zum Hauptinhalt
Wenn Zugvögel wie die Waldrappe über Generationen im Zoo gelebt haben, brauchen sie jemanden, der ihnen in der Natur den Weg zeigt.

© Waldrappteam / Waldrappteam

Nicht ultraleicht, aber machbar: Der Waldrapp ist zurückgekommen, um zu bleiben

Die Vögel sind vor allem bekannt wegen ihrer motorisiert fliegenden Ersatzmütter. Doch eine echte Rückkehr in Natur und Natürlichkeit ist möglich.

Waldrappe waren in Europa in der Wildnis bereits ausgestorben. Inzwischen sind sie im deutschsprachigen Raum eine der in der Öffentlichkeit bekanntesten Wildvogelarten. Hauptgrund dafür sind die beeindruckenden Filmdokumentationen über Wiederansiedlungsprojekte. In ihnen gelang es, Jungtiere in Österreich und Deutschland von Menschenhand aufzuziehen und dann, spektakulär per Ultraleichtflugzeug oder Motordrachen als „Leittier“, in die Überwinterungsquartiere jenseits der Alpen zu führen.

Zurück für die Zukunft?

Von dort kehren Tiere inzwischen selbständig zurück und ziehen ihrerseits Küken auf. Eine zentrale Frage für den Erfolg solcher Projekte ist aber, wie nachhaltig sich Populationen mittelfristig entwickeln können, und wie viel Hilfe sie weiterhin brauchen werden, um ein erneutes „Aussterben“ zu verhindern.

Ein Team des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung und des österreichischen Unternehmens Waldrappteam Conservation and Research hat hierzu jetzt im Fachmagazin Oryx erstmals eine umfassende Forschungsarbeit veröffentlicht.

Guter Aufzuchterfolg in der Wildnis

Der Auswertung zufolge entwickeln sich die Populationen in den Brutgebieten stabil, mit vergleichsweise hohem Aufzuchterfolg. Dieser wird zurückgeführt unter anderem auf das gute Nahrungsangebot in den Nistgebieten. Modellrechnungen ergaben zudem, dass auch einzelne extreme Umweltereignisse die Population nicht insgesamt bedrohen dürften.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Als problematisch werden neben der illegalen Jagd in Italien und Stromschlag an ungesicherten Leitungen auch die Auswirkungen des Klimawandels ausgemacht. Höhere Temperaturen im Herbst verzögern den Abflug in Richtung Süden. In der Folge haben es die Vögel schwerer, ihr Ziel zu erreichen, etwa durch plötzliche Wintereinbrüche oder aufgrund dann fehlender Thermik.

Die Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels wird bei der Planung von Artenschutzprojekten in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein.

Johannes Fritz, Leiter des „Waldrappteams“

Laut Johannes Fritz, Leiter des „Waldrappteams“, werde auch bei anderen Arten „die Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels bei der Beurteilung und Planung von Artenschutzprojekten in Zukunft von entscheidender Bedeutung für deren Erfolg sein.“

Auswilderung und Wiederansiedlung von Arten in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten gilt als wichtiger Bestandteil des zukünftigen Arten-und Naturschutzes weltweit. Der Aufwand ist meist hoch und die Resultate sind bisher eher gemischt. Erfolgen wie denen mit dem Waldrapp und dem Bartgeier im Alpengebiet oder dem Luchs im Harz stehen etwa mehrere wegen Erfolglosigkeit wieder eingestellte Projekte mit dem Auerhuhn gegenüber.

Der Waldrapp gehört zu den Ibissen. In Europa galt er lange Zeit als ausgestorben.
Der Waldrapp gehört zu den Ibissen. In Europa galt er lange Zeit als ausgestorben.

© Waldrappteam

Weltweit laufen derzeit mehr als 100 solche Projekte, von Versuchen mit der Addax-Antilope in Teilen Afrikas über den Borneo-Orang-Utan in Kalimantan bis zum Numbat in Australien. Auch mit Pflanzenarten gibt es solche Versuche.

Die Idee und Praxis der Auswilderung an sich sind nicht neu. In den Alpen etwa war der Steinbock bis auf eine lokale Population soweit bekannt komplett ausgestorben, als man 1906 mit der letztlich sehr erfolgreichen Wiederansiedlung begann.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false