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Der urzeitliche Kiemenfuss Triops cancriformis kommt auch in der Döberitzer Heide vor.

© imago images/blickwinkel

Panzer für den Naturschutz: Kettenfahrzeug schafft Biotope für seltene Urzeitkrebse

Urzeitkrebse gibt es seit Millionen von Jahren und kommen in Deutschland noch vor, etwa in der Döberitzer Heide. Dort kam nun zum Schutz der seltenen Tiere ein ungewöhnliches Gerät zum Einsatz.

Von Monika Wendel, dpa

Sie sind als Gimmicks aus den „Yps“-Kinderheften der Siebzigerjahre und aus Experimentierkästen bekannt: Urzeitkrebse, die seit Millionen von Jahren fast unverändert geblieben sind. Doch in der Natur sind die Tierchen aus der Zeit der Dinosaurier nur noch selten zu finden.

In der Döberitzer Heide im Havelland südwestlich von Berlin kommen sie vor – in Tümpeln und Pfützen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Um zwei stark gefährdete Urzeitkrebsarten dort zu schützen, kam am Donnerstag ein ziviler Panzer zum Einsatz.

Das schwere Fahrzeug rollte auf dem früheren Militärgelände mehrere Male hintereinander über frühere Trassen, auf denen sich Biotope für die Tiere entwickeln konnten. Der Boden wird durch die Panzerfahrten wieder so verdichtet, dass sich Wasser in Kuhlen sammeln kann. Diese Pfützen sind für die Urzeitkrebse überlebensnotwendig, wie die Heinz Sielmann Stiftung als Eigentümerin des ehemaligen Truppenübungsplatzes schilderte.

Die Panzer-Fahrrinnen beherbergen laut Stiftung die beiden Urzeitkrebsarten Triops cancriformis und Branchipus schaefferi. Sie seien dort Ende der achtziger Jahre entdeckt worden, sagte der Experte bei der Heinz Sielmann Stiftung, Jörg Fürstenow. Ein Triops cancriformis könne eine Größe von mehr als zehn Zentimetern erreichen, die andere Art werde um die vier bis fünf Zentimeter groß. An den Trassen entlang von Wanderwegen hätten auch Spaziergänger in der Döberitzer Heide gute Chancen, im Sommer solche Urzeitkrebse in Pfützen zu sehen, sagte Fürstenow.

Die beiden Urzeitkrebsarten, die typisch für Truppenübungsplätze seien, kämen vereinzelt in Deutschland vor, unter anderem auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen, sagte der Biologe Alexander Gutsche, der sich auch mit dem Schutz der Urzeitkrebse in der Döberitzer Heide befasst. Die Bestände gingen aber zurück.

Der ehemalige Truppenübungsplatz im Havelland hat eine lange militärische Geschichte. Nach der Wende wurde das große Gelände ein Naturschutzgebiet. „Brände, Explosionen und Kettenfahrzeuge hinterließen große Offenlandschaften, die ökologisch sehr wertvoll sind“, so die Heinz Sielmann Stiftung, die das Areal 2004 erwarb. Dort leben – neben den Urzeitkrebsen – viele geschützte Tierarten, unter anderem Seeadler, Rotbauchunken, Wildbienen und Wiedehopfe. Auch Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche sind dort wieder angesiedelt worden. (dpa)

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