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An einem diabetischen Fuß kann sich eine chronische Wunde bilden. Durch eine rechtzeitige Behandlung kann sie aber wieder abheilen.

© Foto: Tsp / Thilo Rückeis

Folgen der Corona-Pandemie: Diabetiker sind offenbar unterversorgt

Die Betroffene mieden laut einer neuen Studie unter anderem aus Angst vor Ansteckung die Krankenhäuser. Ausgewertet wurden Daten von mehreren Millionen Kassenpatienten in Norddeutschland.

Eine aktuelle Studie des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf (DDZ) hat Hinweise auf eine Unterversorgung von Diabetes-Patienten im ersten Pandemiejahr 2020 gefunden.

Demnach war die beobachtete Zahl von Krankenhausaufenthalten bei Menschen mit Diabetes im Jahr 2020 signifikant niedriger als aufgrund von vorhergesagten Daten angenommen wurde. Auffällig sei dabei ein deutlicher Rückgang von Krankenhausaufenthalten wegen koronarer Herzkrankheiten sowie akutem Herzinfarkt gewesen, schreiben die Forschenden im „European Journal of Epidemiology“.

Zudem habe es einen deutlichen Rückgang von Klinikaufenthalten aufgrund des diabetischen Fußsyndroms gegeben. Dabei handelt es sich um chronische Wunden, die durch unbemerkte Druckstellen entstehen. Im Gegensatz dazu waren Aufenthalte wegen einer Beinamputation signifikant höher als vorhergesagt.

3,2 Millionen
Versicherte der AOK-Rheinland/Hamburg lieferte anonymisierten Daten zur Auswertung

„Dass es weniger Behandlungen wegen einer Fußwunde gab, aber vermehrte Beinamputationen, kann ein Indiz auf eine zu späte Inanspruchnahme medizinischer Versorgung sein“, erklärte Andrea Icks, Direktorin des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie an der medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie am Deutschen Diabetes-Zentrum.

Als mögliche Gründe dafür nennt Icks Angst vor einer Covid-19-Infektion und die damit verbundene Vermeidung von Arztbesuchen oder Krankenhauseinweisungen, unzureichendes Diabetes-Selbstmanagement sowie soziale Distanzierung in Verbindung mit fehlender oder begrenzter medizinischer Unterstützung.

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Grundsätzlich beobachteten die Forschenden Veränderungen in der Inanspruchnahme und den Ergebnissen der Gesundheitsversorgung während der Covid-19-Pandemie im Vergleich zu den Vorjahren - bei Menschen mit aber auch ohne Diabetes.  

Die Forschenden weisen allerdings darauf hin, dass ihre Ergebnisse dadurch limitiert werden, dass die Daten von einer regionalen gesetzlichen Krankenkasse stammen. „Bundesweite vertiefende Studien in diesem Bereich sind unbedingt erforderlich“, sagte Andrea Icks.

Für ihre bevölkerungsbezogene Studie hatten die Düsseldorfer Forschenden anonymisierte Daten von 3,2 Millionen Versicherten der AOK-Rheinland/Hamburg ausgewertet.  Ziel der Studie war es, die Hospitalisierungsrate und Mortalität von Menschen mit und ohne Diabetes in Deutschland im Pandemiejahr 2020 im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 zu analysieren. 

Mit Hilfe von Algorithmen schätzte die Forschungsgruppe alters- und geschlechtsstandardisierte Sterblichkeitsraten, Raten für allgemeine Krankenhausaufenthalte sowie für Krankenhausaufenthalte aufgrund von koronarer Herzkrankheit, akutem Herzinfarkt, Schlaganfall, diabetischem Fußsyndrom und Beinamputationen bzw. Amputationen unterhalb des Fußknöchels bei Menschen mit und ohne Diabetes. Die Raten für das Jahr 2020 wurden mithilfe einem statistischen Verfahrens vorhergesagt und anschließend jeweils mit den beobachteten Raten aus den Versichertendaten verglichen.

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