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Wuhan Institute of Virology.

© imago images/Kyodo News

Update

Neuer Bericht zu Covid-Ursprung: Angebliche Beweise für einen Laborunfall vorgelegt

Laut einem Bericht, der von einem ehemaligen republikanischen US-Senator in Auftrag gegeben wurde, ist ein Laborunfall wahrscheinlicher als ein natürlicher Ursprung der Pandemie. Wieder aber fehlen eindeutige Beweise.

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Die Corona-Pandemie neigt sich dem Ende zu, doch die Frage zum Ursprung des Virus ist noch immer ungeklärt. Ein neuer Bericht, der am Montag von einem republikanischen Mitglied des Gesundheitsausschusses des US-Senats veröffentlicht wurde, soll nun weitere Beweise dafür liefern, dass die Pandemie durch einen Laborunfall und nicht durch ein Tier ausgelöst wurde. In Auftrag gegeben wurde er von dem früheren republikanischen Senator Richard Burr. Erarbeitet wurde der Bericht von einer Gruppe, die sich „The Muddy Waters Group“ nennt, ohne dass Autoren genannt werden.

Laut einem Bericht der „Wall Street Journal“ soll es sich dabei auf ein Expertenteam handeln, das sich auf offene Quellen, darunter medizinische Studien, wissenschaftliche Zeitschriften und chinesische Regierungsdokumente, stützt.

Grippeähnliche Symptome und überfüllte Kliniken?

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass das Sars-Cov-2-Virus erstmals zwischen dem 28. Oktober und dem 10. November 2019 aufgetreten sei - Wochen früher, als die chinesische Regierung behauptet, und ähnlich an einer früheren Einschätzung des US-Geheimdienstchefs.

Ein chinesischer Forscher habe im November 2019 mit der Arbeit an einem Impfstoff gegen Sars-Cov-2 begonnen, behauptet der Bericht. Dies deute darauf hin, dass China bereits vor Ausbruch Kenntnis von dem Virus hatte.

Etwa zur gleichen Zeit soll das Wuhan Institute of Virology ungewöhnlich hohen Wert auf die Verbesserung seiner biologischen Sicherheitsprotokolle gelegt haben. Zu den Maßnahmen gehörten offenbar der Besuch eines hochrangigen Beamten aus Peking, Fortbildungskurse zur biologischen Sicherheit für das Personal und Sofortmaßnahmen zur Beschaffung neuer Sicherheitsausrüstung.

Laut dem Bericht soll es auch zu einem Anstieg der Fälle von grippeähnlichen Erkrankungen in Wuhan im Oktober und November 2019 gekommen sein, so chinesische epidemiologische Daten und Beobachtungen des US-Konsulats in Wuhan. Die Erkrankten seien negativ auf Influenza getestet worden.

Zu dieser Zeit hätten Satellitenbilder außerdem eine Zunahme von Fahrzeugen, die vor großen Krankenhäusern in der Stadt parkten, verzeichnet. Dies lege eine erhöhte Krankenhausauslastung nahe. Dem Bericht zufolge könnte es sich dabei um unerkannte erste Fälle von Covid-19 gehandelt haben.

„Es ist nicht zweifelsfrei geklärt, aber die Beweise überwiegen, dass das Virus aus einem unbeabsichtigten Laborleck in Wuhan, China, stammt“, sagte Senator Roger Marshall, der den Bericht herausgab, gegenüber dem Wall Street Journal. „Wir werden nicht in der Lage sein, dies in einem Strafprozess zu beweisen. Aber ich glaube, dass es genug Beweise gibt, um in einem Zivilprozess eine Jury zu überzeugen“, sagte Marshall.

Patent auf Impfstoff

Dass der Bericht substantielle Erkenntnisse zum Pandemie-Ursprung beitragen wird, scheint allerdings unwahrscheinlich. So stützt sich beispielsweise die Einschätzung, China habe schon im November 2019 von dem Virus gewusst, auf die Tatsache, dass in China bereits im Februar 2020, nur zwei Monate nachdem China der WHO den Ausbruch offiziell meldete, ein Patent für einen Impfstoff eingereicht wurde. Die Autoren des Berichts halten eine solche kurze Entwicklungszeit für unmöglich, ohne allerdings genauere Informationen zu dem Patent darzulegen.

Bei den in China eingesetzten Impfstoffen handelt es sich jedoch lediglich um inaktivierte Viren. Die grundsätzliche Verfahrensweise, um sie herzustellen, ist bekannt. „Ein Patent bedeutet nicht, dass ein Impfstoff vorliegt, es beschreibt nur, wie einer herstellt werden könnte“, kommentiert dazu Rolf Hömke vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller. „Ohne genaue Kenntnis des chinesischen Patentwesens lässt sich nicht seriös abschätzen, wie schnell dort ein Patent für einen Impfstoff eingereicht werden konnte.“

Zudem fallen schon bei schneller Lektüre fachliche Fehler in dem Bericht auf. „Der wissenschaftliche Analphabetismus in diesem Bericht ist eine Liga für sich. Das lässt den US-Senat wie eine Lachnummer aussehen“, kommentiert der kanadische Evolutionsbiologe Michael Worobey von der University of Arizona auf Twitter.

Die chinesische Regierung bestreitet weiterhin, dass das Virus aus einem der Labore des Landes ausgetreten sein könnte, und beteuert, das Virus müsse andernorts entstanden sein.

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