlichem Licht.

Nun ist es in Pyeongchang in den Nachtstunden draußen nicht gerade heimelig, sondern noch um einiges kälter als am Tage. Kein Wunder, dass da nicht gerade viele Fans den Weg an die Strecken finden. So entsteht eine merkwürdige Atmosphäre, die ein bisschen an ein werktägliches Flutlichtspiel in der Kreisliga A erinnert. Während hier Opa Helmut seinen Kommentar zum Spielgeschehen lautstark und deutlich vernehmbar zum Besten gibt, macht das auf den olympischen Loipen der jeweilige Nationaltrainer.

Olympiasieg in der Geisterstunde

Nun ist es für den Fernsehzuschauer natürlich angenehm, wenn man wegen einer Biathlon-Entscheidung nicht nachts um drei Uhr aufstehen braucht, aber müssen Olympiasieger – wie im Skispringen schon erlebt – wirklich erst in der örtlichen Geisterstunde gekürt werden?

Die Antwort fällt eindeutig aus: Ja, sie müssen. Das Fernsehen will es so. In Deutschland beispielsweise sind Biathlon und Skispringen nun einmal besonders populär, und das weiß auch das Internationale Olympische Komitee (IOC). Und das hat nun mal lieber ein paar Zuschauer mehr an deutschen TV-Geräten als an Loipen oder Schanzen in Pyeongchang. Schon allein des lieben Geldes wegen. Denn sollten Euro, Dollar oder Won eines Tages nicht mehr in ausreichendem Maße fließen, wird es bei Olympia erst recht zappenduster. Jörg Leopold

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