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Deutsche Pläne. Der ESM könnte Athen Geld zum Bondsrückkauf leihen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Spekulanten setzen auf Griechenanleihen Rückkaufpläne des Bundesfinanzministeriums könnten Kurse weiter steigen lassen

Athen - Griechenland ist von einer Rückkehr an die Kapitalmärkte noch weit entfernt. Die Ratingagenturen bewerten das Land mit „CCC“, also nur knapp über dem Zahlungsausfall.

Athen - Griechenland ist von einer Rückkehr an die Kapitalmärkte noch weit entfernt. Die Ratingagenturen bewerten das Land mit „CCC“, also nur knapp über dem Zahlungsausfall. Doch trotz der miserablen Bonität greifen in jüngster Zeit viele Anleger zu griechischen Staatsanleihen. Die Kurse der Schrottpapiere sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Jetzt könnten Gerüchte über einen bevorstehenden Rückkauf der Bonds für neue Kursfantasie sorgen.

Nach einem Bericht des „Spiegel“ prüft das Bundesfinanzministerium in Berlin ein Rückkaufprogramm für griechische Staatsanleihen. Damit soll Griechenland geholfen werden, seinen Schuldenberg etwas abzutragen. Die Idee ist nicht neu. Analysten und Volkswirte diskutieren sie seit Monaten. So könnte der Plan aussehen: Der Rettungsfonds ESM leiht Griechenland zu günstigen Konditionen Geld, mit dem das Land dann seine Anleihen, die zurzeit weit unter dem Nennwert gehandelt werden, zurückkaufen und vom Markt nehmen könnte. Wird zum Beispiel eine Anleihe aktuell mit 25 Prozent vom Nennwert gehandelt, könnte der griechische Staat mit jedem vom ESM geliehenen Euro Altschulden in Höhe von vier Euro abtragen. EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hatte ein solches Konzept bereits kürzlich ins Gespräch gebracht.

Es geht um jene Anleihen, die den privaten Investoren im Februar beim griechischen Schuldenschnitt in die Depots gebucht wurden. Damals mussten die privaten Inhaber der Griechenbonds – Banken und Versicherungen, aber auch Kleinanleger – auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Für die verbleibenden 46,5 Prozent bekamen sie zu 15 Prozent Anleihen des Euro-Rettungsfonds EFSF und zu 31,5 Prozent neue griechische Staatsanleihen. Diese Papiere im Nennwert von rund 63 Milliarden Euro haben gestaffelte Laufzeiten von elf bis 30 Jahren und einen variablen Kupon, der bei zwei Prozent beginnt, 2015 auf drei und 2021 auf 4,3 Prozent steigt.

Während die EFSF-Bonds nahe am Nennwert gehandelt werden, hatten die Anleger anfangs an den neuen Griechenbonds wenig Freude. Die Papiere notierten lange bei weniger als 20 Prozent ihres Nennwerts. Seit dem Frühjahr aber steigen die Kurse der griechischen Schrottbonds – und zwar kräftig.

Wer zum Beispiel Ende Mai die im Februar 2023 fällige Anleihe mit der Wertpapierkennnummer A1G1UA zum Kurs von knapp 14 Prozent kaufte, hat seinen Einsatz in nur fünf Monaten weit mehr als verdoppelt: Am vergangenen Freitag notierte das Papier bei 34,3 Prozent. Die Rendite fiel im gleichen Zeitraum von 31 unter 15 Prozent. Ähnliche Kursgewinne verzeichneten die anderen 20 Anleihen, die Griechenland beim Schuldenschnitt begab. Auch die Umsätze zeigen die stark gestiegene Nachfrage: Sie haben sich nach Auskunft von Börsenhändlern in den vergangenen Wochen verzehnfacht.

Die Kursgewinne spiegeln die Zuversicht vieler Anleger, dass ein Staatsbankrott Griechenlands und ein Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone vorerst abgewendet sind. Jetzt könnten die Gerüchte über einen Rückkauf die Kurse weiter steigen lassen. Denn ein Angebot des griechischen Finanzministers müsste sich am aktuellen Marktwert der Papiere orientieren, die Rückgabe wäre überdies freiwillig. Da die neuen Anleihen britischem Recht unterliegen, würde ein erzwungener Rückkauf, wie auch ein zweiter Schuldenschnitt, als Zahlungsausfall gewertet. Und das wird Griechenland nicht riskieren wollen. Gerd Höhler

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