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 Wohnhäuser mit Mietwohnungen in Berlin, Prenzlauer Berg.

© Imago/Seeliger

Sind die Boomer schuld?: Zwei Effekte verschärfen den Mietenwahnsinn in den Städten

Die Mietpreise in den Städten steigen weiter – und daran wird sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern, meint Immobilienanalyst Thomas Beyerle. Das hat bestimmte Gründe.

Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist angespannt und eine Verbesserung der Lage kaum in Sicht. Das erklärte Ziel der Bundesregierung, in Deutschland jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, hält Bauministerin Klara Geywitz für nicht mehr umsetzbar, wie sie in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte.

Und damit nicht genug. „Eigentlich brauchen wir wahrscheinlich sogar 500.000 bis 600.000 Wohnungen im Jahr, weil die Flüchtlinge aus der Ukraine hinzugekommen sind“, so die SPD-Politikerin.

Die anhaltende Inflation und entsprechend hohe Mietpreise feuern den ohnehin schon aufgeheizten Wohnungsmarkt zusätzlich an. Und als ob diese Faktoren nicht längst ausreichen würden, hat der Immobilienanalyst Thomas Beyerle im Tagesspiegel-Interview (T+) noch weitere Multiplikatoren ausgemacht.

Mehr bauen gegen die Wohnungsnot, aber reicht das?

Auch der Experte ist der Meinung, dass das Wohnungsangebot vor allem in deutschen Großstädten „bei weitem“ nicht mehr ausreiche. Um zumindest den hohen Mietpreisen zu begegnen, müsse seiner Einschätzung nach viel mehr gebaut werden, verrät er im Interview.

„Sobald sich die Kräne mehr drehen, also wenn mehr Angebot kommt, werden die Preise sich stabilisieren, zumindest mittelfristig“, so der Professor für Immobilienwirtschaft. Aber gilt das auch langfristig? Aber ob mehr Wohnungen ausreichen, um die hohe Nachfrage an Wohnungen zu decken? Wohl kaum, meint auch Beyerle.

Er warnt, dass die Nachfrage an Mietwohnungen auch künftig noch steigen werde. Seine These: Neben der jungen Generation, die derzeit schon in den Städten lebt, wird sich auf dem urbanen Wohnungsmarkt schon bald eine längst sesshaft gewordene Altersgruppe tummeln: die Babyboomer.

Wie die Babyboomer den Wohnungsmarkt beeinflussen könnten

„Bis 2030 tritt die Babyboomer-Generation in den Ruhestand“, so Beyerle. Die Kinder seien längst aus dem Haus und der Garten sei plötzlich zu groß. Der Immobilienanalyst prognostiziert: „Jetzt sagt die Frau: Thomas! Wir verkaufen das große Haus! Lass uns eine schöne Stadtwohnung kaufen, mit kurzen Wegen zum Arzt, und ins Theater gehen!

Folglich konkurriere die Babyboomer-Generation laut Beyerle schon bald mit den Großstadt-Millennials um Zwei- bis Dreizimmerwohnungen im urbanen Raum.

Die Nachfrage steigt an. Aus ökonomischer Sicht ist klar, wer den Zuschlag für die Innenstadt-Dreizimmerwohnung bekommt.

Thomas Beyerle, Immobilienexperte

Besteht also die Gefahr einer Verdrängung? Der Immobilienanalyst meint: „Ja, die Gefahr ist da.“ Zwar würden nicht alle Babyboomer direkt ihre Häuser verkaufen und nach Berlin ziehen. Schlussendlich steige die Nachfrage aber dennoch an: „So viele können gar nicht rausziehen, wie reinziehen werden.“

Wenn der Hausbau zur Unmöglichkeit wird

Gerade das „Rausziehen“ könnte sich für die Millennials schwierig gestalten. Denn die hohe Inflation und steigenden Bauzinsen sorgten bereits im vergangenen Jahr dafür, dass es laut Beyerle 20 Prozent weniger „Häuslebauer“ gab. Der Immobilienexperte spricht hier von „Schwellenhaushalten“, die sich gerade so Eigentum leisten können.

Wenn sich diese 20 Prozent ein Haus im Speckgürtel schlichtweg nicht leisten können, bleiben sie dem Mietmarkt quasi gezwungenermaßen erhalten. Beyerle sieht das auch an den Zahlen: „Durch den Zinsanstieg Mitte 2022 hat der Anteil der Mietgesuche in den gängigen Angebotsplattformen deutlich zugenommen.“

Der Markt wird sich also voraussichtlich weiter zuspitzen: Millennials und Babyboomer buhlen um Mietwohnungen im städtischen Raum.

Was also in dieser angespannten Lage tun? Auch dafür hat der Immobilienexperte eine Empfehlung. Im Tagesspiegel-Interview (T+) verrät Thomas Beyerle konkrete Anlagentipps und erklärt, warum eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes für ihn längst noch nicht vom Tisch ist. Lesen Sie hier das ganze Interview.

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