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Die Bewohner der Biosphäre 2 inspirierten den Roman „Terranauten“.

© imago images/James Mattil/James Mattil via www.imago-image

Heute vor 32 Jahren: Als den Menschen die Luft ausging

Zwei Jahre lang lebten Freiwillige in einem Gewächshaus in der Wüste Arizonas – abgeschottet vom Rest der Welt. Was als Experiment startete, entpuppte sich als Katastrophe.

Eine Kolumne von Lea Greminger

Der Sauerstoffgehalt der Luft fällt rasant, Menschen schnappen nach Luft, Pflanzen sterben ab, Tierarten verschwinden und das Essen reicht nicht mehr.

Was klingt wie der Mittelteil eines Apokalypsefilms, in der eine ökologische Katastrophe die Polkappen der Erde schmilzt und Kontinente im Wasser versinken oder zur Wüste werden, war für acht Menschen Realität.

Sie ließen sich, am 26. September 1991, heute vor 32 Jahren, freiwillig in die „Biosphäre 2“, ein luftdicht abgeriegeltes Glasgewächshaus sperren. Das Experiment, finanziert vom Öl-Milliardär und Umweltschützer Edward Bass für fast 200 Millionen US-Dollar, sollte herausfinden, ob eine Kopie der „Biosphäre 1“, der Erde möglich ist – ein geschlossenes, möglichst von der Außenwelt unabhängiges, sich selbst erhaltendes ökologisches System, in dem Menschen überleben können.

Architekten, Bauingenieure und Umweltwissenschaftlerinnen erschufen eine „Mini-Version“ der Erde, so groß wie zweieinhalb Fußballfelder: In der Biosphäre 2 lagen Wüste, Ozean mit Korallenriff, tropischer Regenwald und Mangrovensumpf nah bei einander. Die Vier Männer und vier Frauen lebten mit 3.800 Pflanzen und Tierarten zusammen, die konnten Gemüse und Obst anbauen, hatten ein Labor, eine Küche und auch eine Bibliothek. Alles, was man braucht.

Die acht „Bionauten“ hielten es exakt zwei Jahre und 20 Minuten in der Erdkopie aus – länger hätten sie nicht überleben können. Schon nach nur einem Jahr ging ihnen die Luft aus. Der Sauerstoffgehalt war von 21 auf 14,2 Prozent gesunken. Damit sie nicht erstickten, wurde ihnen Sauerstoff von außen zugeführt – das Experiment war gescheitert, die Mini-Erde war nicht mehr autark.

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Ohnehin reichte das selbst angebaute Essen nicht aus, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten starben aus und Ameisen und Kakerlaken nahmen Überhand.

Könnte es uns auf Biosphäre 1 bald auch so ergehen? Das versuchen Forschende der Universität Arizona, die das Glashaus weiter verwaltet, zu verhindern: Sie untersuchen darin, wie sich der Klimawandel auf unsere Ökosysteme auswirkt. Damit die Menschheit daraus lernt und handelt, damit ein Leben unter Glaskuppeln nie Realität wird, sondern Stoff für Endzeitfilme bleibt.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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