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Wer sich fragt: Es ist das hintere Ende der Mutter, an dem die Jungen auf Nahrung warten.

© Carlos Jared

Einzigartig unter Amphibien: Blindwühle gibt alles für die Jungen, sogar Milch

Zappeln und Betteln sind erfolgreiche Strategien menschlicher Kinder zu kriegen, was sie wollen. Offenbar machen es heimliche Blindwühlen aus den Tropen ganz ähnlich.

Blindwühlen sind weder blind, noch wühlen alle Arten dieser Amphibien im Boden. Vielleicht hat die irreführende Benennung dazu geführt, dass diese Gruppe hinter Frosch- und Schwanzlurchen wie Grasfrosch und Teichmolch die wohl unbekanntesten Amphibien stellt. Die über 220 bekannten Arten leben aber auch nur in den Tropen und Subtropen.

Amphibien haben als Tierklasse diesen Namen bekommen, weil sie eben amphibisch leben, teils im Wasser, teils an Land. Den meisten Arten gemein ist, dass sie Balzrituale haben, Eier legen, die außerhalb des Körpers befruchtet werden, die Larven im Wasser heranwachsen und nach einer Metamorphose – wie von der Kaulquappe zum Frosch – an Land krabbeln.

Doch es gibt auch Unterschiede, evolutionäre Alleingänge, die zu bizarren Ausprägungen des typischen Amphibienlebenslaufes geführt haben. Dazu gehören Kaulquappen, die sich in Hauttaschen auf dem Rücken des Muttertiers oder in den Kehlsäcken eines Männchens entwickeln oder auch Nachwuchs, der sich von Haut der Mutter ernährt oder bis zur Lebendgeburt in ihren Eierstöcken mit einem nahrhaften Sekret versorgt wird.

Über einen weiteren Sonderweg berichten nun Forschende um Pedro Mailho-Fontana vom Instituto Butantan im brasilianischen São Paulo in der Zeitschrift „Science“ – eine neue Form der mütterlichen Versorgung von Nachwuchs. Die Weibchen der brasilianischen Blindwühlenart Siphonops annulatus versorgen ihre Nachkommen nach dem Schlüpfen mit einer Art Milch.

Es handelt sich dabei nicht um das Drüsensekret, mit dem Säugetiere ihre Jungen ernähren, sondern um die Nährflüssigkeit, mit der die Jungen anderer Blindwühlenarten innerhalb der Eierstöcke der Mutter versorgt werden. Die Weibchen von Siphonops annulatus legen ihre Eier aber ab und bleiben dann beim Gelege, bis die Jungtiere schlüpfen und darüber hinaus.

Die Jungen stimulieren ihr Muttertier mit Bewegungen und Lautäußerungen, wie das Team um Mailho-Fontana auf Video- und Tonaufnahmen einfing. Die Forschenden vermuten, dass Nachkommen und Muttertier auf diese Weise kommunizieren und erstere letzteres dazu bringen, die Nährmilch auszuscheiden, übrigens am hinteren Körperende.

Kein solcher Mechanismus sei von anderen Amphibien bekannt, sagen die Forschenden. Ihre Erkenntnisse erweiterten das Verständnis der Entwicklung elterlicher Versorgungsformen in der Evolution.

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