zum Hauptinhalt
Zieh doch endlich! Die Bankräuber Simon Held (Thomas Arnold, Mitte l.) und Werner Eck (Milton Welsh), unterstützt von Mehmet (Arnel Taci, ganz l.), treffen auf Dorfpolizist Olaf Gabriel (Jörg Schüttauf) und LKA-Beamtin Gracia Keller (Rosalie Thomass).

© NDR/Gordon Timpen

ARD-Komödie mit Jörg Schüttauf: High Noon in Hedly

Die ARD versucht sich an einer Westernparodie in norddeutscher Tiefebene. Wenn da nur nicht diese großartigen Vorbilder wären.

Geld? Pah, das ist doch relativ. Schnelle Schlitten? Warum denn das? Man kommt auch mit dem Bummelzug ans Ziel. Bankräuber Simon Held (Thomas Arnold) kriecht die Melancholie aus allen Poren. Dabei hat er Schlimmes vor: Rache an Dorfpolizist Olaf Gabriel, der Simon mit einer Falschaussage vor sechs Jahren in den Knast gebracht hat und darüber hinaus auch noch dessen Bruder erschossen haben soll. Ort des Shootdowns: Hedly, ein norddeutsches Kaff in der Tiefebene nahe am Meer.

Diesen Ort gibt es gar nicht. Genauso wenig wie deutsche Vorbilder für „13 Uhr mittags“, eine Krimiwesterngroteske über einen gemütlichen Provinzbullen, der befürchtet, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat. Dieser Olaf Gabriel, der auch noch um seinen gehirntumorkranken Hund mit Namen Herr Anton bangt und gerade von seiner Partnerin verlassen wurde, ist eine Paraderolle für Jörg Schüttauf. Der Schauspieler gibt hier eine Art tragikomische Variante von Gary Cooper aus dem Westernklassiker „Zwölf Uhr mittags“ (1952) mit Grace Kelly, assistiert von Rosalie Thomass als LKA-Beamtin Gracia Keller. Die heißt wirklich so.

Ein klassisches Western-Setting im hohen Norden also: Einer kommt aus dem Gefängnis. Ein Cop fürchtet die Rache des freigelassenen Bankräubers. Die Beute von damals liegt auch noch irgendwo rum. Hilfe bekommt Cop Olaf, der seinen Posten so schnell wie möglich abgeben will, um aus dem Dorf zu verschwinden, von der stämmigen Schützenkönigin Julia (Katharina Behrens).

Wirt im „nationalen Widerstand“

Das Ganze gewürzt mit viel Ironie und Lässigkeit sowie dem Unterlaufen gängiger Rollenerwartungen im Western-Genre (von wegen starker Mann und schwache Frau). Schwarzer Humor, knorrige Typen wie der cholerische Eck (Milton Welsh), der dem melancholischen Rächer Simon Held äußerst schießwütig zur Seite steht.

Das kann natürlich auch schiefgehen. Autor Klaus Burck, Regisseurin Martina Plura („Vorstadtrocker“) und Kamerafrau Monika Plura haben fleißig US-amerikanische Fiction geschaut. In den besseren Momenten schimmert bei „13 Uhr mittags“ tatsächlich ein wenig „Fargo“, „Pulp Fiction“ oder „No Country for Old Men“ durch. Irritierend-clever die Idee mit dem nationalistischen und fremdenfeindlichen Gastwirt im „nationalen Widerstand“, der dem armen Olaf im Kampf gegen die Bösen hilft.

Bei allem Spaß, Jörg Schüttauf bei der Arbeit zuzuschauen – allzuoft driftet dieser Rachefeldzug ins Trashig-Skurrile ab. Mittendrin, als dann auch noch Olafs klappriges Fluchtwohnmobil seinen Geist aufgibt, sagt unser Held: „Das ist ja schlimmer als GZSZ.“ Ihr Ziel sei es, ein bisschen wie die Coen-Brüder als Plura-Twins sich einen Namen zu machen, sagen die Geschwister Plura über ihre Westernparodie. Da sollten sie in Sachen Stilsicherheit noch ein bisschen genauer bei den Vorbilder hinschauen.

„13 Uhr mittags“, Mittwoch, ARD, 20 Uhr 15

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false