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Eine Asiatische Hornisse wird von einem Biologen mit einem Handschuh gehalten.

© dpa/Axel Heimken

„Wir können nur noch auf Begrenzung setzen“: Asiatische Hornisse könnte Landwirtschaft gefährden

Ein Zuzügler schwirrt immer öfter durchs Land: Die Asiatische Hornisse frisst andere Insekten und besorgt Experten. Was kann man gegen sie tun?

Die eingeschleppte Asiatische Hornisse hat sich im vergangenen Jahr rasant ausgebreitet und der Blick auf das laufende Jahr verheißt aus Expertensicht nichts Gutes. Das Tier, das Honigbienen vertilgt, es aber auch auf andere Insekten abgesehen hat, komme bereits im gesamten Saarland vor.

Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seien ebenfalls stark betroffen, sagte Benjamin Waldmann, Referent für invasive Arten beim baden-württembergischen Umweltministerium. Der milde Winter und die weiter milde Witterung ohne dauerhaften Frost in diesem Frühjahr dürften dazu führen, dass sich das Tier (Vespa velutina) im Laufe des Jahres nochmals stark vermehrt.

Erstmals sogar in Berlin gesichtet

Die Hornisse wurde nun erstmals in Berlin im September 2023 entdeckt. „Weit weg von bisherigen Vorkommen“, so Waldmann. Allzu weit nach Osten ist das Tier laut dem Naturschutzbund Nabu noch nicht vorgedrungen. Aber auch etwa in Niedersachsen, Bayern und Hessen sowie Hamburg gebe es Besiedelungen. „Eine Ausbreitung in weitere Bundesländer ist möglich und zu erwarten“, sagt das Bundesamt für Naturschutz (BfN). Das macht Naturschützern große Sorgen.

„Es ist nicht abzusehen, wie sich diese rasant ausbreitende Art auf unsere heimische Insektenwelt auswirken wird“, sagt der Bienenexperte des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg, Martin Klatt. Weder sei erforscht, wie sich die Asiatische Hornisse zur heimischen und unter Naturschutz stehenden europäischen Hornisse verhalte, noch, wie sich die Erbeutung anderer Insekten auswirke.

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Stiche sind nicht gefährlich für den Menschen

Die Asiatische Hornisse jagt Honigbienen, frisst aber auch Fliegen, Käfer und Wildbienen. Ein großes Nest mit tausend und mehr Asiatischen Hornissen verbraucht deutlich mehr als elf Kilo Insekten im Jahr, sagte Kristin Krewenka vom badischen Imkerverband. Auch in Obst beißen Asiatische Hornissen ganz gerne mal rein. Für den Menschen sind die Stiche laut Nabu nicht gefährlicher als die einheimischer Wespenarten.

Welche Schäden diese Hornisse jenseits des befürchteten Insekten-Artenverlustes anrichten könnte, ist dabei unklar. Der Deutsche Imkerverband warnte Anfang März vor potenziellen Gefahren nicht nur für die Imkerei, sondern auch für die Landwirtschaft. Er verwies dabei auf eine Studie zu Schäden im Obst- und Weinbau in Galizien und Portugal.

„Der Drops ist gelutscht“

Was tun gegen die eingeschleppte Art? Die betroffenen Bundesländer setzen auf Meldeportale, wo Sichtungen und auch Nester der Tiere angezeigt werden können. In Baden-Württemberg waren es im vergangenen Jahr 550 gemeldete Nester – eine Verzwanzigfachung gegenüber dem Jahr davor. In Rheinland-Pfalz wurden nach Angaben des dortigen Umweltministeriums 2023 rund 430 Nester gemeldet und entfernt. Es könnte noch viele weitere Nester geben, die bisher nicht gemeldet worden sind.

Das Bundesland Sachsen-Anhalt, bislang praktisch nicht betroffen, befürchtet seit Neuestem ebenfalls, dass sich die Asiatische Hornisse ansiedeln könnte, und rief Mitte März dazu auf, Sichtungen auf einem Meldeportal einzutragen. Überhaupt seien die Bundesländer zum Thema invasive Arten in ständigem Austausch, betont das BfN. „Auch eine gemeinsame, bundesweite Meldeplattform für Früherkennungsarten wird von den Bundesländern aktuell besprochen.“

Daran, dass die Asiatische Hornisse je wieder aus Deutschland verschwindet, glaubt unter Experten niemand. „Der Drops ist gelutscht“, sagt Waldmann. „Wir können nur noch auf Begrenzung setzen.“ (dpa)

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