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Der Bindengrundkuckuck (Neomorphus radiolosus) lässt sich in tropischen Waldgebieten auch anhand seiner Lautäußerungen nachweisen.

© John Rogers

Klanglandschaften: Geräusch-KI lässt auf Artenvielfalt schließen

Werden Acker oder Weide aufgegeben, kann Wald sich die Fläche zurückholen. Aus den Geräuschen der Tiere dort lässt sich mithilfe von KI-Modellen schließen, ob auch die ursprüngliche Artenvielfalt zurückkehrt.

Über eine automatisierte Analyse von Tierlauten lässt sich einer Studie zufolge gut auf die Entwicklung der Artenvielfalt in einem Gebiet schließen. Getestet wurde die Auswertung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) auf tropischen Wiederbewaldungsflächen, wie ein Team um den Forstwissenschaftler Jörg Müller von der Universität Würzburg im Fachjournal „Nature Communications“ berichtet. Berücksichtigt wurden Laute von Vögeln, Amphibien und Säugetieren.

Studien hatten bereits zuvor gezeigt, dass das Vorkommen von Tierarten im Zuge der Zerstörung von Wald oder seiner Wiederherstellung anhand von Klanglandschaften verfolgt werden kann. Das Forschungsteam installierte nun Aufnahmegeräte im Norden Ecuadors in Südamerika auf nicht mehr bewirtschafteten Weiden und Kakaoplantagen, auf denen sich nach und nach wieder Wald ansiedelt. Anschließend wurden die Aufnahmen der Tierstimmen mit KI-Modellen analysiert.

Ein Aufnahmegerät und eine automatische Lichtfalle, mit der Nachtinsekten gefangen werden können.

© Annika Busse

„Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Sounddaten ganz exzellent die Rückkehr der Biodiversität in den aufgelassenen Landwirtschaftsflächen widerspiegeln“, sagt Müller. Die Artengemeinschaften seien im Wald ganz charakteristisch zusammengesetzt und unterschieden sich deutlich von denen auf noch aktiven Agrarflächen.

Aus Sicht der Forscher könnten die verwendeten KI-Modelle eine Grundlage bieten, um die Biodiversität auch auf anderen Wiederbewaldungsflächen zu untersuchen. In einem nächsten Schritt möchten die Wissenschaftler ihre Modelle verbessern und erweitern, um mehr Arten erfassen zu können. Das System soll künftig etwa auch im Nationalpark Bayerischer Wald zum Einsatz kommen.

„Unsere KI-Modelle können die Basis für ein sehr universelles Instrument zur Überwachung der Biodiversität in Wiederbewaldungsflächen sein“, ist Müller überzeugt. Das System könne bei Aufforstungsprojekten auch überwachen helfen, ob in einem Gebiet tatsächlich wie angegeben wieder ein vielfältiger Wald entsteht oder doch nur eine artenarme Monokultur. (dpa)

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