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Das Wetter war schuld. Wegen des langen Winters blieb die Frühjahrskollektion in den Geschäften hängen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Nicht innovativ genug

Strauss Innovation ist zahlungsunfähig. Der Händler hat jetzt drei Monate Zeit, das Geschäft zu retten.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Und wieder ist ein bekannter deutscher Einzelhändler in die Gefahrenzone gerutscht: Die Kette Strauss Innovation steht kurz vor der Insolvenz. Wie das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Langenfeld am Donnerstag bestätigte, wurde beim Amtsgericht Düsseldorf Antrag auf ein Schutzschirmverfahren eingereicht. Der Schutzschirm stellt eine Art Vorstufe zum Insolvenzverfahren dar, er ermöglicht es der strauchelnden Firma, noch drei Monate lang die Geschäfte in Eigenregie zu führen, ohne von den Gläubigern bedrängt zu werden. Außerdem werden sämtliche Mitarbeiter – nach Angaben des Unternehmens rund 1400 – von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt. Ein Aufseher soll sicherstellen, dass kein Geld unnötig abfließt.

Knapp 100 Strauss-Innovation-Filialen gibt es in Deutschland, die Mehrheit davon in Nordrhein-Westfalen. Berlin zählt 14 Läden. Seit mehr als 110 Jahren existiert die Firma, die bis Ende der 90er Jahre von der Düsseldorfer Gründerfamilie geführt wurde. Der Betrieb soll zunächst überall weitergehen wie bisher.

Nicht zum ersten Mal kämpft das Unternehmen mit finanziellen Problemen: 2008 bewahrte der schwedische Finanzinvestor EQT die Firma vor dem Ruin, 2011 wurde sie an den amerikanischen Finanzinvestor Sun Capital Partners verkauft. Er war damals der Einzige, der ein Angebot abgab. Die Kette konkurriert unter anderem mit „Butler's“ und „Tchibo“, das Angebot umfasst Textilien und Haushaltswaren sowie Dekoartikel.

Von der Zahlungsunfähigkeit betroffen ist auch die Tochterfirma Strauss Logistik. Rentabel war Strauss schon seit Jahren nicht mehr. Absolute Zahlen sind nicht bekannt, aber umfangreiche Sparmaßnahmen hätten 2010 zu einer Annäherung an die schwarze Null geführt, hieß es. An diese Entwicklung konnte in den zurückliegenden drei Jahren jedoch offenbar nicht angeknüpft werden. Von dem schlechten Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres seien trotzdem auch die Eigentümer überrascht worden, sagt man in Branchenkreisen. Strauss selbst macht das schlechte Wetter 2013 verantwortlich – der Händler setzt stark auf das Saisongeschäft. „Die lange Kälteperiode zum Jahresanfang belastete nicht nur den Absatz der Frühjahrskollektion, auch Umsatz mit Gartenmöbeln und anderen Outdoor-Freizeitartikeln blieb aus. Der Winter war ungewöhnlich mild und belastete das Weihnachtsgeschäft“, teilte das Unternehmen mit.

Zugleich gibt man sich aber zuversichtlich, dass in der gewonnenen Zeit etwas zu retten ist: Geschäftsführerin Paula Minowa erklärte, der Schutzschirm sei für Unternehmen wie Strauss geschaffen worden. „Wir verfügen über genügend Potenzial, uns aus einer Schieflage zu befreien.“

Branchenbeobachter urteilen, dass Strauss ähnlich wie Schlecker zu lange nicht auf die veränderten Anforderungen des Marktes reagiert habe. „Gemischtwarenhändler haben es immer schwerer. Das Sortiment von Strauss wirkt sehr zusammengewürfelt, eine klare Linie ist nicht erkennbar“, sagte ein Analyst dem Tagesspiegel. Auch neue Mitbewerber wie die britische Kette Primark, die auch Dekoartikel führt und mit extrem niedrigen Preisen lockt, sollen Strauss das Wasser abgegraben haben. Junge Leute wandten sich überdies mehr zu den Angeboten großer Modekonzerne wie Zara Home oder H & M Home hin, die ihre Waren auch über das Internet vertreiben und deren Trendsicherheit die Klientel vertraut.

Ein „modernes, frisches Look and Feel“ wolle sich jetzt auch Strauss Innovation verpassen, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Große Hoffnungen setze die Kette darum auf ein neues Store-Konzept, das Waren in aufwendig gestalteten „Lifestyle-Bereichen“ präsentiert. Einige Filialen seien bereits entsprechend der neuen Leitidee gestaltet worden, sagte der Sprecher, so die Filiale in Berlin-Steglitz. Die Resonanz sei sehr erfreulich.

Dass dennoch Filialen nicht nur aufgehübscht, sondern auch geschlossen werden, mag man im Unternehmen nicht ausschließen. Man sei bemüht, „bei der Sanierung die Auswirkungen auf die Mitarbeiter gering zu halten“.

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