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Die Entscheider. Anna, Emmi und Anna (v.l. obere Reihe) sowie Matthis, Laurin, Charlotte und Max (unten) sitzen in der Kinderjury des „Sehsüchte“-Festivals.

© Manfred Thomas

45. Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ in Potsdam: Welcher ist der Schönste?

Die Kinder- und die Jugendjury des Studentenfilmfestivals „Sehsüchte“ wählten ihre Favoriten.

Babelsberg - Die Jury tagt hinter verschlossenen Türen. Im Kinosaal 104 der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf ringen am Samstag sieben Kinder um eine Entscheidung. Das jüngste von ihnen ist sechs Jahre alt, das älteste zwölf. Und sie nehmen ihre Aufgabe ernst: Seit 45 Minuten diskutieren und bereden die Kinder die Filme, die sie kurz zuvor gesehen haben. Welcher von ihnen ist der Schönste? Aus neun Kinderfilmen wählt die Kinderjury des 45. Internationalen Studentenfilmfestivals „Sehsüchte“ den Gewinnerfilm aus, der am 24. April offiziell prämiert wird.

Während die Kinderjury sich bereits einer Entscheidung nähert, ist die Jugendjury noch vollauf damit beschäftigt, auf die Leinwand zu blicken. In der Kategorie Jugendfilm stehen 13 Filme zur Auswahl, die von der achtköpfigen Jury beurteilt und bewertet werden. Auch hier wird es zum Schluss einen Gewinnerfilm geben. Die Juroren der Jugendjury sind zwischen zwölf und 17 Jahre alt.

„Kinder und Jugendliche gucken sich Filme mit ganz anderen Augen an“, sagt Friederike Jage, die das Ressort Kinder- und Jugendfilm beim Filmfestival leitet. Während die Erwachsenen ihr Augenmerk eher auf technische Aspekte wie Schnitt, Ton oder Licht legten, sei für die jüngeren Filmbegeisterten etwa wichtig, wie die Figur in einem Animationsfilm gestaltet ist und welche Musik verwendet wird. „Wir wollen, dass die Filme von dem Publikum bewertet werden, das sie später auch konsumiert“, erklärt sie.

Dass diese ihre Aufgabe nicht nur ernst nimmt, sondern auch mit überraschend umfangreichem filmischem Fachwissen aufwartet, wundert Lea Busch vom „Sehsüchte“-Organisationsteam nicht: „Man unterschätzt die Kinder und Jugendlichen oft, dabei sehen sie ganz viel, was manch ein Erwachsener nicht sieht“, sagt sie. Viele hätten auch bereits Erfahrung als Jungschauspieler und Komparsen oder „besuchen unsere Kinderfilmuni“. Ihre Affinität zum Film haben die Kinder und Jugendlichen außerdem mit ihrer Bewerbung für die „Sehsüchte“-Jury bewiesen. Zum diesjährigen Festivalmotto S.P.A.C.E. schrieben, malten und bastelten sie Drehbücher, dachten sich Geschichten rund um das Thema Weltraum aus oder reichten sogar eigene Filmbeiträge ein. Insgesamt 40 Kinder und Jugendliche hatten sich beworben.

Die Filme, von denen es die besten auszuwählen gilt, sind vielfältig: Neben Spiel-, Animations- und Kurzfilmen gibt es auch einen Dokumentarfilm. Die Beiträge stammen aus der ganzen Welt – aus Deutschland, China, Indien, Großbritannien oder Belgien. Inhaltlich geht es durchaus auch um schwierige Themen: „Tragische Schicksale und der Umgang mit ihnen bilden einen Schwerpunkt, der Russland-Ukraine-Konflikt oder auch das Schicksal eines syrischen Flüchtlings werden thematisiert“, erzählt Jage. Für den besten Kinder- und den besten Jugendfilm erhalten die Filmemacher jeweils ein Preisgeld von 2500 Euro.

Dann ist es soweit. Die Türen von Kinosaal 104 öffnen sich. Auf den Kindergesichtern spiegelt sich Erschöpfung, vor allem aber Zufriedenheit. Vier Filme seien in die engere Auswahl gekommen, erzählt Sarah Hoffmann von der Filmuni, die die Kinder in ihrer Aufgabe als Juroren begleitet hat. „Jeder Film war anders“, sagt Emmily, die mit ihren zwölf Jahren die Älteste in der Runde ist. „Einer war in Schwarz-Weiß, einige Filme waren ohne Sprache, nur mit Geräuschen.“ Auf den Bewertungsbögen, die die Kinder erhalten haben, sind bei den meisten Filmen die lächelnden Smileys ausgemalt – nur wenige Filme haben ihnen offenbar nicht so gefallen. „Die Entscheidung fiel mir schwer“, sagt auch Matthis. „Viele Kinder hatten unterschiedliche Meinungen“, berichtet der Neunjährige. „Aber dann muss man damit leben, dass ein Film rausgeschmissen wird, den man selbst gewählt hätte.“ Geeinigt haben sich die Juroren am Ende trotzdem. Auf einem Video, das zur Preisverleihung des „Sehsüchte-Festivals“ eingespielt werden wird, haben die Kinder festgehalten, warum ihnen der von ihnen ausgewählte Film am besten gefallen hat. Heike Kampe

Das „Sehsüchte“-Filmfestival findet vom 20. bis zum 24. April 2016 in der Medienstadt Babelsberg statt. Insgesamt werden 114 Filme gezeigt.

Heike Kampe

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