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Schweine sollen Glück bringen, haben es selbst aber eher selten.

© dpa/pa/Axel Heimken

Mögliche „Fleischsteuer“: Für die Tiere ja, fürs Klima weniger

Hoher Fleischkonsum schadet dem Klima, und meist kommt das Produkt nicht von „glücklichen Tieren“. Wie groß ist die Bereitschaft, über höhere Preise hieran etwas zu ändern?

Darf Fleisch mehr kosten, wenn dadurch das Tierwohl verbessert wird? Mehrheitliche Antwort laut einer aktuellen Studie: Ja. Darf es mehr kosten, wenn der Klimaschutz profitiert? Antwort der Mehrheit der 2800 befragten Erwachsenen: höchstens „jein“.

Eine Extra-Steuer auf Fleisch wird seit einiger Zeit diskutiert. Fachorganisationen und Expertengremien haben Bundestag und Bundesregierung empfohlen, ein Gesetz auf den Weg zu bringen. Hintergrund ist einerseits, dass die Haltungsbedingungen oft weit entfernt davon sind, artgerecht zu sein.

Andererseits ist wissenschaftlich belegt, dass Fleischkonsum stark zur Klimaerwärmung beiträgt. Grund sind unter anderem die für die Aufzucht verbrauchten Ressourcen sowie beim konventionellen Futtermittelanbau und durch Ausscheidungen der Tiere selbst freiwerdende Treibhausgase. Eine Steuer, so die Logik hier, könnte den Konsum senken, Einnahmen könnten für den Klimaschutz verwendet werden.

Knapp 40 Cent wären akzeptiert

Die Studie von Henrike Schwickert und Grischa Perino vom Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg ist jetzt im Fachmagazin „Nature Food“ erschienen.

Nicht unzufrieden, erzeugt aber trotzdem Methan: Milchkuh auf einer Weide im Allgäu.

© imago/Schöning / imago/Schöning

Die Teilnehmenden wurden laut der Forschenden repräsentativ für die Bevölkerung Deutschlands ausgewählt. Sie konnten für sechs gestaffelte Beträge angeben, ob sie für eine Fleischsteuer stimmen würden. 19 Cent zusätzlich pro Kilogramm befürworten demnach 62 Prozent. Bei 1,56 Euro pro Kilogramm waren es nur noch 23 Prozent. Da etwa zehn Prozent der Bevölkerung ohnehin vegetarisch leben, würde das bedeuten, dass von denen, die Fleisch essen, sich nur ein sehr geringer Anteil für eine so hohe Steuer aussprechen würde.

Wurde der Zusatzbetrag als „Tierwohlabgabe“ bezeichnet, waren deutlich mehr Personen bereit, ihn zu zahlen als im Falle einer Deklaration als „Klimaabgabe“. Noch bei 39 Cent pro Kilogramm gab es, wenn die Haltungsbedingungen sich dadurch verbessern würden, eine knappe Mehrheit.

Das Problem mit dem Zweck

Hinsichtlich einer möglichen Übertragung in die politische Praxis ist wichtig, dass in Deutschland Steuereinahmen nicht zweckgebunden sein dürfen, sondern grundsätzlich in den Gesamthaushalt fließen. Man könnte also der Bevölkerung bei einer Steuer gar nicht versprechen, dass diese direkt etwa dem Tierwohl oder den Klimaschutz zugute käme. Selbst der nominell für den „Aufbau Ost“ erhobene „Solidaritätszuschlag“ wird de facto nicht direkt für diesen Zweck verwendet.

Hier zeigt sich ein grundsätzliches Problem. Denn tatsächlich belegen viele Untersuchungen, dass die Akzeptanz, Steuern zu zahlen, höher ist, wenn man weiß, für welchen – als sinnvoll erachteten – Zweck sie eingesetzt werden. Darauf weist auf Anfrage des Science Media Centers unter anderem Tobias Gaugler hin.

Der Professor für „Management in der Ökobranche“ an der TU Nürnberg bezweifelt auch, dass im konkreten Fall Klimaschutz tatsächlich so weit hinter den Tierschutz zurückfällt. Denn die Gruppe junger Teilnehmer, denen Klimaschutz überdurchschnittlich wichtig ist, sei in der Studie „etwas unterrepräsentiert“. 

Indirekte Effekte

Dass ein höherer Fleischpreis den Konsum verringern würde sei aber „wissenschaftlich sehr robust nachgewiesen“, so Linus Mattauch, der an der TU Berlin nachhaltige Ressourcennutzung erforscht. So würden „auch die negativen Umweltfolgen der Massentierhaltung eingedämmt – von Treibhausgasen über Nitrat im Grundwasser und Luftverschmutzung bis hin zur Entwaldung durch den Anbau von Futtermitteln“. 

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